
Nach drei Konsolen, die – jedenfalls im Westen – jeweils von einem fulminanten Super Mario-Spiel begleitet wurden, hatte Nintendo auf dem GameCube erstmals kein neues Mario-Hüpfspiel zum Start parat. Doch ganz wollte man auf die Klempnerfamilie nicht verzichten und so hatte Luigi mit Luigi’s Mansion zum GameCube-Start seinen ersten großen Solo-Auftritt. Dank Next Level Games konnte Luigi’s Mansion sich auf dem Nintendo 3DS zu einer richtigen Spielserie mausern und so ist Luigi’s Mansion auf der Switch Ende 2019 in die dritte Runde gegangen. Ein interessantes Detail am Rande: Luigi’s Mansion 3 heißt nun auch international Teil 3, wenngleich Luigi’s Mansion 2 in den USA den Untertitel Dark Moon statt der Nummer 2 getragen hat.
Luigi hat sich mit Familie und Freunden mal wieder einen Urlaub gegönnt. Auch wenn man Nach Super Mario Sunshine und Mario & Luigi: Dream Team Bros. meinen sollte, dass Mario und Luigi wissen, dass das für sie im Regelfall Ärger bedeutet, haben sie sich ein schönes Hotel ausgesucht und sich auf ihre Zimmer zurückgezogen. Doch schon nach kurzer Zeit ist es Schluss mit Erholung und Luigi stellt fest, dass Mario, Peach und die Toads verschwunden sind. Wie sich bald herausstellt, spukt es in dem Hotel nämlich und die freundliche Mitarbeiterin entpuppt sich als gar garstige Entführerin, die Mario und Co. in Bildern gefangen genommen hat. Nun ist es an Luigi, das riesige Hotel zu erkunden und seine Familie und Freunde aus den Fängen des dunklen Hotels zu retten.

Im Gegensatz zu Luigi‘s Mansion 2 verzichtet Luigi’s Mansion 3 auf eine Missionsstruktur, das heißt, dass man wie im Erstling wieder ohne Unterbrechung ein zusammenhängendes Gebäude erkundet. Allerdings ist das Spiel dennoch in etwa einstündige Häppchen unterteilt, denn man arbeitet sich im Hotel nach und nach durch insgesamt 17 Etagen vor, die jeweils ein eigenes Thema haben und – mit Ausnahme sehr weniger Situationen – komplett unabhängig voneinander untersucht werden können. Jede Etage schließt mit einem Endgegnerkampf ab, durch den man einen Aufzugsknopf zur nächsten Etage ergattert.
Obwohl sich Luigi’s Mansion 3 strukturell also dem Erstling wieder angenähert hat, spielt es sich sehr ähnlich zum zweiten Teil, was sich vor allem dadurch ausdrückt, dass der Adventure-Anteil – Rätsel lösen und Erkunden – gegenüber dem Action-Anteil überwiegt. Das zeigt sich selbst beim Design der zahlreichen Endgegner, die jeweils mit einer eigenen Siegstrategie daherkommen, die im Regelfall vier Mal durchgeführt werden muss. Der geschickte Umgang mit dem Schreckweg spielt in Luigi’s Mansion 3 eigentlich nur für Raffzähne eine Rolle. Wenn man nämlich mehrere kleine Gegner auf einmal einsaugt, so wird man reichlich mit Goldbarren belohnt, wohingegen ein vorsichtiges Einsaugen eines Geists nach dem anderen nur vereinzelte Goldmünzen ergibt. Das Sammeln von Geld ist allerdings auch nicht sonderlich wichtig für den Spielfortschritt. Am Ende des Spiels erhält man einen A- B- oder C-Rank, abhängig von der Menge an Geld, die man eingesammelt hat, allerdings habe ich in meinem Durchgang eine große Zahl optionaler Inhalte, die ebenfalls mit monetärer Belohnung einher gehen (Buu-Huus und Edelsteine sammeln), liegen gelassen, so dass man sich als ehrgeiziger Spieler nicht allzu sehr ins Zeug legen muss um die Bestwertung zu erhalten.

