Poison Control (Review)

Was passiert mit Seelen, die noch nicht mit allem abgeschlossen haben? Das fragen sich viele, seit sie Casper gesehen haben, aber die Antwort liefert endlich Poison Control von Nippon Ichi Software.

Seelen, die besonders leiden oder Verzweiflung in sich tragen, neigen dazu, sich in der Hölle als giftige Manifestationen anzusammeln. Jede dieser Seelen steckt dabei in ihrer eigenen „Belles‘ Hell“ fest, die von dem persönlichen Trauma oder Schuldbewusstsein geprägt ist. Diese selbst erschaffenen Qualen ziehen die sogenannten Kesha an. Dies sind dämonenartige Wesen, die sich am Leid der Seelen nähren.

Der Protagonist bzw. die Protagonist (je nach Spielerwahl) wacht zunächst ohne eigene Erinnerungen in einer dieser Höllen auf und begegnet einer solchen Kesha, die sich prompt an dessen Fleisch nährt. Ein wenig undurchsichtige Anime-Magie später sind wir miteinander verschmolzen. Fortan können wir zwischen zwei Formen wählen. Entweder das mysteriöse Mädchen überlässt uns die Kontrolle und verwandelt sich in eine Armkanone oder wir überlassen ihr unseren Körper und bleiben als Skelett an Ort und Stelle zurück.

Mit der Armkanone können wir allerlei fiese Gegner unter Beschuss nehmen, leiden dabei jedoch ständig an Munitionsarmut. Mit der Zeit bekommen wir immer neue Schussmodifikationen und Upgrades, die das Gameplay ein wenig verändern. Um die Munition und auch unsere Lebensenergie wieder aufzufüllen, springen wir in die Rolle von Poisonette, wie sie sehr bald genannt wird. In ihrer Form können wir die zahlreichen Giftflächen reinigen und zu nutzbarer Energie konvertieren.

Diese beiden Formen bilden auch schon den Großteil des Gameplays. Man schießt sich den Weg in diversen Dungeons frei, wechselt die Form, um das Gift zu bereinigen, sowie Munition aufzufüllen und dann geht es wieder von vorne los. Exploration ist dabei leider auf ein Minimum beschränkt, denn bis auf ein wenig Geld und das eine oder andere Upgrade, gibt es nicht viel zu entdecken. Meist bestehen die Dungeons auch aus nur einem richtigen Weg mit einem oder zwei optionalen Räumen.

Die Story hat mich, besonders am Anfang, sehr irritiert und ich konnte ihr nicht ganz folgen. Was ich jedoch mitbekommen habe ist, dass wir aus der Hölle entkommen wollen und diesen Wunsch teilen wir mit Poisonette. Diese hat eine Möglichkeit dazu entdeckt, weswegen wir überhaupt zusammen arbeiten. Auf dem Weg treffen wir allerlei bunte Charaktere, die uns zum Teil helfen und zum Teil als Widersacher auftreten. Wer Spiele im optischen Stil von Persona oder Catherine kennt, hat eine ungefähre Vorstellung davon, auf was man sich hier einlässt.

Posion Control hat ausschließlich eine japanische Sprachausgabe, die jedoch, soweit ich das beurteilen kann, gut klingt. Die Bildschirmtexte sind nur auf Englisch, was den einen oder anderen Spieler womöglich am Genuss hindern könnte. Denn einen großen Teil vom Charme des Spiels machen die ausführlichen Gespräche aus, die die Geschichte nach und nach, wie ein kleinteiliges Puzzle, zusammensetzen.

Insgesamt hat mir das Gameplay Spaß gemacht. Es eignet sich jedoch, da es doch recht schnell repetitiv wird, eher für kurze Sessions. Die Switch-Version lädt dazu, gerade im Handheldmodus, besonders ein. Dort fällt allerdings auch die größte technische Schwäche auf. Die Ladezeiten dauern mitunter viel länger, als sie es sollten. 30 Sekunden oder mehr waren leider keine Seltenheit.

Wer einen Action-Adventure Shooter im Anime-Stil mit verrückter, aber runder Story und einer guten Portion Humor sucht, kann bei Poison Control ohne Bedenken zugreifen. Wer mit dieser Beschreibung jedoch nicht auf Anhieb etwas anfangen kann, sollte vielleicht auf ein Angebot warten.

Vielen Dank an Koch Media für die Bereitstellung des Testmusters.
Getestet wurde auf Nintendo Switch.