Necromunda – Hired Gun (Review)

Um die Geschichte und die Gegebenheiten rund um Necromunda zu verstehen, sollte man Vorwissen haben oder bei Wikipedia vorbeischauen. Denn im Spiel selbst wird leider nicht viel erklärt, es fallen dauernd Begriffe mit denen ich nichts anfangen konnte und dementsprechend kam mir die Welt sehr fremd vor, vor allem weil vieles wie selbstverständlich vorausgesetzt wurde. Ich will auch gar nicht viel auf die Geschichte eingehen, ist sie doch nur minimaler Antreiber in diesem sehr schnellen Egoshooter. Wenn man überhaupt versteht was da vor sich geht.

Man spielt einen selbst ausgesuchten und namenlosen Söldner, der sich wie von Sinnen durch Unmengen an Gegnern ballert. Nichts zufällig erinnert das Spiel an das moderne Doom, als Spieler hat man schlichtweg keine Zeit nachzudenken sondern nutzt das ganze Arsenal an Fortbewegungsmöglichkeiten, die einem Necromunda bietet. Doppelsprung, rutschen, ausweichen, Wandlauf und der Kletterhaken helfen ungemein, sich auch aus ausweglosen Situationen zu retten.

Bei der Grafik darf man keine modernen Ansprüche stellen, wer viele bunte Farben mag sollte sowieso einen großen Bogen um das Spiel machen. Bei Necromunda ist es vorlagengetreu dunkel, schmutzig und grafisch abwechslungsarm. Wobei sich auch hier Licht und Schatten abwechseln, der Zug sieht von außen schon beeindruckend aus, meist ist der Protagonist jedoch in grafisch schwächeren Gegenden unterwegs. Die Animationen der recht eintönigen Gegner ist auch nicht auf dem neuesten Stand, ebenso wie die schon aus Doom bekannten Finisher.

In Necromunda hat man als Spieler mehrere Möglichkeiten, seine Figur zu verbessern. Neben Fähigkeiten, die man im Hauptquartier kaufen kann, gibt es auch die Möglichkeit Implantate, Rüstungen, neue Waffen und Medipaks zu erwerben. Die Fähigkeiten sind jedoch schlecht in die Steuerung integriert, diese wählt man über ein Kreismenü aus, was im Eifer des Gefechts doch zu viel Friemelei ist. Auch gibt es die Möglichkeit ähnlich wie in Bloodborne, Lebensenergie wieder zu bekommen indem man Gegner tötet. Wenn man vor der Mission sogenannte Stims kauft, wird die Spielfigur auch bis zu drei Mal wiederbelebt, was mir im Spiel selbst sehr geholfen hat, weil es teilweise richtig schwer wurde den Überblick bei den Massen an Gegnern zu behalten. Bugs hatte ich übrigens bis auf einen im Abspann gar nicht, zudem existiert eine deutsche Sprachausgabe, was bei so einem Spiel längst kein Standard ist. Über die Qualität dieser kann man natürlich geteilter Meinung sein.

Spielerisch ist es Doom schon sehr ähnlich, ohne jedoch dessen Klasse zu erreichen. Viele Feinde halten zu viel aus, was schon sehr nervig sein kann. Zudem sind sie grundsätzlich dumm, eine ausgeklügelte KI sollte man also nicht erwarten. Durch die diversen Fortbewegungsmöglichkeiten entsteht jedoch ein guter Flow, man ballert sich mit Genuss durch die Gegner, löst ab und zu ein kleines Sammelrätsel, verbessert seine Fähigkeiten und geht gestärkt in die nächste Mission. Die Geschichte ist zum Glück nur Nebensache und es wird ihr nicht viel Zeit eingeräumt, über das Universum von Necromunda hätte ich trotzdem gerne mehr im Spiel erfahren.

Ich gebe ehrlich zu, dass ich hin und hergerissen war, wie ich das Spiel am Ende bewerten soll. Für Fans der Vorlage ist es bestimmt toll, diese Welt bereisen zu können. Die werden wohl auch über die schwache Grafik hinwegsehen können, ebenso wie die lahmen Nebenquests, die leider keine neuen Schauplätze bieten können. Trotz alledem hatte ich bis zum Ende des Spiels viel Spaß, auch entstand das typische Gefühl, nur noch die eine Mission spielen zu wollen und derweilen die Zeit zu vergessen. Das Gameplay ist schnell und wuchtig, eine gelbe Ampel wäre also unpassend, da dieses am wichtigsten bei einem Spiel ist. Wer also nicht genug von Spielen wie Doom bekommt UND noch was mit dem Warhammer-Universum anfangen kann, der wird mit Necromunda viel Spaß haben. Alle anderen sollten vielleicht doch besser Abstand halten.

Vielen Dank an Focus Home Interactive für die Bereitstellung des Xbox One TestmustersGetestet auf Xbox Series X.