Tales of Arise (Review)

Einleitung

Nach langen Jahren des Wartens ist endlich der neuste Teil der Reihe, Tales of Arise, von Bandai Namco Entertainment veröffentlicht worden. Auch wenn ich es als mein Most Wanted für den September genannt hatte, dauerte es noch etwas, bis ich es selbst durchgespielt hatte. Trotz der langen Wartezeit sind meine Erwartungen nicht ins unermessliche gewachsen, weshalb das Spiel mich im großen und ganzen überzeugen konnte.

Story

Seit etwa 300 Jahren wird das Volk des Planeten Dhana durch Eroberer vom Nachbarplaneten Rena unterdrückt und versklavt. Doch die schicksalhafte Begegnung einer Frau von Rena, die jedem Schmerzen zufügt der ihr zu nahe kommt, und eines Sklaven von Dhana, der keine Schmerzen fühlen kann, bringt Hoffnung. Dieses Paar, Shionne und Alphen, ist wie füreinander geschaffen. Gemeinsam wollen sie die Lords stürzen, die über jeweils eigene Gebiete auf Dhana herrschen, und die Unterdrückung beenden. Natürlich finden sie dabei auch Unterstützung und sind nicht allein. Gemeinsam wollen sie nicht nur physische Mauern einreißen, sondern auch die in manchem Kopf vorhandenen.

Shionne und Alphen.

Erkundung

Die Welt des Spiels ist in Teilgebiete aufgeteilt, die auch oft engere Gänge beinhalten. Die Gegenden sind durch diesen klassischen Aufbau teils nicht ganz so atmosphärisch, aber es erweckt so auch nicht das Gefühl übermäßiger Weite. Es wirkt aber etwas albern, wenn von der Gefahr des Verlaufens gesprochen wird, während die Gegend das spielerisch gar nicht zulässt. Von Teilgebiet zu Teilgebiet wird kurz geladen, schon früh schaltet man eine Schnellreisefunktion frei. Im Spielverlauf erhält man die Fertigkeiten, bestimmte Hindernisse aus dem Weg zu räumen, aber in den allermeisten Fällen tauchen diese Hindernisse auch erst in den entsprechenden späteren Gebieten auf. Designtechnisch besteht für mich genug Abwechslung und die Gegenden sind teils schön anzusehen. An bestimmten Stellen gibt es Lagerfeuer, an denen man rasten kann, meist ist auch ein Händler vor Ort. Es gibt natürlich auch Städte mit Gebäuden, Händlern und Gaststätten.

Klettern kann man an dafür vorgesehenen Stellen.

Kampf

Das Kampfsystem ist ein wichtiger Bestandteil des Spiels. Es gibt keine Zufallskämpfe, Gegner sind schon vor dem Kampf zu sehen. Der Kampf findet in einem extra Kampffeld statt, nach Beenden geht es schnell wieder zurück. Siegesposen wie in den Vorgängern wurden dem Spieltempo geopfert, was für mich kein Verlust ist.

Gekämpft wird reihentypisch in Echtzeit, man steuert einen von bis zu vier Kampfteilnehmern. Man kann Standardangriffe und Artes, also Spezialangriffe und Zauber, einsetzen. Man kann nur begrenzt Standardangriffe innerhalb einer Kombo einsetzen, in der Luft und am Boden wird dabei getrennt gezählt. Auch die zur Verfügung stehenden Artes sind in der Luft und am Boden unterschiedlich. Somit kann man z.B. mehrere Standardangriffe aneinanderreihen und anschließend eine Arte einsetzen, die den Charakter in die Luft befördert. Dort kann man dann wieder Standardangriffe und Aerial Artes nutzen und so Kombos verlängern. Artes benötigen zum Einsatz genug AG, welche sich mit der Zeit aufladen. Heil-und Buff- Artes benötigen zusätzlich zu den AG noch CP, Cure Points, die beim Rasten oder durch Items wiederhergestellt werden können. Mit dem Spielverlauf kann man die Anzahl der Standardangriffe, AG und die Aufladegeschwindigkeit erhöhen, was dann längere Kombos zulässt. Auch die CP werden erhöht.

Shionnes Boost Attack.

In der Defensive kann man ausweichen oder mit einem Charakter blocken. Besonders knappes Ausweichen oder Blocken ermöglicht einen Konterangriff, der zum Glück auch eine gewisse Bewegung zum Gegner vollführt, damit man bei sich bewegenden Gegnern nicht ins Leere schlägt.

Ein weiteres Kampfelement sind sogenannte Boost Attacks der Charaktere. Wenn die entsprechende Leiste aufgeladen ist, kann man per Richtungstaste den entsprechenden Charakter eine Boost Attack einsetzen lassen. Die verschiedenen Charaktere sind dabei für verschiedene Gegner oder Situationen hilfreich. So kann ein Charakter zum Beispiel gegnerische Zauber unterbrechen und eine Zeit lang blockieren. Ein anderer kann anstürmende Gegner stoppen. Der situationsgerechte Einsatz von Boost Attacks setzt den getroffenen Gegner kurz außer Gefecht. Das fühlt sich durchaus gut an, allerdings hätte ich mir gerade anfangs eine höhere Aufladegeschwindigkeit der Boost Gauge gewünscht.

Auch neben den Boost Attacks haben Charaktere jeweils gewisse Eigenheiten. Alphen zum Beispiel kann nach Artes noch spezielle starke andere Artes ausführen, die ihm auch selbst Schaden zufügen. Ein anderer Charakter gelangt durch konstante Angriffe in einen stärkeren Modus, der bei Gegentreffern jedoch verloren geht.

