Return of the Obra Dinn (Review)

Es ist 1807, die Welt schwarzweiß, man arbeitet für eine Versicherung und hat den Auftrag aufzuklären, was auf der Obra Dinn geschehen ist. Die Obra Dinn ist ein verschwundenes Schiff, dass nach langer Zeit wiederaufgetaucht ist. Ausgestattet ist man nur mit einem Buch, in dem man die Geschehnisse aufzeichnen soll und einer besonderen Taschenuhr mit Totenkopfsymbol. Beim Umschauen auf dem Deck entdeckt man relativ schnell das Skelett eines verstorbenen und die Taschenuhr reagiert darauf. Auf Knopfdruck wird man in den Moment des Todes der gefundenen Person gezogen.

Erst hört man bei diesen Erinnerungen nur Gespräche und Geräusche, später kann man sich in dem eingefrorenen Moment des Todes frei bewegen und alles im Umkreis untersuchen. Nach einer Weile wird dann die Erinnerung in das Buch eingetragen. Im Buch hinterlegte Informationen sind z.B das Gespräch, der Ort der Erinnerung und welche Personen in der Erinnerung vorkommen. Offen bleibt, wer der Tote ist, wie er zu Tode gekommen ist und durch wen oder was. Das ist nun das, was man selbst herausfinden muss. Die Todesursache ist in den meisten Erinnerungen recht leicht zu erkennen, aber Täter und Opfer zu identifizieren ist schwerer. Mit einer Erinnerung kommt man da oft nicht weit.

Durch eine Tür kann ich nun diese erste Erinnerung verlassen. Manchmal öffnet sich nach dem Erleben der Erinnerung eine Tür oder ein Durchgang auf dem Schiff. In den neuen Bereichen kann man weitere Leichen und damit Erinnerungen ausfindig machen. Oder man entdeckt in der Erinnerung weitere Tote, bei denen man dann ebenfalls mit der Taschenuhr interagieren muss. Anschließend folgt man einer Rauchschwade zu der Position des Todes der Person. Dort kann man dann die Erinnerung der Person starten.

Nach der ersten Erinnerung öffnet sich jedenfalls eine Tür und ich gelange in die Kapitänskajüte. In der Kajüte schalte ich nach und nach an weitere Erinnerungen frei und kann zumindest das letzte Kapitel zu einem großen Teil aufdecken kann. Ja, das letzte, denn man bewegt sich rückwärts durch die Kapitel und den zeitlichen Ablauf von damals. Relativ schnell habe ich die ersten Toten und ihre Todesursachen entschlüsselt. Plötzlich passiert etwas und das Buch blättert automatisch zu den bereits entschlüsselten Seiten. Auf den Seiten werden die ausgewählten Dinge fest ins Buch eingetragen. Das bedeutet, dass ich richtig lag. Sobald man jeweils drei Schicksale richtig hat, werden diese als korrekt bestätigt und können nicht mehr verändert werden. Hat man also bei drei Opfern etwas eingestellt und es wird nicht aufgelöst, dann liegt man noch irgendwo falsch und sollte sich noch mal genauer umschauen.

Im Laufe des Spiels schaltet man so nach und nach alle Erinnerungen frei und muss die Schicksale aller 60 Menschen an Bord enträtseln. Das Buch ist dabei durchaus sehr hilfreich. Man kann z.B. alle Erinnerungen markieren in denen eine gesuchte Person vorkommt und schnell dort hinblättern. Das Buch enthält auch eine Passagierliste und Karten des Schiffes, die bei den Ermittlungen hilfreich sind. Mit diesem Hilfsmittel muss man dennoch sehr aufmerksam sein und auf viele Details in den Erinnerungen achten. Zum Beispiel verraten Kleidungsstücke etwas über die Stellung der Person an Bord oder es ist wichtig darauf zu achten mit wem Personen häufig zusammen sind, in welcher Sprache sie reden, bestimmte Merkmale usw.

Gerade im Mittelteil war ich sehr überwältigt von dem Spiel. Die ersten gut 20 Schicksale konnte ich relativ schnell lösen. Aber dann hatte ich irgendwann alle Erinnerungen zur Verfügung und noch so viele offene Fragen. Ich wusste gar nicht so recht, wo ich anfangen sollte. Ein Problem dabei ist auch, dass man immer wieder über das Schiff laufen muss, um sich die passenden Erinnerungen wieder anzuschauen. Zwar sind die Laufwege nicht weit und die Position der Erinnerung wird im Buch angezeigt, aber es wäre angenehmer gewesen, wenn man die Erinnerung direkt aus dem Buch hätte starten können. Auch bei der Identifizierung der Täter ist es etwas ungünstig, dass man noch Personen als potentiellen Täter angeboten bekommt, die man in zeitlich früheren Kapiteln bereits als Tote identifiziert hat.

Da hilft es nur dranbleiben, denn nach und nach schafft man es ein Rätsel nach dem anderen zu lösen. Dadurch wird es leichter, weil die Anzahl der offenen Schicksale kleiner wird und damit natürlich auch die Auswahl. Damit ging auch das Gefühl der Überwältigung bei mir vorüber und es wich der Freude darüber, wenn ich wieder was gelöst hatte. Wenn man z.B. herausgefunden hat, dass eine bestimmte Person ein Matrose ist und man nur noch wenige Matrosen zur Auswahl hat, dann kann man auch oft raten. Hat man zum Beispiel zwei Erinnerungen bei denen man sich sicher ist und eine dritte, bei der man weiß, dass das Opfer ein Matrose ist, aber nicht welcher, kann man die verbleibenden Matrosen einfach durchgehen. So konnte ich oft einiges durchprobieren und Ausschlussverfahren herausfinden.

Auch wenn es ein paar Unbequemlichkeiten in dem Spiel gibt, ist es dennoch ein gutes Detektiv Adventure. Wer also gerne Detektiv spielt, der kommt um dieses Spiel von Lucas Pope, eigentlich nicht herum. Das Spiel lässt dem Spieler wirklich sehr viel Freiraum beim Ermitteln und man wird kaum durch das Spiel geleitet. Nur das Einsammeln der Erinnerungen läuft noch in einer relativ festgelegten Reihenfolge ab. Das alles hat mir sehr viel Spaß bereitet. Ich habe mich richtig gefreut, wenn ich mal wieder drei Schicksale richtig hatte oder ein kleines Detail entdeckt habe, dass mich auf die richtige Spur geführt hat. Ich kann das Spiel wirklich weiterempfehlen, denn es macht vieles richtig und hat sehr interessante und spannende Ansätze.

Getestet auf Nintendo Switch.