Paradise Killer (Review)

Ich weiß bei Paradise Killer gar nicht so recht wo ich anfangen soll. Ich habe schon viele Spiele gespielt, aber dieses Spiel kann ich doch schlecht einordnen. Das liegt zum einen an der Story und dem Setting, aber eben auch am Gameplay. Es wirkt wie eine verrückte Visual Novel, in der es darum geht Morde aufzuklären, gepaart ist das Spiel aber mit einer Open World, die zum Erkunden einlädt.

Fangen wir aber erstmal bei der Vorgeschichte von Paradise Killer an. Man spielt Lady Love Dies, die vor langer Zeit aus dem Paradies verbannt wurde. Das Paradies ist eine Insel, die von unsterblichen Menschen verwaltet und öfter mal neu erschaffen wird. Die Menschen auf dieser Insel beten verschiedene tote Alien-Gottheiten an, die sie versuchen wiederzuerwecken. Manchmal geht etwas schief und Dämonen gelangen ins Paradies. Dann ist es nötig ein neues Paradies zu erschaffen. Jedenfalls soll die 25. Insel die perfekte Insel werden. Allerdings wird genau am Abend des Wechsels auf die neue Insel der Rat inklusive des Ratsvorsitzenden ermordet. Die Insel wird abgeriegelt, so dass niemand mehr auf die neue Insel wechseln kann und Lady Love Dies wird als Ermittlerin aus dem Exil zurückgeholt.

Ich starte das Spiel also mit Lady Love Dies in ihrem Raum im Exil. Es spielt in der Egoperspektive und ich kann mich erstmal in dem Raum umschauen. Als ich den Raum verlassen will treffe ich auf einen kleinen blauen Dämon namens Shinji. Shinji deutet an, dass auf der Insel was schiefgelaufen ist. Er scheint auch mehr zu wissen als er sagt und man wird ihn im Laufe des Spiels öfter mal auf der Insel wiedertreffen. Schon im Exil kann man ein paar Sammelobjekte finden und ebenfalls Starlight, den Computer von Lady Love Dies. Auch mit der Steuerung, die sich eher relativ einfach gestaltet, kann man sich hier schon etwas vertraut machen.

Nachdem man sich den Computer geschnappt hat, bekommt man einen Anruf von Judge. Er berichtet Love Dies kurz von der Situation auf der Insel und erlaubt ihr Starlight einzusetzen, um den Fall zu lösen. Starlight ist zugleich das Menü. Es werden alle nötigen Informationen für den Fall automatisch aufgezeichnet und auch Ziele, Aufzeichungen über Personen, erhaltene Gegenstände und anderes werden in Starlight gespeichert.

Um das Exil zu verlassen zu können, muss man eine weitere Funktion von Starlight nutzen, damit man die Barriere entfernen kann, die Love Dies im Exil hält. Dazu interagiert man mit einem anderen Computer, der direkt in der Nähe befindet und muss dann aus verschiedenen Bildteilen ein Bild nach Vorlage zusammensetzen. Das wird man im Laufe des Spiels öfter tun um sich weitere Wege zu öffnen. Teilweise benötigt man aber erst ein Upgrade für Starlight um weitere Motive freizuschalten.

Nun ist man endlich bereit das Exil zu verlassen und die Insel von Paradise Killer zu betreten. Um das zu tun muss Lady Love Dies einfach aus luftiger Höhe in die Tiefe stürzen. Das ist auch gut zu wissen, dass es funktioniert. So weiß man für das spätere Erkunden schon, das keine Fallhöhe irgendein Problem für Lady Love Dies darstellt. Während man eine Weile fällt, hat man schon einen guten Ausblick auf die Insel, die man zukünftig erkunden wird.

Unten wird man erwartet von Lydia Day Break, einer alten Freundin von Love Dies. Beim ersten Gespräch mit einem Charakter gibt einem Starlight erstmal ein paar Informationen zu dem Charakter. Bei den Gesprächen gibt es mehrere Gesprächsoptionen, die man aber meist alle nacheinander durchgeht. Man kann später mit neuen Informationen wieder zu den Charakteren zurück. Denn neue Informationen schalten ggf. neue Optionen frei. Lydia ist die Fährfrau, die die Leute von einer Insel zur nächsten bringt. Sie kann Love Dies aber auch zwischen Schnellreisepunkte auf der Insel hin- und herfahren. Das kostet allerdings Blutkristalle, die man überall auf der Insel verteilt finden kann.

