Final Fantasy VII (Review)

Als Nintendo-Kind mit einer Sonic-Vorliebe war Final Fantasy VII für mich zu seiner Zeit leider keine Option. Als Kind reichte das Geld bestenfalls für eine Konsole und selbst wenn ich auf eine Goldader gestoßen wäre, hätten die Sega-Konsolen Saturn und Dreamcast mit Sicherheit Priorität vor der PlayStation gehabt. Trotz guter Erfahrungen mit Chrono Trigger und Final Fantasy VI hat es aber dann doch bis 2021, also fast ein viertel Jahrhundert nach Erscheinen gedauert, bis ich mich an den wohl berühmtesten Teil der Traditionsreihe gewagt habe.

Zum Einstieg in Final Fantasy VII war es erst einmal an Square, kräftig zu protzen. Dank des für die Zeit großen Speicherplatzes auf den CDs der PlayStation konnte Square es sich erlauben, zahlreiche vorgerenderte Videosequenzen auf die Discs zu packen, um die Geschichte mit viel Pomp voranzutreiben. Im Gegensatz zu späteren Spielen hat man sich allerdings gegen einen realistischen Stil entschieden, sondern den Low Poly Stil der Zeit ein Stück weit aufgegriffen. Insbesondere die Charaktermodelle sind noch sehr blockig und heben sich insofern auch von den Nachfolgern auf der gleichen Konsole ab. In Sachen Effekte und Beleuchtung wird aber dennoch natürlich absolut klar, dass es sich hier nur um vorberechnete Sequenzen handeln kann.

Erzählerisch ist Final Fantasy VII vollgepackt mit unzähligen Ideen und Themen, neigt aber leider etwas zu stark dazu, seine Themen zu überzeichnen. Man schlüpft in die Rolle von Cloud, der als Neuling und Söldner zu einer Gruppe von Umweltterroristen stößt – und dabei auch mit seiner Jugendfreundin Tifa wiedervereinigt wird. Diese Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, die umweltschädlichen Mako-Reaktoren zu zerstören, die von einer rücksichtslosen Regierung gebaut werden, um auf Kosten der normalen Gesellschaft seinen Energiebedarf zu decken. Ein Thema, das aus heutiger Sicht sicherlich interessant ist, leider – und das gilt für so ziemlich jedes Thema in diesem Spiel – wird das Thema eher oberflächlich behandelt und im Endeffekt auf eine reichlich durchgedrehte Gut-Böse-Geschichte zurückgeführt. Deutlich mehr als man dem Look nach vermuten möchte, scheint außerdem die provokant überzeichnete Seite der Ära durch. Sei es durch die Behandlung von Prostitution, Freitod oder die Lebenskrisen von Cloud und seinem Widersacher Sephiroth: Das Spiel versucht durchweg, möglichst deutlich anzuecken und wirkt dadurch an manchen Stellen geradewegs skurril.

Spielerisch ist Final Fantasy VII eine erstaunlich traditionelle Fortführung des Konzepts von Final Fantasy IV bis VI. Das Kampfsystem ist im Kern gleichgeblieben, als spezielles Gimmick gibt es dieses Mal Items, mit denen man seine Ausrüstung versehen kann, um bestimmte Vor- und Nachteile zu erzielen. Durch die dynamische Kamera und die imposanten Animationen wirken die Kampfsequenzen allerdings wesentlich lebhafter. Auf der anderen Seite leiden die Kämpfe aber auch unter sehr ausgedehnten Animationen. An dieser Stelle: Ich habe Final Fantasy VII auf der Xbox One gespielt und dadurch von Ladezeiten verschont geblieben und konnte das Spiel auf die dreifache Geschwindigkeit hochschalten. Selbst mit der dreifachen Geschwindigkeit sind manche Animationen, ganz besonders beim letzten Endgegner, exzessiv lang und fressen geradewegs die Zeit des Spielers. In dieser Hinsicht wäre weniger auf jeden Fall mehr. Zumindest wäre eine Option, die Animationen nach dem ersten Mal zu überspringen meines Erachtens Pflicht gewesen. Die zahlreichen Zufallskämpfe sind aber zum Glück, solange man sich auf nicht-magische Angriffe beschränkt, in aller Regel schnell abgehandelt. Die äußerst hohe Frequenz der Kämpfe ist aber leider dennoch, besonders, wenn man gerade nach dem richtigen Weg sucht, ein gewaltiger Nervfaktor. Auch hier wurde in der Neuauflage für alle aktuellen Konsolen allerdings Abhilfe geschaffen, indem das Spiel ermöglicht, Zufallskämpfe abzuschalten. Das ist allerdings wiederum eine gewagte Sache, weil man dann sehr schnell zu schwach ist, um im Kampf zu bestehen.