Das wohl interessanteste neue Spielelement in Luigi’s Mansion 3 ist Fluigi, ein grüner, glibbriger Luigi-Klon, den man per Druck auf den rechten Analogstick entstehen lassen kann und der in der Lage ist, sich durch Gitter zu zwängen und so Orte zu erreichen, die Luigi verwehrt wären. Auf der anderen Seite ist Fluigi leider wasserlöslich, so dass der Kontakt mit dem kühlen Nass in jedem Fall zu vermeiden ist. Sowohl Luigi als auch Fluigi können ihre letzte Aktion weiter fortsetzen, wenn man zwischen den beiden hin und her wechselt. Auf diese Weise kann man an einigen Stellen im Spiel gemeinsam Apparaturen in Gang setzen oder aber besonders widerspenstige Gegner einsaugen.
Über das gesamte Spiel hinweg hat Next Level Games eine Menge guter Rätselideen umgesetzt und die verschiedenen Möglichkeiten des Spielsystems gut genutzt. Die einzelnen Stockwerke kommen zudem mit jeweils einem so eigenständigen Stil daher, dass sie quasi wirken wie vollständige eigene Welten. Das ist in Anbetracht dessen, dass man sich in einem zusammenhängenden Gebäude bewegt, sicherlich etwas kurios, funktioniert aber in Anbetracht des übernatürlichen Themas des Spiels insgesamt gut.

Leider hat das Spiel aber auch einen recht großen Anteil an Leerlauf, da man in sehr vielen Räumen nicht wirklich nachdenken, sondern einfach nur einmal alles ansaugen muss. Bisweilen dauert das ziemlich lang und meines Erachtens hätte man Luigi’s Mansion 3 locker um ein Drittel bis die Hälfte kürzen können, indem man die spielerisch weniger cleveren Inhalte entfernt hätte. Leider ist Luigi’s Mansion 3 so stellenweise ein wenig langweilig, was in Anbetracht der vielen guten Ideen im Spieldesign etwas schade ist. So habe ich am Ende auch keine Lust mehr gehabt, die bereits besuchten Etagen noch einmal nach versteckten Edelsteinen und Buu-Huus abzusuchen, obwohl das mit teilweise wirklich guten Zusatzaufgaben einher geht, schlicht deswegen, weil der Vorgang des schrittweisen Absuchens eines jeden Raums bis hierhin bereits ziemlich ausgekostet wurde.

Technisch ist Luigi’s Mansion 3 ein echter Augenschmaus. Luigi und die Geister sind nicht nur sehr detailliert modelliert, sondern auch hervorragend animiert und bringen einen äußerst gelungenen Comic-Humor mit sich, der immer wieder zum Schmunzeln anregt. Das Endgegnerdesign ist abwechslungsreich und kreativ, das Weltendesign atmosphärisch. Auch akustisch wird wie gewohnt gute Kost geboten, so dass Luigi’s Mansion 3 insgesamt einwandfrei präsentiert wird.
Insgesamt ist Luigi’s Mansion 3 zwar etwas schwächer als es sein könnte, aber nicht dadurch, dass etwas fehlen würde, sondern schlicht dadurch, dass die Entwickler teilweise einfach etwas übertrieben haben mit Räumen voller interaktionsfähiger Objekte, die leider dann allzu oft aber nicht viel mehr sind als Gegenstände die man mit seinem Schreckweg aufsaugen kann. Mit etwas mehr Feinschliff hätte Luigi’s Mansion 3 wohl der beste Teil der Reihe werden können, leider bleibt das Spiel aber im Ergebnis leicht hinter seinen beiden Vorgängern zurück – ist aber immernoch ein wirklich gutes Spiel, das eine Menge Freude machen kann.

Getestet auf Nintendo Switch.