The Forgotten City (Review)

The Forgotten City aus dem Hause Modern Storyteller basiert auf einem preisgekrönten Skyrim-Mod aus dem Jahr 2015. Der von der Community geliebte Content wurde in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit Dear Villagers überarbeitet und hat es nun als eigenständiges Spiel auf unsere Konsolen geschafft. Ob es einen Blick wert ist, erfahrt ihr in unserem Testbericht.

…und täglich grüßt das Murmeltier

Die Handlung ist recht simpel erklärt. Wir wählen zwischen einem männlichen oder weiblichen Hauptprotagonisten und wachen an einem Flussufer auf. Eine mysteriöse Frau hat uns aus dem Wasser gerettet und bittet uns darum, nach einem verschwundenen Mann in einem Tempel Ausschau zu halten. Als wir ihrem Wunsch nachgehen, entdecken wir viele vergoldete Statuen in Menschengestalt. Bereits nach einigen weiteren Metern stoßen wir auf eine goldene Statue, welche der Beschreibung des verschwundenen Mannes entspricht. Das Bizarre daran: es sieht so aus, als hätte die Statue Selbstmord begangen. Am Boden liegt eine Nachricht des gesuchten Mannes: er warnt uns davor, den Tempel zu betreten und in die Vergangenheit zu reisen. Es gäbe kein Entrinnen und nur der Tod könne uns von diesem Ort losreißen. Natürlich ist des Spielers Neugierde dadurch erst recht geweckt und wir gehen weiter in Richtung des Tempels.

Dort angekommen, werden wir in einen Sog gezogen und wachen plötzlich an einem anderen Ort auf. Es stellt sich heraus, dass wir uns nun etwa zweitausend Jahre in der Vergangenheit befinden – im Zeitalter des damaligen römischen Reichs. Scheinbar sind wir zusammen mit 26 weiteren Seelen in einer verdammten Stadt gefangen. Denn sobald einer der hier Lebenden gegen die geheimnisvolle „goldene Regel“ verstößt, müssen alle anderen als Kollektiv mit ihrem Leben büßen. Doch sobald die Regel gebrochen wird, werden wir durch die Zeitschleife katapultiert und finden uns zu Beginn des Tages unserer Ankunft wieder. Unsere Aufgabe besteht also darin, den Tag des Regelbruchs immer wieder aufs Neue zu erleben und die Geheimnisse der Bewohner aufzudecken. Können wir den Ausgang der Geschichte ändern?

Wir steuern unseren Charakter in der aus Skyrim bekannten First-Person Perspective. Da ich ungern in dieser Sichtweise spiele, ist das für mich zu Beginn immer erstmal eine kleine Herausforderung. Allerdings stellt in The Forgotten City sowieso die Interaktion mit den Personen den größten Stellenwert des Spiels dar – weshalb die Perspektive dabei gar nicht mehr so sehr ins Gewicht fällt. Eben diese vielen Interaktionen könnten für Manche für euch ein kleiner Knackpunkt sein. Denn um dem Geheimnis der Zeitschleife auf die Spur zu kommen, sollte man die Geschichten aller Einwohner der Stadt hören – und das wiederum bedeutet viel Text.

Für mich persönlich war das allerdings der interessanteste Punkt des Spiels. Man geht als unbeschriebenes Blatt in die Stadt und lernt jeden einzelnen Charakter von Grund auf kennen – dabei hat der Titel auch die ein- oder andere überraschende Wendung für uns parat. Unsere Interaktionen bestimmen, in welche Richtung sich die weiteren Ereignisse entwickeln. So haben wir bei den Gesprächspassagen auch oft einen gewissen Handlungsspielraum bei der Auswahl der Antworten – und hat man dann doch einmal eine Fehlentscheidung getroffen, so kann man sich einfach die Zeitschleife zunutze machen und quasi auf Reset drücken. Wenn das mal im echten Leben so funktionieren würde…

Natürlich müssen wir auch unsere Umgebung genauestens erkunden und Hinweise finden, um die Handlung in die für uns richtige Richtung zu lenken. Dabei kann unser Charakter auf Wunsch rennen, springen, klettern, kriechen und auch Gegenstände inspizieren. Das ein- oder andere wichtige Item packen wir dabei in unser Inventar, in welchem sich mit der Zeit ganz schön viele Dinge ansammeln. Doch einen zweiten Blick wird man auf die meisten Gegenstände wohl eher nicht werfen. Bereits zu Beginn des Spiels bekommen wir eine Taschenlampe, welche sich als hilfreiches Utensil entpuppt, um auch dunkle Bereiche erkunden zu können.

