Cozy Grove: New Neighbears (Review)

Ein Jahr ist vergangen, seitdem es mich nach Cozy Grove verschlagen hat. Viel hat sich seitdem getan. Die Insel ist gewachsen, die Geisterbären haben sich mir gegenüber geöffnet, Jahreszeiten sind an uns vorübergezogen. Eins hat sich nicht geändert: Ich stecke immer noch fest.

Frühlingsfest und DLC

Nach einigen kostenlosen Updates mit neuen Inhalten folgt nun ein bezahlter DLC: Cozy Grove: New Neighbears. Und, na ja, ein weiteres kostenloses Update. Während das Frühlingsfest, das noch bis Ende Mai anhält, eine alte und neue Spielerschaft gleichermaßen beschäftigen kann, richtet sich der DLC an Geistfinder-Veteranen.

Ich muss zugeben, mich hat das Spiel von Spry Fox über die Zeit ein wenig verloren. Zum Teil aus Gründen, für die das Spiel nichts kann – weil zwei tägliche Spiele etwas zu viel sind und weil die Konsole, auf der ich das Spiel begonnen hatte, den Geist aufgegeben hat. Zum Teil aber auch, weil in manchen Wochen die Fortschritte zu gering waren. Gerade, wenn sich die Geschichten der meisten Bären dem Ende nähern, war mir Cozy Grove bisweilen zu zäh. Zu einem Zeitpunkt brauchte ich eine bestimmte, seltene Art von Essenzen, die gefütterte Tiere fallen lassen, für verschiedene Bären.

Neue Farben.

Für einen Auftrag hatte ich sogar die verlangte Menge, mir fehlte aber eine andere Ressource in ausreichender Menge. In der Zeit, in der ich auf die passenden Ressourcen wartete, erfüllte ich ein paar andere Wünsche, stellte Gegenstände her und ließ die Bäckerin kochen. Irgendwo muss ich dabei versehentlich die Essenzen verwendet haben, die ich brauchte, was mich in meinem Fortschritt stark zurückgeworfen hat. Spätestens dann hätte ich den Bären gern gesagt, sie sollen sich selbst um ihre Probleme kümmern, aber das geht ja nicht.

Mit der Zeit hatte ich den Bären aber doch geholfen. Streng genommen müssen für den DLC nur die Geschichten von vier der Bären fertig sein, allerdings hat sich im Verlauf von Cozy Grove herausgestellt, dass viele der Geschichten aufeinander aufbauen und miteinander verknüpft sind. Dadurch lassen sich auch nicht gezielt die Geschichte einzelner Bären verfolgen. Somit fordert das Spiel viel Geduld von Geistfindern.

Neu auf der Insel

Zur Feier des Frühlingsfests habe ich einen zweiten Spielstand angelegt. Vor allem aber aus Neugier. Beim Spielen auf meinem ersten Spielstand habe ich festgestellt, dass die Ladezeiten sich ähnlich anfühlen wie die der „Konkurrenz“ Animal Crossing: New Horizons. Wobei ich bei Cozy Grove immerhin nicht nach der Hälfte der Zeit Knöpfe drücken muss. Bedauerlicherweise liegen die Ladezeiten nun bei beiden Spielen bei rund zwei Minuten.

In Cozy Grove liegt das wohl vor allem an der Größe der Insel (oder der Anzahl der Bären, das hängt schließlich zusammen). Denn mein neuer Spielstand benötigt nur die Hälfte der Zeit, bis ich loslegen kann. Dabei ist mir auch aufgefallen, wie schnell die Insel in den ersten Tagen wachsen kann, wodurch die Durststrecken gegen Ende noch schleppender wirken.

Ein wenig liegt das allerdings auch an mir. Im Nachhinein hätte ich viel früher anfangen müssen, die Insel mit Köpfchen zu gestalten, statt Möbelstücke und Pflanzen planlos irgendwo zu platzieren, um keinen Platz im Lager zu verbrauchen. Dann bleibt allerdings noch das Problem, dass die Wildtiere, die Essenzen geben, gekochte Lebensmittel wollen. Also brauche ich dafür die Grundzutaten und darf im ganzen Prozess nicht versehentlich irgendwelche Ressourcen verbrauchen, die ich für eine andere Aufgabe benötige. Wenn sich dann Aufgaben und die Suche nach Zutaten über mehrere Tage erstrecken, fällt es mir schwer, den Überblick zu bewahren.