Beim Design der Spielwelt haben die Entwickler sich entschieden, die Pixelgrafiken der Vorgängerspiele durch vorberechnete Hintergründe zu ersetzen und die Charaktere als 3D Modell umzusetzen. Etwas kurios ist dabei, dass die 3D Modelle einen überzeichneten Stil haben, der auf SD Fernsehgeräten tatsächlich ordentlich aussieht, aber in den Remaster-Versionen in hoher Auflösung äußerst eigenwillig wirken, da die Kanten scharf sind und dadurch die Charaktere beinahe deformiert wirken. In Anbetracht dessen, wie Square mit den Neuauflagen der SNES-Spiele in den letzten Jahren umgegangen ist, ist es erstaunlich, dass die Oberweltmodelle nicht durch die Kampfmodelle oder die Modelle aus den Rendersequenzen getauscht wurden. Eine weitere Besonderheit der Neuauflagen ist der starke Kontrast zwischen niedrig aufgelösten Hintergründen und hochaufgelösten Charakteren. Das ist zwar kein Genickbruch und gerade die niedrig aufgelösten Hintergründe lassen sich nur schwerlich vermeiden, aber es ist dennoch ein auffälliger Stilbruch, der aus heutiger Sicht die SNES-Klassiker tatsächlich hübscher wirken lässt.

Leider wurde die 3D-Fähigkeit der PlayStation in Final Fantasy VII nicht genutzt, um das Gameplay zu erweitern. Abgesehen von einigen Minsipielen – die aber von mittelmäßig bis unterirdisch variieren – spielt sich Final Fantasy VII komplett wie ein NES- oder SNES-RPG aus der Vogelperspektive. Allerdings muss man deutlich mehr Fantasie bei der Interpretation der Grafiken walten lassen, denn die interaktive Repräsentation der Spielwelt ist bedeutend gröber als die optische durch die Hintergründe gegebene, so dass man sehr oft raten muss, wie die Spielwelt genau gemeint ist und wie man sich in ihr bewegen soll. In dieser Hinsicht stellt Final Fantasy VII trotz Generationensprung sogar einen Schritt zurück dar.

Die Spielerführung ist über weite Teile des Spiels in Ordnung, allerdings gibt es einige Punkte im Spiel, wo der Spieler arg im Unklaren gelassen wird, was er als nächstes zu tun hat. Persönlich ist es mir zwei Mal passiert, dass mit nichts Anderes übrigblieb, als die gesamte Spielwelt abzusuchen, bis ich irgendwo einen Interaktionspunkt gefunden habe, der eine neue Reaktion ausgelöst hat. In Anbetracht dessen wie diese Szenen aufgebaut waren, steht zu vermuten, dass das sogar Absicht von Seiten der Entwickler war. Dadurch, dass die Navigation der Oberwelt an einigen Stellen recht verwinkelt ist, ist das allerdings in meinen Augen keine gute Entscheidung. Leider sind zudem die Dungeons im Spiel deutlich simpler gestaltet als in Final Fantasy VI und Chrono Trigger zuvor, insbesondere in Hinblick auf kleine Rätsel hat Square sich beim PlayStation-Debüt der Reihe zurückgehalten.

Insgesamt ist Final Fantasy VII ein gutes Rollenspiel, das aber in meinen Augen spielerisch einen merklichen Schritt zurück gemacht hat und auf Seiten der Präsentation zwar technisch gesehen deutliche Fortschritte verzeichnen lässt, die aber andererseits der Spielerfahrung gar nicht mal sonderlich zuträglich sind. Die leichter lesbaren Pixelhintergründe aus SNES Tagen und der schnellere Spielablauf sorgen jedenfalls dafür, dass ich die Super Nintendo-Teile dem siebten Teil deutlich vorziehen würde. Mehr noch als viele andere Spiele ist Final Fantasy VII mit seinem Fokus auf vorberechnete niedrig aufgelöste Inhalte, sowohl was Videos als auch Hintergründe anbelangt, ein Produkt seiner Zeit; aus heutiger Sicht fehlt der Wow-Faktor in Anbetracht der filmischen Präsentation natürlich komplett.

Getestet auf Xbox One X.