Yomawari: Lost in the Dark (Review)

Passend zum Oktober beziehungsweise Halloween erscheinen alljährlich diverse Grusel- oder Horrorspiele. Dieses Jahr gehört dazu auch Yomawari: Lost in the Dark von NIS America. Es handelt sich dabei um einen eigenständigen Teil der Yomawari-Reihe und kann somit auch ohne Vorkenntnisse gespielt werden. Einer Warnung bezüglich mentaler Gesundheit zum Trotz habe ich mich in die Finsternis gewagt und den nächtlichen Rundgang begangen. Ernsthaft verlaufen habe ich mich im Dunkeln zum Glück nicht. Somit könnt ihr hier meine Eindrücke lesen.

Verflucht?

Protagonistin des Spiels ist eine japanische Schülerin. Das Aussehen lässt sich in gewissem Maß anpassen und auch den Namen darf man selbst wählen. Ich habe dabei den Standardnamen Yuzu beibehalten. Die Geschichte fängt für Yuzu schon alles andere als schön an. An der Schule wird sie mit Papier und anderem beworfen sowie beleidigt. Sie ist Ziel von Mobbing. Als es noch schlimmer wird, begibt sie sich auf das Schuldach und geht durch ein Loch im Zaun…

Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann…

In der nächsten Szene findet sich Yuzu in einem verschneiten Wald wieder. Ein Mädchen erzählt ihr, sie sei verflucht. Um den Fluch zu brechen, müsse sie bis zum Morgen ihre Erinnerungen wiederfinden. Auch an das Mädchen. Dafür wird Yuzu wieder in die Stadt geführt und ist auf sich allein gestellt.

Auf der Suche nach verlorenen Erinnerungen

Somit geht es dann in Yomawari: Lost in the Dark darum, in der Stadt Gegenstände als Hinweise zu finden. Für den Anfang hat man zuhause schon einen Teil davon. In Erinnerungssequenzen kann man dann den Ort sehen, den man untersuchen soll, um verlorene Erinnerungen wiederzuerlangen. Allerdings muss man als Spieler diese Orte dann erst finden. Denn die scheinbar mit Wachsmalstiften oder ähnlichem gezeichnete Karte wird nur nahe der aktuellen Position aufgefüllt. Als zusätzliche Hilfe gibt es in der Stadt verteilt Karten von Stadtteilen mit Infos.

Wenn es so verführerisch leuchtet, hebe ich es auf.

Aber angesichts der Situation bin ich nachsichtig mit Yuzu, die sicher eigentlich mehr Ortskenntnis haben dürfte. Allein in der Finsternis, nur bis zum Morgen Zeit, Erinnerungen wiederzufinden und einen Fluch zu lösen. Und vielleicht hat sie auch ihre Stadtkenntnisse vergessen? Zudem treiben noch allerlei Monstrositäten in der Stadt ihr Unwesen.

Die Zeit ist dabei übrigens kein drängendes Spielelement, sondern nur für die Story wichtig. Die Stadt ist zwar zusammenhängend gestaltet, aber man kann nicht gleich überall hin. Abseits storywichtiger Dinge gibt es noch allerlei Sammelkram zu finden.

Augen zu und durch.

Augen zu und durch? Keine allgemeine Lösung

Schon im verschneiten Wald trifft Yuzu auf erste Monster. Das mysteriöse Mädchen hilft dort mit einem Tipp. Diese Monster nehmen Yuzu nämlich nicht wahr, wenn sie ihre Augen verschließt. Wen ich nicht sehe, der sieht mich nicht? Mit geschlossenen Augen verengt sich der sichtbare Bildschirmausschnitt, als Spieler sieht man also zum Glück durchaus noch etwas darin. Monster in der Nähe werden als rote Markierungen dargestellt. Je näher Monster sind, desto stärker wird übrigens Yuzus Herzschlag, in Ton und Rumble-Effekt dargestellt. Wie eine Art Annäherungssensor. In sehr langsamen Tempo kann sie sich auch mit geschlossenen Augen bewegen. Hoffentlich in relative Sicherheit. Da sich manche Gegner trotzdem bewegen, kann das auch schiefgehen.

Sieht nicht freundlich aus.

Aber es gibt auch anders agierende Monster. Manche verschwinden sogar, wenn Yuzu die Augen lang genug geschlossen hält. Nun, wenn es hilft? Manche Gegner wird man auch auf andere Weise los. Man kann zum Beispiel manchmal Steine finden, die man werfen kann. Das hilft natürlich nur bei manchen, ich habe das auch eher spärlich eingesetzt. Es gibt unter anderem auch Monster, vor denen man fliehen sollte, andere gehen strikt ihren Weg ab.

Zum Glück sind verfolgende Monster nicht besonders schnell. Denn Yuzu kann zwar „rennen“, aber einen großen Unterschied macht das nicht. Zum einen ist ihr Tempo dabei nicht allzu hoch, zum anderen sinkt die dafür nötige Leiste mit starkem Herzschlag schneller. Und wie ihr euch sicher erinnert, der steigt in der Nähe von Monstern an. Aber immerhin bleibt sie nicht vor Angst erstarrt stehen, das kann man ihr zugute halten.

Katzen! Leider konnte ich sie nicht streicheln.

Fazit

Yomawari: Lost in the Dark hat bei mir gemischte Eindrücke hinterlassen. Atmosphärisch hat es bei mir keinen Horror, aber durchaus Gänsehaut ausgelöst. Auch der ein oder andere Jump Scare hat mich überrascht. Ironischerweise teils auch bei wiederholtem Auftreten. Auch der Verzicht auf Musik und stattdessen auf Geräusche der Umgebung, Schritte und Herzschlag zu setzen, hat bei mir funktioniert. Den Grafikstil finde ich durchaus ansprechend. Die Monsterdesigns sind vielfältig und ihre verschiedenen Verhaltensweisen fordern eine gewisse Aufmerksamkeit. Auch quasi Bossmonster gilt es zu überleben. Dass Yuzu sich höchstens sehr begrenzt wehren kann, bereitet mir keine Probleme.

Toss a coin to your Jizo. Man findet immer wieder genug zum Speichern.

Für motivierte gibt es auch diverses optionales zum Sammeln. Manches davon verlangt auch etwas Überlegung. Sogar neue Accessoires zum Anziehen und Dekoobjekte für zuhause sind darunter zu finden.

Aber das Bewegungstempo ist doch recht gering. Umso mehr, wenn man die Augen verschließen muss. Das hemmt trotz Schnellreisemöglichkeit an den meisten Speicherstatuen auch den Erkundungsdrang, trotz optionaler Aufgaben und sammelbarer Items. Außerdem gibt es Flucht- und Ausdauersequenzen, die gefühlt oft einen Tick zu lang dauern. Das wäre allerdings noch im Rahmen, wenn man nicht wie ich mehrfach scheitert. Unglücklicherweise einen Treffer einzustecken reicht dafür schließlich schon. Der Tod klingt bisweilen schon etwas…saftig, aber es werden nur Bluteffekte auf schwarzem Hintergrund gezeigt. In dieser Hinsicht ist ein schwacher Magen also kein Problem.

So etwas habe ich oft gesehen. Tut mir leid, Yuzu.

Yomawari: Lost in the Dark bietet Gänsehautatmosphäre, teils Jump Scares und charmanten Stil, verlangt aber auch eine gewisse Geduld vom Spieler. Wenn ihr diese habt, könnt ihr versuchen den Fluch in einer Nacht bis zum Morgengrauen zu brechen. Oder mehrere Spielsessions nutzen.

Vielen Dank an NIS America für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PlayStation 4.