ScourgeBringer (Review)

Das Handheldzeitalter geht für Sony mit dem Auslaufen der PlayStation Vita Unterstützung seinem Ende entgegen. Doch zum Abschluss möchte ScourgeBringer PlayStation Vita-Spieler noch einmal richtig auf die Probe stellen. Das rasante Roguelite dürfte selbst sehr geübte Spieler eine ganze Weile beschäftigen.

Strukturell ist ScourgeBringer ein äußerst traditionelles Roguelite Spiel. In sechs aufeinander folgenden Levels, deren genaue Konfiguration durch einen Zufallsgenerator bestimmt werden, muss man sich mit einem einzigen Leben durchbeißen. Im Verlauf des Spiels kann man wertvolle Flammenpunkte sammeln, die man nutzen kann um permanente Verbesserungen seines Charakters in einem Skilltree zu erstehen, alle anderen Sammelgegenstände und Fortschritte gehen hingegen bei jedem Game Over verloren. An dieser Stelle muss aber gleich dazu gesagt werden, dass das Fortschrittsystem in ScourgeBringer ziemlich geizig ist. Die ersten Spielstunden habe ich gar keine Erfahrungspunkte erhalten, da man nur für das Besiegen von Endgegnern entlohnt wird.

Wenngleich ScourgeBringer oftmals als Roguelite Jump & Run bezeichnet wird, ist das Spiel vollständig auf den Kampf ausgerichtet. Jedes Level im Spiel besteht aus einer Reihe von Einzelräumen, die zufällig angeordnet sind und größtenteils mit ein bis zwei Wellen an kleinen Gegnern gefüllt sind. Für die Fortbewegung in den einzelnen Räumen ist Springen und Dashen durchaus nicht unwichtig, aber die Umgebung ist nur selten ein Hindernis, stattdessen geht es ausschließlich darum, gegnerischen Angriffen auszuweichen und seinerseits Gegnern Schaden zuzufügen. Dafür hat man ein solides Repertoire an Nah- und Fernkampffähigkeiten, die im Laufe eines Runs durch Waffenkäufe aufgewertet werden können. Waffen und andere Items kann man für Blutstropfen kaufen, die von allen besiegten Gegnern fallen gelassen werden, aber immer nur für diesen Run Gültigkeit haben.

Das Gegnerdesign ist in Anbetracht des – abgesehen vom letzten Level – eher langweiligen Leveldesigns natürlich der wesentliche Designschwerpunkt von ScourgeBringer. Tatsächlich sind die Gegner sehr abwechslungsreich, mit Gegnern die im Nahkampf und im Fernkampf gefährlich werden können – bisweilen mit einem geradewegs an Bullethell Spiele erinnernden Schussfrequenz – oder aber nach einer gewissen Zahl an Treffern im Nahkampf zu einer Zeitbombe werden. Abgesehen von den Endgegnern und Zwischenendgegnern sind die Gegner zwar im Grunde alle leicht zu besiegen, das Zusammenspiel aus vielen Gegnern, besonders mit Fernkampffähigkeiten, sorgt aber dafür, dass ScourgeBringer schon abseits der Endgegnerkämpfe vollste Konzentration vom Spieler verlangt.

Sehr gelungen ist die Geschwindigkeit des Kampfsystems und die hohe Mobilität des Hauptcharakters. Mit zunehmender Kenntnis der Spielmechanik fliegt man in wahnsinniger Geschwindigkeit durch die Räume im Spiel und weicht flink den unzähligen Geschossen der Gegner aus. Allerdings ist eine solide Kenntnis der Gegner kaum verzichtbar. Besonders die Endgegner sind ohne vorherige Kenntnis kaum zu beherrschen, zumal die Lebensenergie im Spiel außerordentlich knapp geraten ist. Da man immer nur einen Versuch hat, bevor man komplett von vorn beginnen muss, kann das schon arg an den Nerven zehren. Tatsächlich muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich im Sinne eines halbwegs zeitnahen Tests auf die spielinterne Cheatfunktionalität (genannt Accessibility Features) zurückgreifen musste, da allein das Überwinden des ersten Levels mich unzählige Versuche gekostet hat und ich mir nicht sicher bin, auf absehbare Zeit das zweite Level abschließen zu können.

Ein wenig schade ist, dass ScourgeBringer in der Hinsicht nicht sehr kleinschrittig ist. Ohne Unterstützungsmodus ist das Spiel beinhart, mit Unterstützungsmodus ist man unbesiegbar. Zwar gibt es eine Reihe von Optionen um nicht gleich zur nuklearen Lösung greifen zu müssen, aber tatsächlich sind alle anderen Optionen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Eine Option, nach dem Tod nur ein Stück zurückgesetzt zu werden oder eine gewisse Regenerationsrate für die Lebensenergie zu bieten hätte für mein Fähigkeitenlevel wohl besser funktioniert.

ScourgeBringer ist ein spielerisch sehr intensives Roguelite-Spiel, das zwar eher langweiliges Leveldesign bietet, dafür aber eine hohe Mobilität und zahlreiche abwechslungsreiche Gegner, die lange Spielspaß garantieren können. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist allerdings beinahe exzessiv und so sollte man auf jeden Fall viel Zeit einplanen wenn man ScourgeBringer ohne Hilfsfunktion durchspielen möchte. Auf der PlayStation Vita sollte das aber kein Problem sein, da der Releasekalender nicht eben prall gefüllt ist. Die technische Umsetzung der PlayStation Vita-Fassung ist zu guter Letzt makellos. Ein intensiver Abschiedstitel für die PlayStation Vita, der Roguelite-Fans mit Sicherheit über mehrere Monate hinweg unterhalten dürfte.

Vielen Dank an Dear Villagers für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PlayStation Vita.