Super Monkey Ball: Banana Mania (Review)

Bevor das Yakuza-Tem mit Yakuza einen großen Erfolg vor allem in Japan gefeiert hat, war das Studio unter dem Namen Amusement Vision bekannt und zeichnete neben F-Zero GX vor allem für die Super Monkey Ball-Reihe verantwortlich. Nach zwei exzellenten Titeln und einem guten, aber nicht gerade makellosen Wii-Nachfolger wurde die Entwicklungsverantwortung aber an andere Studios übertragen, die deutlich weniger positive Resonanz hervorgerufen haben und schließlich wurde es nach Banana Splitz, 2013, still um Monkey Ball. Mit Super Monkey Ball: Banana Mania möchte Sega jetzt zu den Ursprüngen der Reihe zurückkehren.

Super Monkey Ball Banana Mania wurde im Vorfeld als Remake von Super Monkey Ball 1, 2 und Deluxe angekündigt. Das ist etwas verwirrend, denn Super Monkey Ball Deluxe war seinerseits ein Spiel, das Super Monkey Ball 1 und 2 mit leichter Restrukturierung subsummiert hat. Allerdings ist diese Beschreibung insofern ganz gut, als dass Banana Mania die Spielmodi von Super Monkey Ball 1 & 2 wie im Original beibehalten hat. Das bedeutet, dass es im Herausforderungsmodus jeweils Easy, Standard, Expert und Master Strecken aus Super Monkey Ball 1 und 2 gibt. Der Storymodus hingegen ist spielerisch exakt der Storymodus von Super Monkey Ball 2, wurde also nicht wie die Deluxe Variante um Kurse aus Super Monkey Ball erweitert.

Das Spielprinzip von Super Monkey Ball: Banana Mania ist denkbar simpel: Mit dem linken Analogstick steuert man einen Affen in einer Kugel über zunehmend fummelige Parcours zum Ziel. Die Level haben in aller Regel ein Zeitlimit von 60 Sekunden, allerdings ist es nicht unüblich, dass man ein Level nicht im ersten Versuch erfolgreich abschließt. Im Herausforderungsmodus sind die Level nach Schwierigkeitsgrad in Gruppen zusammengefasst, die man am Stück absolvieren muss. So enthält SMB1 Easy beispielsweise 13 Level und SMB1 Expert 60 Level. Die Modi enthalten alle normalen und Extralevel aus dem jeweiligen Original-Schwierigkeitsgraden. Allerdings sind die Bedingungen, um die Extralevel spielen zu können, bedeutend abgesenkt worden. In den Originalen musste man alle normalen Level des jeweiligen Spielmodus ohne Game Over am Stück schaffen (in SMB1 Easy und Normal sogar ohne überhaupt zu sterben), was besonders in Super Monkey Ball 1, wo man nur zwei Leben zur Verfügung hatte, eine extrem schwere Herausforderung darstellt.

In Banana Mania haben die Entwickler mehr Rücksicht genommen und die Leben gleich gänzlich abgeschafft. Wer, in egal wie vielen Versuchen, alle normalen Level abschließt, kann die Extra-Level spielen. Die einzige Voraussetzung ist, dass man jedes Level ohne den neuen Hilfsmodus abschließt, den das Spiel dem Spieler nach etwa fünf Fehlversuchen anbietet. Im Hilfmodus ist das Zeitlimit doppelt so lang, der Weg durch das Level wird mit Pfeilen markiert und man kann optional mit RB den Ablauf der Zeit deutlich verlangsamen und so viel feiner auf verschiedene Spielsituationen reagieren. Wem das noch nicht leicht genug ist, der kann übrigens zusätzlich im Punkteshop des Spiels einen neuen Sprung-Move erstehen, der zwar bei weitem nicht in jedem Level hilft, aber manche Level, darunter das schwierigste von allen, Master 9 von SMB1, geradezu trivialisiert.

Wenngleich durch die Abschaffung der Leben der Schwierigkeitsgrad massiv gedämpft wurde, gibt es einige andere Faktoren, die in die entgegengesetzte Richtung wirken. Zunächst ist da der Umstand, dass der Xbox Analogstick schlichtweg leichtgängiger ist als der GameCube-Analogstick und dadurch die besonders feinen Bewegungen, die spätere Level ab Expert fordern viel schwieriger werden. An dieser Stelle ein kleiner Tipp, der es mir überhaupt erst ermöglich hat, das berüchtigte Level Expert 7 in SMB1 mit dem Xbox Controller zu schaffen: Mit dem rechten Stick kann man die Kamera langsam drehen, in Kombination mit einfachem Nachvorndrücken des linken Analogstickss kann man enge Kurven meistern. Hinzu kommt, dass der Xbox-Controller (aber auch die der Konkurrenzsysteme, auf denen Banana Mania ebenfalls erhältlich ist) kein Achteck-Gatter um den Analogstick besitzt, was es bedeutend schwieriger macht, filigran zu steuern.

