Steelrising (Review)

Die Spiele von Spiders, dem Entwickler hinter Steelrising, habe ich bisher immer wahrgenommen, jedoch nie länger als eine Stunde gespielt. Das sollte sich nun mit Steelrising ändern, spricht es mich doch als großer Souls-Fan direkt an. Soulslike gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, jedoch hat es kaum ein Spiel geschafft From Software das Wasser zu reichen. Doch was sind eigentlich die prägenden Aspekte, die ein Soulsspiel ausmachen? Derer gibt es sehr viele, auch wenn der Großteil die Spiele von From auf die Schwierigkeit reduziert, was jedoch meiner Meinung viel zu kurz gegriffen ist. Es gibt die Bonfire, die als Checkpoint dienen und zu denen man nach dem Tod teleportiert wird, natürlich verliert man die bis dahin gesammelten Seelen und hat genau einen Versuch, sich dieser wieder habhaft zu werden. Das Onlinesystem war zu seiner Zeit sehr innovativ, es gab keinen direkten Coop-Modus und Spieler konnten anderen Nachrichten hinterlassen oder die Welt eines anderen invasieren. Besonders wichtig sind zudem das Ausdauersystem und die Wahl der Ausrüstung. Die Ausdauer bestimmt, wie oft man ausweichen oder zuschlagen kann, was die Soulsspiele sehr von Spielen wie God of War oder Devil May Cry unterscheidet. Die Wahl der Ausrüstung dient der Abwechslung, mit jeder Waffe kämpft man anders und selbst das Gewicht kann spielentscheidend sein. Nebenquests muss man sich selbst erarbeiten, die Geschichte wird hauptsächlich durch Itembeschreibungen erzählt und eine Karte, Questmarker oder Kompass gibt es nicht. Elden Ring hat hier etwas mit der Tradition gebrochen, immerhin gibt es in dem Spiel eine Karte, aber ansonsten haben sich die genannten Aspekte durch alle Soulsbornes von From gezogen. 

Nach der kurzen Einleitung in die Welt der Souls-Spiele will ich nun zu Steelrising kommen. Es spielt im Jahr 1789, vielen bekannt als das Jahr der französischen Revolution. Jedoch erzählt Steelrising hier eine alternative Form der wahren Geschichte. Denn die Revolutionäre sind hier nicht die Sieger, vielmehr werden sie von der Armee von Ludwig XVI niedergeschlagen und zum Großteil getötet. Dies gelingt ihm mit einer Armee aus Robotern, die ohne Rücksicht auf Verluste alle Menschen töten, denen sie begegnen. Ludwigs Frau Marie-Antoinette ist selbst eine Gefangene und entsendet ihre Hoftänzerin Aegis, ihren Mann aufzuhalten. Aegis ist ihres Zeichens selbst ein Roboter und kann von uns mit einem Editor am Anfang des Spiels individuell erstellt werden, zudem darf aus 4 Starterklassen gewählt werden. Im Vergleich zu Souls wird die Geschichte hier sehr detailliert erzählt und sogar mit Zwischensequenzen untermalt, zudem gibt es Multiple Choice in Dialogen. Auch begegnet man historischen Persönlichkeiten wie zum Beispiel Robespierre, diese sind gut in die Geschichte integriert und versorgen den Spieler sogar mit Nebenquests. 

Grafisch ist das Spiel zwar entsprechend der Geschichte sehr dunkel und kann natürlich nicht mit großen Spielen anderer Entwickler mithalten, aber es entfaltet sich durch die morbide Stimmung eine ganz eigene Atmosphäre, die mich sehr an Bloodborne erinnert hat. Die Gegner sind schön und detailliert designed und auch abwechslungsreich, die musikalische Untermalung gefällt und technisch gibt es bis auf zwei Abstürze nichts negatives anzumerken. Wer also nichts gegen Steampunk und eine dunkle Stimmung hat ist hier Bestens aufgehoben.

Wie in der Einleitung beschrieben hier eine Kurzfassung der Punkte, die Steelrising zu einem glasklaren Soulslike machen. Es existiert natürlich ein Ausdauersystem, eine Vielzahl an Waffen und somit Spielstilen und statt Seelen gibt es Anima, die zum Aufleveln dienen oder als Währung im Geschäft eingesetzt werden können. Man verliert die Anima beim Tod und hat einen Versuch, diese wieder in seinen Besitz zu bringen, stirbt man noch mal bevor das passiert sind diese unwiderruflich verloren. Jede Waffe hat einen Spezialangriff und es gibt zusätzlich noch die Möglichkeit, Aegis mit Modulen stärker zu machen. Zudem gibt es diverse Elemente wie Eis oder Blitze, mit denen ich mich aber ehrlich gesagt nicht näher beschäftigt habe. Die jeweilige Waffe lässt sich mit dafür bestimmten Items bis auf die fünfte Stufe bringen und am Rastpunkt kann man einkaufen. Statt Estus gibt es hier Öl, das aufgefüllt wird und natürlich stehen die Gegner wieder auf, nachdem man sich ausgeruht hat. So weit ist natürlich vieles bekannt, aber bis auf Nioh fällt mir kein anderes Soulslike ein, dass diese Elemente so gut miteinander verwoben hat. Besonders gefällt mir hier der schnelle Spielstil, man weicht schnell aus, schlägt schnell zu und durch Fähigkeiten, die man von den Titanen erhält, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten sowohl im Kampf als auch im Platforming. Richtig gelesen, bei Steelrising gibt es viele Stellen, bei denen man genau springen und auch die Fähigkeiten einsetzen muss, was ich teilweise schwerer fand als die Kämpfe selbst. 

Die Schnelligkeit in den Kämpfen wird noch dadurch verstärkt, dass man sich die Ausdauer regenerien kann, wenn man schnell genug reagiert. Dann wird weiter auf den Gegner geprügelt und dieses System hat bei mir nicht nur ein Mal über Leben und Tod entschieden. Ja, Steelrising ist schwer, aber für geübte Spieler gut machbar. Viele eingefleischte Fans von Souls werden es als Frevel sehen, gibt es bei Steelrising doch einen einfachen Modus, der zwar Erfolge deaktiviert, mit diesen Optionen sollten jedoch viel mehr Spieler das Ende sehen können. Mich persönlich stört es nicht, Optionen sind immer gut und wenn das Spiel an sich herausfordernd und fair ist gibt es auch keinen Grund, deswegen zu meckern. 

Ich hatte sehr viel Spaß mit Steelrising, das Kampfsystem ist eine Klasse für sich und auch die anderen Elemente greifen sehr gut ineinander, es besteht immer eine Herausforderung, die jedoch stets machbar ist. Die Geschichte lief eher nebenher und war Mittel zum Zweck, hat mich persönlich aber nicht wirklich angesprochen, aber es hat zumindest gereicht, um die Zwischensequenzen nicht zu überspringen. Wer nach Souls lechzt sollte Steelrising eine Chance geben, aber auch anderen Spielern kann ich es empfehlen, da der Spielhilfe-Modus jedem die Chance gibt, es ohne Frust durchzuspielen. 

Vielen Dank an Nacon für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.