Lydia bringt Love Dies als erstes zu Judge, der Love Dies mit allen bekannten Informationen zum Verbrechen versorgt. Nach dem Gespräch mit Judge kann man die Insel frei erkunden und in Starlight sind auch schon die Ziele hinterlegt. Wohin man zuerst geht und in welcher Reihenfolge man mit allen involvierten Personen redet, ist dem Spieler selbst überlassen. Die Insel ist eine relativ kleine, aber auch sehr verwinkelte Open World. Mit einem Tastendruck kann man sich die Richtung und Entfernung aller Personen anzeigen lassen. An einem Ausrufezeichen am Charakterportrait kann man auch erkennen, ob es da neue Informationen oder Gesprächsoptionen gibt.

Beim Erkunden der Insel trifft man öfter auf Shinji, kann viele Sammelobjekte oder Blutkristalle finden. Mit den Blutkristallen kann man nicht nur Lydia für die Fahrten bezahlen, sondern diese auch an Getränkeautomaten oder bei einer Person für Informationen ausgeben. Da die Anzahl der Blutkristalle begrenzt ist, versucht man damit natürlich sparsam zu sein. Anfangs kein Problem, da man die Insel eh nach und nach Erkunden sollte um möglichst alle Hinweise ausfindig zu machen, wird es später nervig, wenn man wegen einer neuen Information zu einem bereits besuchten Charakter zurück will. Ansonsten wirkt die Insel recht leblos, was sicher aber in dem Setting gewollt ist, denn die nicht sterblichen Menschen wurden vor dem Wechsel zur neuen Insel bereits geopfert.

Während man die Insel erkundet, findet man auch dann und wann Rätsel die man lösen kann. Diese sind aber eher rar und größtenteils besteht das Spiel aus rumlaufen und dabei die Gegend aufmerksam erkunden und natürlich Gesprächen mit den Personen. So entfaltet sich nach und nach die Geheimnisse der Insel und der Charaktere. Abschließen kann man das Spiel jederzeit, indem man mit seinen gesammelten Beweisen zu Judge geht und versucht die Fälle dann vor Gericht zu lösen. Will man aber möglichst hinter alle Geheimnisse kommen, sollte man damit warten, bis man sich sicher ist, dass man vieles oder gar alles Wichtige gefunden hat. Und ich kann zumindest von mir behaupten, dass je mehr ich herausgefunden habe, desto mehr wollte ich wissen was dahintersteckt.

Auch bei der Lösung des Falls, bzw. der Fälle am Ende des Spiels hat man relativ freie Hand. Man kann bei jeder Anklage eine der möglichen Personen wählen. Aber nicht jede Person macht natürlich Sinn, sondern man sollte natürlich eine der Personen wählen mit den meisten Beweisen oder Indizien. Der Fall besteht halt am Ende nicht nur aus dem Mord am Rat, sondern es entfaltet sich im Laufe des Spieles vieles. Selbst während der Verhandlung deckt man noch vieles auf. Bei manchen Anklagepunkten hat man aber auch für mehrere Personen eine Menge Beweise und es liegt am Spieler zu entscheiden.

Grafisch und musikalisch ist Paradise Killer eher ausgefallen, aber das passt ganz gut zum Spiel. Denn auch die Charaktere und die Story sind eher außergewöhnlich. Technisch läuft das Spiel auf Switch recht gut und Probleme sind mir nicht aufgefallen. Das Spiel verfügt nicht über eine Autospeicherfunktion und man kann daher nur an festgelegten Speicherpunkten speichern.

Also wem das Setting und die abgefahrene Story zusagt, der sollte auf jeden Fall zugreifen. Paradise Killer leidet eigentlich nur an dem vielen Rumlaufen. Ansonsten bietet es eine spannende Story mit verrückten Charakteren und ein paar Rätseln. Noch kompakter oder mit festen Orten statt einer Open World und ein paar mehr Rätseln wäre das für mich ein großartiges Erlebnis gewesen, aber auch so hatte ich viel Spaß damit. Es war einfach spannend zu Ergründen was in Paradise Killer passiert ist.

Getestet auf Nintendo Switch.