Aber nun zu schöneren Dingen: Baby-Enten. Sie sind so niedlich! So anhänglich! So fröhlich! Bedauerlicherweise werden sie nach Ende des Frühlingsfests verschwinden, aber bis dahin können sie Freude bereiten.

Sie sind so niedlich!

Was bleibt, sind die vier neuen Bären. Nicht auf meinem neuen Spielstand, natürlich, aber auf meinem alten. Da gibt es den Party-Bären, der mit seiner übertriebenen Fröhlichkeit im ersten Moment etwas irritiert. Aber er wäre kein Geist auf Cozy Grove, wenn nicht auch auf ihn etwas Unerledigtes warten würde.

Allerdings nehmen die vier neuen Bären die Plätze von vier alten Bären ein. Einerseits ist das schade, weil mir einige von ihnen doch ans Herz gewachsen sind. Andererseits waren bereits sehr viele Bären auf der Insel. Wenn die Geschichte eines Bären vollständig erzählt ist und er sich golden einfärbt, dann hat er zwar keine wichtigen Aufträge mehr, aber an vielen Tagen doch eine optionale Sammelquest, und wenn ein Bär einen Wunsch hat, wird das durch einen Pfeil angezeigt. Da fällt es schwer, den Pfeil zu ignorieren oder eine Quest, die in der Auftragsliste landet, auszulassen. Gleichzeitig kann es sein, dass ich für mehrere Bären mehrere verlorene Gegenstände suche, was es schwieriger macht, mich auf diejenigen Gegenstände zu konzentrieren, die einer der neuen Bären sucht. Also begrüße ich es, dass mir nicht noch mehr auf einmal angezeigt wird.

In den letzten Monaten ist die Möglichkeit hinzugekommen, Steine über das Wasser springen zu lassen. Normalerweise zielen Geistfinder auf Muscheln, aber ich habe auch schon Kisten für den Party-Bären anvisiert, was eine schöne Abwechslung gegenüber den üblichen Wimmelbild-Suchen nach Blättern oder Päckchen bietet, mit denen ich vorher oft meine Zeit verbracht habe.

Auf der Suche nach Wasser.

Bisher habe ich den Eindruck, als wäre der Fortschritt bei den DLC-Bären weniger zäh als im Grundspiel. Die Aufgaben, die mit einem neuen Abschnitt der Geschichte eines Bären zusammenhängen, folgen schneller aufeinander. Also kommt es jetzt nur noch darauf an, wie spezifisch ihre späteren Wünsche noch werden. Sicherheitshalber sollte ich mich mit den Wildtieren gut stellen, um ihre unterschiedlichen Essenzen zu sammeln. Zudem scheint die nervöse Maus-Bärin sehr gerne unterschiedliche Gerichte zu essen.

Inzwischen können Geistfinder auch Insekten fangen. Im Gegensatz zum Bewohner in Animal Crossing, bleiben Geistfinder mit gezücktem Kescher stehen, was das Fangen manchmal etwas schwieriger macht. Insbesondere bei den fliegenden Insekten, die nicht nur schnell sind, sondern auch sehr scheu. Neu dabei sind Schmetterlinge, die sich gern in der Nähe von Blumen aufhalten.

Niedlich und bleibend ist die Regenbogen-Katze für DLC-Käufer, die ausschließlich im Zelt wohnt. Schon in Animal Crossing verbringe ich wenig Zeit in meinem eigenen Heim, in Cozy Grove habe ich das Zelt bisher kaum betreten. Nun könnte ich es für meine Katze schön einrichten und mit den neuen Farben umgestalten, aber das fällt mir noch schwer. Tatsächlich habe ich sogar mehrfach vergessen, das Zelt zu betreten und meine Katze zu füttern. Zum Glück nimmt sie mir das nicht übel, aber dadurch mag sie mich auch nicht mehr.

