GamepadRanger’s Adventure – Tag 1

Schon seit der Grundschule ist Übergewicht ein Thema, das mich ständig begleitet. Doch erst als ich vor einer großen OP im Krankenhaus auf eine Waage steigen musste, wurde mir bewusst, dass ich ein Problem hatte: „132 kg? Das kann doch nicht sein. Da muss ich was tun!“ Gesagt – nichts getan.

Das böse Erwachen folgte dann drei Jahre später. Als ich 148,2 kg las, hat es endlich „klick“ gemacht.
Nach einem ausführlichen Gespräch mit meinem Hausarzt stand der Plan: Mit bewusster Ernährung, Kalorienzählen und regelmäßiger Bewegung wollte ich das Problem langfristig und vor allem gesund angehen. Mit dem Ziel vor Augen, irgendwann ein zweistelliges Gewicht zu erreichen und dauerhaft zu halten, verlor ich im Laufe von drei Jahren fast 30 kg. Zuerst indem ich meinen damaligen Arbeitsweg zweimal pro Woche mit dem Dienst-Pedelec zurückgelegt habe, dann indem ich auf Joggen umgestiegen bin.

Doch das war alles in der Zeit “davor”. Die allseits beliebte Pandemie hat unseren Alltag verändert und meine Winterpause unfreiwillig verlängert. Die fehlende Bewegung und zu viele Snacks haben mittlerweile wieder einen Teil meines großen Erfolgs zunichte gemacht.

Das ist nicht der Jojo-Effekt, sondern Drako.

Und genau da kommt Ring Fit Adventure ins Spiel. Um wieder aktiver zu werden, habe ich mir den Titel geholt. Dabei war es gar nicht so einfach, zur Zeit überhaupt an das Spiel zu kommen, ohne einen Verknappungs-Wucher-Preis zu bezahlen.
Ich verspreche mir vom Gamification Aspekt dazu motiviert zu werden, die Übungen auch bis zum Ende zu absolvieren. Wenn ich dabei mir selbst überlassen bin, neige ich gerne einmal dazu, mich selbst zu beschummeln oder mir eine Ausrede einfallen zu lassen, weshalb ich nun doch schon aufhören kann.

Damit ich am Ball bleibe und das wirklich durchziehe, spanne ich euch alle mit ein. Indem ich mich dazu verpflichte, euch hier regelmäßig über meine Fortschritte zu berichten, habe ich eine weitere Motivation, meinen inneren Schweinehund im Tierheim abzugeben.

Es kennt sogar meinen Namen, da muss ich wohl mitmachen.

Tag 1: 129,6 kg (34,6 kg bis zum Ziel)
Nach dem Feierabend konnte ich es gar nicht mehr abwarten, endlich wieder Sport zu machen. Also schnell das Zubehör ausgepackt, das Spiel eingelegt und… ein Update heruntergeladen. Um mir die Zeit zu vertreiben, habe ich zum zweiten Mal die kostenlose Jump Rope Challenge gestartet, die Nintendo gerade anbietet. 200 Mal Seilchenspringen war dann auch eine gute Übung zum Aufwärmen.

Endlich konnte es losgehen. Doch ein wenig Geduld musste ich dann doch noch aufbringen. Beim Start des Storymodus musste das Spiel (verständlicherweise) erst einmal ein paar Kalibrierungen vornehmen und den Schwierigkeitsgrad einstellen. Ich entschied mich dann auch noch dazu, mir das Intro-Video anzusehen, obwohl mir auch die Option angeboten wurde, es zu überspringen. Aber wenn ich die Gamification schon nutzen will, dann auch richtig.

Dann begrüßte mich Flexi, die nette Stimme aus dem Off, die mich durch die Übungen leitet. Zunächst habe ich ein wenig über die Herausforderung geschmunzelt. Das gemütliche Laufen durch ein buntes Level war nun wirklich kein Problem für mich. Dieser Übermut hat genau so lange angehalten, bis ich auf den ersten Gegner traf. 20 Squats gehen ganz schön in die Oberschenkel, wenn man die noch nie gemacht und in den letzten Monate nur rumgesessen hat. Dann kamen noch 20 Ring-Pressen hinzu und mir lief endgültig der Schweiß in die Augen. Da habe ich das Spiel wohl etwas unterschätzt.

Da lacht das Herz, wenn man als mäßig aktiv bewertet wird.

So leicht wollte ich mich dann aber auch nicht geschlagen geben. Selbst ich habe ein wenig Stolz. Also ab ins zweite Level. Hier merkte ich dann auch gleich, dass es ein wenig anspruchsvoller wurde. Es gab mehr versteckte Goodies im Level zu sammeln und komplexere Bewegungsabläufe, die schnellere Reaktionen erforderten. Im zweiten Kampf wählte ich dann die Übung “Beine anziehen”, weil ich mich dabei auf den Boden setzen durfte. Wieder falsch geschätzt. Auch hier gab es für mich 20 sehr anstrengende Wiederholungen und ich war froh, danach eine Yoga-Übung auswählen zu dürfen.

Gnädigerweise riet mir Flexi nach dem Level dann zu einer Pause, bevor es beim nächsten Mal mit dem Kampf gegen den Bodybuilder-Drachen Drako weiter geht. Überglücklich darüber, endlich wieder einen Anfang gewagt zu haben, watschelte ich unter die Dusche.