Von der Boost Gauge unabhängig gibt es noch den Boost Strike. Je weniger HP ein Gegner übrig hat, und je höher eine Kombo gegen ihn ausgeführt wird, desto leichter kommt die Gelegenheit dazu. Bei der entsprechenden Einblendung wählt man per Richtungstaste einen Charakter aus, der dann gemeinsam mit einem automatisch gewählten anderen eine spezielle Angriffsanimation durchführt und viel Schaden zufügt.

Boost Strike von Rinwell und Shionne.

Auch das „Overlimit“ ist in Tales of Arise wieder mit von der Partie. Vor allem durch erlittenen Schaden kann es ausgelöst werden und Artes brauchen währenddessen keine AG. Zudem können dann auch wieder starke Mystic Artes ausgelöst werden, die das Overlimit zugleich beenden.

Aurüstung, Titel und Skills

Als Ausrüstung gibt es Waffen, Rüstung und Accessoires. Waffen und Accessoires kann man mit Materialien herstellen lassen, wobei die Materialien für Accessoires noch gewisse zusätzliche Boni bringen können. Wenn man nicht besonders optimieren möchte, kann man diese Boni aber getrost ignorieren.

Per Storyfortschritt und bestimmte Aktionen wie z.B. Abschluss mancher Nebenquests erhalten Charaktere sogenannte Titel. Jeder Titel hat mehrere Skills, von denen einer automatisch freigeschaltet wird. Die anderen lassen sich durch Skillpunkte freischalten, die man durch Kämpfe und Nebenquests erhält. Schaltet man alle Skills eines Titels frei, ethält man noch einen zusätzlichen Statuswertbonus. Skills können zum Beispiel neue Artes sein, mehr Standardangriffe ermöglichen oder die AG-Grenze und Aufladegeschwindigkeit erhöhen, wie oben schon angedeutet.

Skill- Menü

Sonstiges

Zur Verfügung stehende Nebenquests werden praktischerweise bei der Schnellreiseauswahl sowie auf der Minimap per Symbol angezeigt. Somit entfällt der Drang, auf gut Glück nochmal alte Gegenden abzusuchen. In vielen Fällen handelt es sich dabei aber um simple „Töte dies, sammle das“-Quests, die auch nur wenig Einblick in die Spielwelt bringen.

Die bekannten „Skits“ der Reihe, optionale Gespräche der Gruppe, gibt es natürlich auch in Tales of Arise. Präsentiert werden sie mit Panels wie bei einem Comic, das jeweils aktuelle ist animiert. Jede Menge Skits gibt es zu genießen, teils durch Storyfortschritt, teils durch bestimmte Aktionen. Beim Rasten kann man Skits nochmal ansehen oder auch trotz Voraussetzungen nicht angesehene Skits nachholen. Der Unterhaltungswert der Skits ist natürlich subjektiv, so mancher hält zum Beispiel nichts davon, dass so viel über Essen gesprochen wird. Ich persönlich finde sie jedoch in aller Regel unterhaltsam. Beim Rasten kann man auch kochen und so eine Zeit lang Boni wie zum Beispiel mehr Angriff oder Heilung nach Kämpfen erhalten. Dafür lassen sich einige Rezepte finden oder als Belohnung erhalten.

Gedächtnisverlust, wie…originell.

Fazit

Tales of Arise hat mich gut unterhalten, zumal ich trotz der langen Wartezeit keine unrealistischen Erwartungen aufgebaut hatte. Das Traumpaar aus schmerzerzeugender Shionne und schmerzlosem Alphen mag etwas dick aufgetragen sein. Zudem hat Alphen auch noch Gedächtnisverlust, was in JRPGs vielleicht etwas zu oft vorkommt. Die Story um den Kampf gegen die Unterdrückung und die Hintergründe fand ich durchaus interessant genug, und die Charaktere haben mir gefallen. Auch von den kleineren Gesprächen, Szenen und Skits konnte ich kaum genug bekommen.

Anfangs fühlt sich das Kampfsystem leider etwas zu begrenzt an, bis man die entsprechenden Werte genug erhöht hat um längere Kombos durchführen zu können, macht aber insgesamt Spaß. Die Belohnung knappen Ausweichens oder Blockens gefällt mir, wie ich auch in anderen Reviews schon geschrieben habe. Mit der Zeit können Animationen von Boost Attacks, Boost Strikes und Mystic Artes aber ein bisschen zu oft den Kampfverlauf unterbrechen. Dass Charaktere eigene Eigenheiten im Kampf haben, sagt mir zu, auch wenn ich manche davon nicht so gut ausnutzen konnte wie andere. Leider kommt es manchmal vor, dass die ganzen Angriffseffekte die Übersicht etwas stören.

Mir gefällt der Grafikstil und auch die Grafik sieht ganz ordentlich aus, wobei auf der PS4 nicht alles rund lauft. Gerade Popups oder Detailaufbau der Umgebung sind recht häufig. In Einzelfällen kommt es nach Schnellreise auch vor, dass beim Ansprechen eines Händlers erst mal ein paar Sekunden nichts passiert. Insgesamt halte ich das persönlich aber noch für verkraftbar.

Ein Maskottchen darf natürlich nicht fehlen.

Ich kann Tales of Arise Fans von JRPGs mit Action- Kampfsystem und Reihenfans, die den fehlenden Multiplayer verkraften können, empfehlen. Der nächste Teil der Reihe lässt hoffentlich weniger lang auf sich warten.

Getestet auf PlayStation 4.