Natürlich habe ich mir viel Mühe bei der Einrichtung gegeben.
Entschleunigung

Anfänglich war ich der langsamen Spielart von Cozy Grove gegenüber positiv eingestellt. Wahrscheinlich hätte mir etwas mehr Geduld allerdings gut getan. Ich finde es nach wie vor nicht schlimm, wenn ich an einem Tag „nur“ eine halbe Stunde spiele, in der Zeit die meisten Wünsche der Bären erfüllt und ein paar Materialien gesammelt habe, bevor ich für den Tag fertig bin. Allerdings hatte ich auch Tage, an denen ich einen Bruchteil der Ressourcen bekommen habe, die ich brauche, um etwas herzustellen, das ich für eine Aufgabe benötige, und neben den optionalen Nebenaufgaben nicht mehr für mich zu tun war.

Mit dem DLC wird das vielleicht etwas angenehmer. Auf jeden Fall bringen die vier neuen Bären frischen Wind in das Spiel. Gerade, weil der Anreiz, Cozy Grove zu spielen, vor allem darin besteht, sich um die Bären zu kümmern und herauszufinden, warum sie auf der Insel spuken. Die vielen Möglichkeiten, darüber hinaus Zeit auf der Insel zu verbringen, sind doch eher Nebensache. Sei es nun Angeln, Insekten fangen oder Steine über das Wasser springen zu lassen, das bringt mich alles nicht dazu, den Controller in die Hand zu nehmen. Auch wenn ich Spaß daran habe, auf Muscheln zu werfen.

Auf jeden Fall hat Cozy Grove: New Neighbears dafür gesorgt, dass ich auf die Insel zurückgekehrt bin. Und dass ich das vorerst mehr oder weniger täglich beibehalte. Solange sich nicht wieder die Tage häufen, in denen ich keinem der Bären helfen kann, weil mir nur bleibt, Nüsse zu suchen, um sie für Nussmehl zu verbrennen, weil ich mit dem Mehl und anderen Zutaten etwas kochen lassen muss. Ohne zwischendurch das Nussmehl an meine Vögel zu verfüttern.

Inzwischen können Geistfinder die Geister auch nach einer Umarmung fragen.

Leider stößt Cozy Grove inzwischen wieder verstärkt an technische Grenzen. Die Ladezeiten sind wieder besonders lang, aber auch im laufenden Spiel zeigen sich zunehmend Probleme. Die Framerate-Einbrüche beschränken sich zwar weiterhin meist auf die Ankunft neuer Bären oder Einfärbungen. Doch inzwischen ist die Insel nicht nur sehr groß, sondern auch sehr voll. Während mein Geistfinder über die Inseln rennt, dauert es oft einen Moment, bis Gegenstände auftauchen. Das bedeutet, dass man ständig an irgendwelchen Gegenständen hängen bleibt, die man noch gar nicht sehen kann.

Durch die vielen neuen Inhalte im Verlauf des letzten Jahres sind die Aufgaben inzwischen deutlich weniger monoton und das Spiel unterscheidet sich immer deutlicher von Animal Crossing. Beispielsweise gibt es auch eine Kamera, mit der man bestimmte Objekte oder Situationen fotografiert, um den Bären eine Freude zu bereiten. Oder Schädelformationen, bei denen ein Schädel an einer falschen Position ist. Auch wird die Platzierung von Pflanzen, Wildtieren und Möbeln im späteren Spiel wichtiger, was ich allerdings etwas vernachlässigt habe. Mit dem DLC vergrößert sich auch die Auswahl an Möbeln und Kleidungsstücken.

Uneingeschränkt empfehlen kann ich den DLC Cozy Grove: New Neighbears nicht. Der Hauptanteil des DLC sind schließlich die neuen Bären, die erst spät im Spiel auftauchen. Bis dahin vergehen auf jeden Fall mehrere Monate. Allerdings bietet der DLC eine gute Möglichkeit für den Wiedereinstieg nach einer längeren Pause. Vorausgesetzt, man hat den Bären geholfen. Zwar scheinen die Fortschritte in den Geschichten der neuen Bären relativ schnell zu sein, aber die ersten Tage im Grundspiel fühlten sich schließlich auch deutlich weniger zäh an als ein paar Monate später.

Doch für den Anfang freunde ich mich allmählich mit dem Party-Bären an und auch die Maus-Bärin hat es mir angetan. Deshalb bin ich auf ihre Geschichten gespannt und hoffe darauf, dass die Komplexität der herstellbaren Gegenstände und Gerichte nicht dafür sorgen, dass ich die Motivation verliere.

Herzlichen Dank an The Quantum Astrophysicists Guild für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox One S.