Sinnoh im Doppelpack (Meinung)

Am 26. Februar gab uns The Pokémon Company mit einem „Pokémon Presents“ einen Ausblick darauf, wie es mit der Marke in nächster Zeit weiter geht. Doch zunächst eröffnete die Präsentation mit einem Rückblick auf die letzten 25 Jahre, in denen die Taschenmonster uns begleitet und die Welt verändert haben.

Der Rückblick war zwar auf der einen Seite voller wunderbar nostalgischer Momente, auf der anderen Seite aber etwas zu lang. 5 Minuten und 30 Sekunden Flash-Cutting am Stück haben meine Aufmerksamkeitsspanne dann doch ein wenig überfordert und ich habe mich nach dem „richtigen“ Start gesehnt.

Los ging es dann nach ein paar einführenden Worten mit neuen Infos zu New Pokémon Snap, das am 30.04.2021 erscheint. Darin erwartet uns die Lentil-Region, in der wir allerlei Pokémon in ihrem natürlichen Lebensraum auf einer Fotosafari beobachten dürfen. Wer Pokémon Snap auf dem Nintendo 64 gespielt hat, weiß in etwa, was ihn hier erwartet. Und alle neuen Spieler dürfen sich darauf freuen, zum ersten Mal ein Pokémon im richtigen Moment zu füttern, um den perfekten Schnappschuss einzufangen oder ein Ereignis auszulösen. Ganz zeitgemäß sind diesmal auch allerlei Stempel, Sticker und Filter an mit Bord, mit denen die Fotos direkt aufgewertet werden können. Und während wir im Original noch darauf beschränkt waren, dass uns imaginäre Personen sagen, wie gut sie die Aufnahmen finden, so kann man diesmal seine Bilder online posten, um sie zur Schau zu stellen und bewerten zu lassen.

Der Pokémon Day am 27. Februar wurde mit diversen Events und Specials in allen aktuellen Titeln begleitet. Egal, ob man Pokémon Schwert & Schild, Pokémon Café Mix, Pokémon GO oder Pokémon Masters EX spielt: überall war ein Schmankerl für die Spieler dabei.

Dann gab es endlich die Neuankündigungen zur Pokémon Videospielreihe, auf die wir gewartet haben: Pokémon Strahlender Diamant und Pokémon Leuchtende Perle, die Remakes zur vierten Generation, erscheinen Ende 2021.

Um meinen Eindruck besser einordnen zu können, möchte ich kurz einen Blick zurück wagen:

  • Pokémon Feuerrote Edition und Pokémon Blattgrüne Edtition (Gen I Remakes) teilten sich die Grafik und ihre technische Basis mit Pokémon Rubin-Edition und Pokémon Saphir-Edition (Gen III). Sogar viele der Assets wurden gemeinsam verwendet.
  • Pokémon Goldene Edtion HeartGold und Pokémon Silberne Edition SoulSilver (Gen II Remakes) liefen mit der gleichen Technik, wie Pokémon Diamant-Edition und Pokémon Perl-Edition (Gen IV).
  • Pokémon Omega Rubin und Pokémon Alpha Saphir (Gen III Remakes) liefen mit der gleichen Technik wie Pokémon X und Pokémon Y (Gen VI).

Dementsprechend hatte ich ganz fest damit gerechnet, dass die Remakes der vierten Generation nun ebenfalls auf der technischen Basis der aktuellen Generation, also von Pokémon Schwert und Pokémon Schild, basieren würden. Der erste Eindruck, den der Trailer von Pokémon Strahlender Diamant und Pokémon Leuchtende Perle hinterlassen hat, war dementsprechend ernüchternd. Der Grafikstil, der eher an das kürzliche Remake von The Legend of Zelda: Link’s Awakening erinnert, ist komplett anders, als die aktuelle Generation.

Wenn man darüber nachdenkt, wird der Grund schnell offensichtlich und wurde in der Präsentation sogar erwähnt: es sind originalgetreue Remakes von Pokémon Diamant und Pokémon Perl. Ein Wechsel zum Stil von Schwert und Schild hätte zwangsläufig bedeutet, dass man zwar die Story hätte übernehmen können, aber spielerisch sehr viel neu interpretieren müsste. So oder so, egal welche Entscheidung man getroffen hätte, es bestand ein Risiko, die Fans zu enttäuschen.

Die Reaktionen online zeigen nun genau das. Ein Teil der Fans ist enttäuscht darüber, dass The Pokémon Company auf Kosten der Grafik an Innovation spart, während die andere Hälfte sich über ein Remake freut, dass sich möglichst genau an die Vorlage hält.

Ich selbst war zunächst nur wenig angetan von den Remakes, freunde mich aber von Tag zu Tag mehr mit dem Stil an. Inzwischen freue ich mich schon darauf, wenigstens eine der beiden Editionen zu spielen. Schließlich war es Pokémon Diamant, das mich nach dem Überspringen der dritten Generation wieder fest ins Franchise zurück geholt hat und wegen dem ich den Spielen bis heute in allen Generationen treu geblieben bin.

Dann gab es noch eine weitere Ankündigung: Pokémon Legenden Arceus

Ich weiß nicht, ob Pokémon Legenden eine neue Serie an Spin-Offs, vergleichbar mit Pokémon Mystery Dungeon, wird oder ob man hier die Open World Ansätze aus Pokémon Schwert und Pokémon Schild weiter ausreizen und neue Dinge ausprobieren möchte. Egal, welche Überlegung dahinter steckt, es ist genau der Ansatz, den sich viele Fans momentan wünschen.

Die Grafik wirkte zwar, besonders auf einem 4k Fernseher, nicht mehr unbedingt zeitgemäß, aber das Spiel ist ja auch noch in der Entwicklungsphase. Da bewusst auf Outlines verzichtet wird, wirkt das Spiel wie ein Gemälde aus Wasser- und Ölfarben. Irgendwie hat es damit einen ganz eigenen, charmanten Stil, den es in der Serie so bislang nicht gibt.

Als Setting dient ebenfalls Sinnoh, allerdings irgendwann in der Vergangenheit. Das ist ein perfektes Testumfeld, denn hier können die Entwickler unbesorgt und ohne Rücksicht auf die Hauptreihe experimentierten. Falls der Titel nicht gut ankommen sollte, kann man es einfach bei diesem einmaligen Versuch belassen. Wenn das Konzept jedoch gut ankommt, kann man die Haupt-Editionen ebenfalls stärker in diese Richtung entwickeln. Die Naturzone in Pokémont Schwert und Pokémon Schild kam ja schon sehr gut bei der Spielerschaft an und deren Feedback hat offensichtlich auch The Pokémon Company erreicht.

Gleichzeitig bietet Pokémon Legenden auch das Potential zu einer eigenen Spin-Off Reihe, wie z.B. Ouji auf Twitter bemerkt hat:

In den letzten 25 Jahren hat Pokémon mich sehr geprägt. Mit 11 Jahren war ich genau im richtigen Alter, als Pokémon Blaue Edition hierzulande erschien. Und seither bin ich Trainer mit Leib und Seele, habe einen fast vollständigen „Living Dex“ in Pokémon Home aufgebaut und mich zwischendurch einige Jahre lang als Pokémon-Züchter versucht. Ich freue mich sehr darauf zu sehen, was die nächsten 25 Jahre hervorbringen und wie sich die Serie entwickeln wird. In diesem Sinne bleibt mir nur zu sagen: Herzlichen Glückwunsch, Pokémon! Auf die nächsten 25 Jahre.