Das Spielprinzip an sich bleibt, abseits der etwas schwierigren Steuerbarkeit auf Grund der modernen Controller, absolut überzeugend und wird durch hervorragendes Leveldesign ergänzt. Besonders die SMB1-Kurse sind kreativ, abwechslungsreich und ausnehmend fordernd. Leider gibt es unter den SMB2-Kursen einige etwas ausschweifende Kurse und einen Hang zu unnötigen Schalterspielereien, aber der Großteil der SMB2-Kurse ist ebenfalls sehr gelungen. Schließlich gibt es noch etwa 50 Deluxe-Kurse, die seinerzeit für Super Monkey Ball Deluxe als Bonus designt wurden. Diese Kurse sind jetzt als (mit In-Game-Währung) kaufbarer Zusatzmodus im Spiel enthalten und durch die Konzentration in einem separaten Modus merkt man schon deutlich, dass die Deluxe-Kurse weniger gelungen sind als die der beiden Haupttitel. Das liegt vor allem daran, dass die Entwickler zahlreiche Labyrinth-Kurse entwickelt haben, die mehr darauf basieren, die Karte genau zu studieren und den Kurs auswendig zu lernen, als den Spieler vor knifflige Geschicklichkeitsaufgaben zu stellen.

Neben den Deluxe-Kursen gibt es aber noch eine Reihe weiterer Zusatzmodi, die Banana Mania auch für Kenner der Originale sehr attraktiv machen dürfte. So gibt es Modi in denen man alle im Level verteilte Bananen sammeln oder vermeiden muss, einen Modus in dem man die Level rückwärts absolvieren muss, oder aber einen Modus mit Originallevels aus SMB1, 2 und Deluxe, denn einige Level wurden im Hauptspiel etwas leichter gestaltet als im Original. Deren Originalfassungen sind jetzt in diesem Modus zusammengefasst.

Im Storymodus schließlich spielt man 100 Kurse aus SMB2, gruppiert in 10 Welten á 10 Levels, zwischen denen jeweils ein kurzes Story-Segment gezeigt wird. Im Vergleich zum Original ist die Präsentation mit Standbildern und ohne Text aber viel schlichter geraten. Darüber hinaus dürften Fans des Originals sich ärgern, dass der etwas verquere Text des Spiels entfallen ist. „Unser Zauberspruch ist Ei Ei Puh“ ist in Banana Mania leider nicht zu lesen. Davon ab ist der Storymodus wahrscheinlich der einsteigerfreundlichste Modus des Spiels, da hier nur Level bis zum Expert-Schwierigkeitsgrad genutzt werden und nach jedem Level gespeichert wird. Zum Aufwärmen bietet es sich also an, einmal den Storymodus durchzuspielen.

Monkey Ball-Profis, die auf Grund der Erleichterungen im Vergleich zu den Originalen skeptisch sind, können sich aber über Zusatzmissionen, wie beispielsweise „SMB1 Master mit maximal 50 Fehlversuchen abschließen“ freuen, die teilweise ziemlich knackig sind. Diese Missionen werden auch mit Achievements belohnt. In meinen über dreißig Spielstunden mit dem Spiel habe ich bei weitem nicht alle Zusatzmissionen erfüllt und ich würde schätzen, dass man mit diesen Missionen die Spielzeit noch locker verdoppeln könnte. Wer Super Monkey Ball vorher noch gar nicht, oder nicht intensiv gespielt hat, wird zudem auch für den Abschluss des Challenge-Modus wahrscheinlich einige Stunden mehr einplanen müssen.

Abseits der Hauptmodi des Spiels gibt es außerdem zahlreiche Minispiele, die ebenfalls aus den ersten beiden Spielen bekannt sind und die Spielphysik von Super Monkey Ball auf interessante Weise varriieren. So gibt es beispielsweise ein Golf-Minispiel oder ein Rennspiel. Diese Modi können auch im Mehrspielermodus gespielt werden und können viele Stunden Multiplayerspaß bieten. Die Minispiele sind in Umfang und Machart übrigens eher mit einer Disziplin bei Wii Sports als mit einem Inispiel in Mario Party zu vergleichen.

Technisch ist Super Monkey Ball Banana Mania sehr gut gelungen und bietet konstante 60 Bilder in der Sekunde, schöne Comicoptik und einen neuen, sowie den (meines Erachtens besseren) Originalsoundtrack. Leider wurde die deutsche Sprachausgabe des Originalspiels nicht übernommen, sondern es wird nur eine einheitliche Englische Vertonung angeboten. Worte wie „Endbonus“ wird man in diesem Spiel also leider nicht zu hören bekommen. Das ist aber natürlich nur für Fans des Originals relevant.

Super Monkey Ball Banana Mania kombiniert die beiden besten Arcade-Geschicklichkeitsspiele mit einigen motivierenden Remix-Aufgaben und optionalen Erleichterungen zu einem beinahe perfekten Spielerlebnis für Freunde filigraner Analogstick-Akrobatik. Spieler mit niedriger Frustrationsschwelle seien aber vorgewarnt: Hinter der niedlichen Fassade verbirgt sich, selbst mit den Erleichterungen von Banana Mania immernoch ein knallhartes Spiel. Wer damit leben kann, bekommt exzellente Kost geboten.

Vielen Dank an Sega und Koch Media für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox One X.