Sonic Chaos (Review)

Sonic hat in seinen ersten Jahren zwei parallele Entwicklungen durchgemacht. Bedingt durch den großen technischen Unterschied zwischen Master System und Mega Drive musste Sonic auf den 8-bit-Systemen einen anderen Weg gehen als auf dem Mega Drive und kam mit einer deutlich überschaubareren Geschwindigkeit daher. Damit wollte 8-Bit-Entwickler Aspect mit Sonic Chaos allerdings Schluss machen. Nach einigen Jahren Erfahrung mit Master System und Game Gear sollte Sonic sein Highspeed-Gameplay jetzt auch auf die „kleinen“ Sega-Systeme mitnehmen.

Direkt zu Beginn fällt auf, dass Sonic Chaos nicht nur mit Sonic, sondern alternativ auch mit Tails gespielt werden kann. Tails erfüllt hierbei die Funktion eines Easy Modes, denn nicht nur, dass man das gute Ende erreicht, auch ohne alle Chaos Emeralds zu sammeln, Tails kann zudem auch fliegen, was das Platforming natürlich signifikant erleichtert. Bemerkenswert ist das vor allem auch in der Hinsicht, dass Tails somit erstmals als wirklich eigenständiger Charakter etabliert wurde. In Sonic 2 spielte Tails sich noch exakt wie Sonic, auf dem Mega Drive lernt Tails das Fliegen erst mit dem dritten Teil.

Davon ab wirkt Sonic Chaos mechanisch zunächst einmal sehr ähnlich zu den beiden Vorgängern, allerdings wird man schnell merken, dass das Leveldesign deutlich stärker auf Geschwindigkeit ausgerichtet wurde. Vorbei sind die Zeiten, wo man dauernd durch vertrackte Sprungpassagen ausgebremst wird oder die Übersicht durch schlecht geplante Sprungkurven verloren geht. Stattdessen haben die Entwickler nicht nur viel Wert auf ein flüssiges Leveldesign mit alternativen Pfaden gelegt, sondern waren gleichzeitig sensibilisiert für die Sichtweite auf beiden 8-bit Geräten.

Die nach wie vor deutlich simplere Spielphysik beeinflusst das Leveldesign insofern, als dass nur wenige verschiedene Winkel für Boden-Tiles genutzt werden und dass die Maximalgeschwindigkeit weiterhin merklich geringer ist als in den Mega Drive-Spielen. Allerdings kommt hier in der Tat erstmals richtiges Sonic-Feeling auf. Die Level sind sehr kurz geraten, bieten aber durch die bereits angesprochenen zahlreichen alternativen Wege viel Raum für wiederholte Spieldurchläufe. Da das Spiel auch nur sechs Zonen zu je drei Acts hat, dauert ein erfolgreicher Durchlauf auch im Regelfall deutlich weniger als eine Stunde – was allerdings in Anbetracht dessen, dass es keine Speichermöglichkeit gibt, durchaus angemessen ist.

Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern sind die Chaos Emeralds nicht länger in den Levels versteckt. Stattdessen muss man die wertvollen Steine in Minispielen freischalten. Diese Minispiele schaltet man frei, indem man in einem regulären Act 100 Ringe sammelt. Dann wird man umgehend in ein Minispiel transportiert, an dessen Ende man einen Chaos Emerald einsammeln kann. Diese Minispiele sind allerdings im Grunde genommen etwas verspieltere Jump & Run-Level, die die Mechaniken des Spiels gut ausnutzen. Dadurch gehören die Minispiele in Sonic Chaos zu den besten Minispielen in der Reihe und ein Durchgang mit Sonic zum guten Ende lohnt sich besonders.

Mit Sonic Chaos wird Sonic endlich auch auf den 8-bit-Konsolen zu einem rasanten Spielerlebnis. Zwar kann sich Sonic Chaos nicht mit den großen Brüdern messen, doch ist es durchweg gut designt, macht eine Menge Spaß und ist für Sonic-Fans auf jeden Fall Pflicht. Aber auch wer einfach nur ein gutes Hüpfspiel auf Master System oder Game Gear sucht, ist mit Sonic Chaos sehr gut beraten. Einzig der geringe Umfang könnte ein wenig auf den Magen schlagen.

Getestet auf Master System und GameCube.