Die Einwohner leben neben den Goldstatuen

Später gesellt sich noch ein Bogen dazu, welchen wir unter anderem auch dazu nutzen können, um uns vor Gefahren zu schützen. Denn so manche Goldstatue scheint zum Leben erwacht zu sein und wird uns an den Kragen wollen. Leider wurde in dem Spiel keine Karte integriert – was für mich persönlich doch recht schade ist. Ich habe also viel Zeit damit verbracht, die Wege abzulaufen und den richtigen Ort im Spiel zu suchen – was vermutlich auch meinem schlechten Orientierungssinn im echten Leben geschuldet ist. Da wir bei Quests oft eine Zielmarkierung vorgesetzt bekommen, hätte ich mir schon eine kleine Karte gewünscht, in welcher wir unseren Zielort auch manuell eintragen können.

Das war es auch schon mit den Spielmechaniken. Auf der PlayStation 5-Konsole lief der Titel zum Großteil flüssig – lediglich beim Wechsel des Gebiets wurde man von unerwarteten Ladezeiten aufgehalten. Unser Charakter hielt dann während des Ladens einfach in der Bewegung inne und man musste warten, bis es weiter ging. Zusätzlich hatte das Spiel in einem geschlossenen Raum Probleme damit, die Umgebungsstruktur aufzubauen. Das waren allerdings die einzigen Dinge, die mir aufgefallen sind.

The Forgotten City hat eine englische Tonspur mit deutschen Untertiteln spendiert bekommen. Lobenswert ist dabei, dass für die verschiedenen Personen auch verschiedene englische Dialekte eingepflegt wurden. Allerdings findet sich darunter auch ein Charakter, dessen englische Aussprache wahrlich „Ohrenbluten“ verursacht. Aber das spricht ja wiederum für die Vielfalt 😉. Sie haben es geschafft, jedem Einwohner eine eigene Persönlichkeit einzuhauchen und dies spiegelt sich auch in der jeweiligen Mimik wider. Insgesamt können unsere Handlungen und Interaktionen zu vier verschiedenen Enden der Story führen.

Mit dem Bogen gegen angreifende Gold-Skelette

Fazit:

Als großer Skyrim-Fan war ich sehr gespannt auf das Resultat der Umwandlung des beliebten Mods in das eigenständige Spiel The Forgotten City. Da ich den früheren Mod nicht gespielt habe, kann ich hier keine Vergleiche im Hinblick auf die Qualität ziehen. Doch für mich war das Spiel zusammenfassend eine völlig neue und interessante Erfahrung. Auch wenn ich zu Beginn etwas erschlagen von den vielen Texten der Einwohner war, so hat es mir in der Fortsetzung umso mehr Freude gemacht, die Geheimnisse der Utopie zu lüften. Dabei habe ich schlussendlich zwei der möglichen vier Enden gesehen und bin froh, dass ich auf den für mich optimalen Ausgang hingearbeitet habe. Die Spielzeit beträgt dabei – je nach Abschluss – zwischen 4 und 6 Stunden. Doch das ist vollkommen in Ordnung, da es sich hierbei nicht um einen Vollpreis-Titel handelt und man bei Interesse ja auch einen erneuten Durchgang für ein anderes Ende starten kann. Für mich persönlich war die immer wiederkehrende Reise in die Vergangenheit jedenfalls lohnenswert und mal etwas anderes im Vergleich zu der Masse der Games.


Vielen Dank an Dear Villagers für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PlayStation 5.