Crash Bandicoot 3: Warped (Review)

Naughty Dog hat es auf der ersten PlayStation offenbar sehr gut gemeint mit Jump & Run-Fans, denn nach dem großen Erfolg von Crash Bandicoot und Crash Bandicoot 2 folgt 1998 gleich ein drittes Hüpfspiel gleichere Machart, Crash Bandicoot 3. Teil 2 hat den Debüttitel in nahezu jeder Hinsicht übertrumpft, da stellt sich natürlich die Frage, wie Naughty Dog die Formel weiterentwickeln wollte. Leider ist die Antwort hierauf: Durch erzwungene Abwechslung.

Zu allererst fällt auf, dass die Entwickler die Oberwelt, die ohnehin nicht mehr als ein dreidimensionaler Levelauswahlbildschirm ist, deutlich eingedampft haben. Statt die verschiedenen Welten auf verschiedene Etagen zu verteilen, die man mit einem Lift erreichen muss, sind jetzt (fast) alle Welten schlicht Räume, die ringförmig um eine Mittelplattform angesiedelt sind. Dadurch wir die Geschwindigkeit der Levelauswahl merklich erhöht, ohne dass das Spiel in irgendeiner Weise dadurch etwas verlieren würde.

Wenngleich Crash Bandicoot 3 spielerisch sehr eng an seinen Vorgängern angelehnt ist, sind die Level ein wenig breiter aufgebaut als in Teil 1 und 2. Das soll nicht bedeuten, dass Crash 3 nicht mehr linear wäre, aber die Pfade, über die man sich bewegt, lassen ein wenig mehr Luft nach links und rechts. Kurioserweise gibt es dadurch auch Level, die es einem erlauben, quasi allen Gefahren auszuweichen, indem man einfach auf der Levelbegrenzung herumläuft, die in den beiden Vorgängern schlicht nicht begehbar wäre. Dieser kleinen Abweichung zum Trotz wird sich jeder Kenner der Vorgänger direkt wie zu Hause fühlen, denn Crash verfügt über das selbe Bewegungs-Repertoire wie in Teil 2 und die Leveldesigns setzen weiterhin auf fiese Sprünge sowie Gegner, die weitgehend unabhängig von Crash agieren und schlicht durch ihre Präsenz und die Enge des Levels zur Gefahr werden.

Allerdings wird das Move-Set nach jeder erfolgreich absolvierten Welt vergrößert: So lernt Crash seinen Doppelsprung – der mechanisch enorm nah an dem Doppelsprung in der Jak & Daxter Reihe ist – eine Wirbelattacke, die es ihm erlaubt länger durch die Luft zu schweben und die Verwendung einer Bazooka, die allerdings so langsam in der Bedienung ist, dass sie nur für die vorsichtigsten aller Spieler eine Bereicherung darstellen dürfte. Die klassischen Jump & Run-Level sind wieder relativ gut gelungen, auffällig ist aber, dass er Schwierigkeitsgrad im Vergleich zu Teil 2 noch einmal deutlich reduziert wurde. Im Gegenzug können aber Spieler, die sich anderenfalls unterfordert fühlen würden, auf einen neu eingeführten Time Attack zurückgreifen. Nur wer in jedem Level mindestens die Gold-Zeit schlägt wird am Ende einen perfekten Spielstand aufweisen können.

Was Crash Bandicoot 3 allerdings insgesamt zum deutlich schlechtesten Teil aus dem Hause Naughy Dog macht, ist der Umstand, dass ca. die Hälfte der Level Gimmicklevel sind. Die beiden Autorunnerlevel und die beiden Unterwasserlevel sind dabei noch weitgehend harmlos, doch die verschiedenen Rennmissionen auf dem Motorrad oder dem Schlauchboot sind schlichtweg Schrottinhalte. Besonders nervig ist, dass diese Missionen auch noch zu den schwierigsten Missionen des Spiels gehören. Der absolute Tiefpunkt – der meines Erachtens auch innerhalb der gesamten Reihe der schwächste Spielmoment ist – ist das Geheimlevel Hot Coco, in dem man in einem recht offenen Gebiet auf dem Schlauchboot eine grüne Ausrufezeichenkiste finden muss um das Level abzuschließen. Die schwammige Steuerung extrem knappe Durchgänge und dann obendrein noch lange Fahrtwege und eine knappe Time Attack-Zeit machen dieses Level zu einer regelrechten Strafe.

Crash Bandicoot 3 ist in vielerlei Hinsicht ein Schritt nach vorn: Mehr Bewegungsspielraum, mehr Moves, noch bessere Grafik und wohl der beste Soundtrack der Reihe. Dennoch ist das Spiel insgesamt äußerst enttäuschend. Die Jump & Run-Level können weder in Anspruch noch in Qualität mit den Vorgängern mithalten und die zahlreichen Nicht-Standardlevel variieren zwischen akzeptabel und mies. So ist Crash Bandicoot 3 insgesamt ein enttäuschender Abschied von Naughty Dog als Crash-Entwickler.

Ein besonderes Wort verdient hier allerdings noch die Version des Spiels in der N-Sane Trilogy. Im Vergleich zu den anderen beiden Spielen musste hier natürlich am wenigsten geändert werden, da das Spiel bereits Time Attack-Zeiten beinhaltet. Allerdings hat Vicarious Visions ein eigenes Level hinzugefügt, Future Tense. Dieses Level ist als letztes Level im Spiel gedacht und ist eines der besten Crash Bandicoot-Level überhaupt, mit Sicherheit das Highlight des dritten Teils. Mit einem enorm durchdachten Flow für den Time Attack und knackigen Szenen für das normale Durchspielen ohne auf Backtracking oder Sichtbarkeitsprobleme zu setzen stimmen optimistisch für die Zukunft der Reihe, sollte Vicarious Visions die Gelegenheit bekommen, einen neuen Hauptreihenteil zu entwerfen.

Getestet auf PlayStation und Nintendo Switch.