A Plague Tale: Innocence (Review)

Einleitung

A Plague Tale: Innocence ist ein von Asobo Studio entwickeltes Action-Adventure mit Stealth-Fokus, veröffentlicht von Focus Entertainment. Ursprünglich erschien es am 14. Mai 2019 für PC, PlayStation 4 und Xbox 360. Am 6. Juli 2021 folgten Umsetzungen für PlayStation 5 und Xbox Series X|S als Download, seit dem 19. Oktober 2021 sind nun auch die physischen Versionen für PlayStation 5 und Xbox Series X erhältlich.

Story

Man spielt die Ritterstochter Amicia im Frankreich des Mittelalters. Die Inquisition greift ihr Zuhause an und fordert die Übergabe ihres von Geburt an kranken jungen Bruders. Deshalb schickt ihre Mutter die beiden los, und weist sie an, einen bestimmten Arzt zu finden. Somit wandern die beiden durch das von der Pest und Misstrauen bedrohte Land. Auf ihrer Reise treffen sie auch auf freundliche und hilfsbereite Personen. Aber was will die Inquisition von Hugo?

Kein gutes Zeichen.
Geschwister auf Reisen

In Third-Person-Perspektive bewegt man sich durch meist eher enge Gebiete, unterteilt in Kapitel. Unter manchen Hindernissen kann man geduckt hindurch gehen, über andere springen oder hochklettern. Auch Amicias Steinschleuder wird teilweise benötigt, um Hindernisse zu überwinden. So kann man z.B. schwache Kettenglieder zerschießen. Wenn man Hugo nicht extra warten lässt, hält Amicia ihn für gewöhnlich an der Hand und hilft ihm bei Hindernissen. Ich empfand das nie nervig, sondern passend. Teilweise kann man auch Hugo mit bestimmten Dingen interagieren lassen, ihn z.B. durch einen engen Spalt schicken um eine Tür von der anderen Seite zu öffnen. Lässt man ihn stehen und bewegt sich zu weit fort, wird er ängstlich und laut, was Gegner anlocken kann. Ich bin nach Möglichkeit aber an seiner Seite geblieben und hatte keine Probleme damit. Welcher Unmensch würde den Kleinen denn alleine lassen, nur um etwas schneller beim Öffnen des Weges zu sein?

Wie David gegen Goliath?

Gegen Gegner kann sich Amicia in gewissem Maße mit ihrer Steinschleuder zur Wehr setzen. Die Steinschleuder zu ziehen und Zielgenauigkeit zu erreichen dauert einen Moment. Ein gezielter Schuss gegen den ungeschützten Kopf reicht, doch manche Gegner tragen einen schützenden Helm. Wird Amicia getroffen, ist es aus und man kann von einem nahen Checkpoint neu starten, was angenehm kurz dauert. Wird Hugo erwischt, hat man kurz Zeit ihn vor dem Gegner zu retten.

Das Stealth-System

Es ist also ratsam, unauffällig vorzugehen, wenn nötig geduckt zu gehen und sich hinter Objekten zu verbergen. Dabei darf natürlich auch hohes Gras nicht fehlen, in dem man geduckt unentdeckt bleibt. Nützliche Markierungen zeigen an, in welcher Richtung sich nahe Gegner ausserhalb des Bildschirms befinden, und auch die Entdeckungsgefahr durch einzelne Gegner wird per Symbol angezeigt. Ist es voll, versuchen die Gegner anzugreifen oder wenn nötig zu suchen. Wenn sie Amicia dabei nicht entdecken, lassen sie nach einer gewissen Zeit wieder ab. Schüsse der Steinschleuder oder besser leisere Würfe gegen bestimmte Metallobjekte machen Lärm, der Gegner kurzzeitig ablenken kann. Manchmal findet man auch praktische Töpfe, von denen man einen im Inventar tragen kann und der beim Aufprall zerspringt und somit Lärm macht. Im Laufe des Spiels werden auch weitere Geschosse verfügbar, die helfen können.

Ein gezielter Wurf sorgt für Ablenkung.
Rattenplage?

Nicht nur Menschen sind eine Gefahr für Amicia und Hugo, sondern auch Schwärme von Ratten, die in Sekundenschnelle töten können. Glücklicherweise sind diese Ratten lichtscheu. Man kann sich also teilweise mit Fackeln oder angezündeten Holzstäben behelfen und mit diesen weitere Leuchter entzünden. Teils muss man diese dafür erst mit der Schleuder von der Decke schießen. Auch um an Ratten vorbeizukommen, erhält man im Spielverlauf hilfreiche Geschosse. Ratten können aber nicht nur eine Gefahr für Amicia und Hugo sein, sondern auch gegen menschliche Feinde helfen, indem man zum Beispiel deren Laternen zerschießt und sie ohne schützendes Licht dastehen lässt. Dadurch und durch andere Fleischquellen lassen sich manchmal Ratten zudem genug ablenken, um auch ohne Feuer an ihnen vorbeizukommen. Allzu komplex und schwer wird es aber nicht, so rattenverseuchte Gebiete zu überwinden.

Crafting und Upgrades

A Plague Tale: Innocence verfügt auch über ein Crafting- und Upgradesystem, wofür man in der Welt allerlei Materialien finden kann. Mit genug Materialien kann Amicia an Werkbänken ihre Ausrüstung verbessern und somit z.B. schneller die Schleuder nutzen, oder die Kapazität für Geschosse erhöhen. Außerdem kann man abseits von Werkbänken in der Schnellauswahl für Geschosse auch diverse davon mit Materialien herstellen. Zu problematischem Mangel an Materialien für Munition kam es bei mir nicht.

Crafting an einer Werkbank.
Fazit

A Plague Tale: Innocence ist eine durchaus unterhaltsame rund zehnstündige Reise im pest- und rattenverseuchten Mittelalter. Das Stealthsystem und Level-Design sowie die Gegnerverteilung sind meist vergebend genug, um auch für Menschen mit weniger Geduld oder Talent für Stealth kein bedeutendes Hindernis zu sein. Im späten Verlauf wird es fordernder und ich musste manche Stelle ein paar mal wiederholen. Obwohl das Spiel keinen Kampffokus hat, fügen sich die vereinzelten direkten Konfrontationen ein, wenn man halbwegs mit der Schleuder zurechtkommt. Die teilweise nötige Zusammenarbeit der Charaktere per Anweisung, um Hindernisse zu überwinden, ist willkommen, dürfte aber ruhig öfter etwas komplexer sein.

Auch die Story könnte komplexer sein, ist aber interessant genug, um dranzubleiben. Ich mochte die kleineren Interaktionen beziehungsweise Gespräche der Charaktere. Die Beziehung zwischen Amicia und Hugo ist etwa angespannt aufgrund der Situation, und weil er krankheitsbedingt im Grunde weggesperrt war. So kommt es manchmal zu Streitigkeiten, und manchmal freut sich Hugo seinem Alter entsprechend an Kleinigkeiten und vergisst die schwere Situation.

Für optionale zusätzliche Herausforderung kann man Collectibles sammeln oder auch die „Immersive“ HUD-Einstellung wählen. Auf der Xbox Series S kam es beim Test immer wieder mal zu leichtem Tearing. Die Unterstützung von Quick Resume sorgt für schnellen Einstieg in weitere Spielesessions.

Sammelgegenstände geben kleinere Einblicke in das Leben der Zeit.

Insgesamt kann ich A Plague Tale: Innocence Interessierten empfehlen, solange sie keine besondere Komplexität oder Schwierigkeit voraussetzen.

Vielen Dank an Focus Entertainment für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series S.