Bloodborne: Oder wie ich lernte, das Sterben zu lieben

Viele kennen es wahrscheinlich: Spiele, Filme oder auch Bücher, die einen prägen. Sei es positiv oder negativ, die Wirkung entfaltet sich sukzessive und lässt einen nicht mehr los.

Bloodborne war eines dieser Spiele, die mich verändert haben. Zur Vorgeschichte: ich war bis dato kein geduldiger Spieler, wollte immer mit dem Kopf durch die Wand und habe mich erst mit den Möglichkeiten, die mir ein Spiel bot, beschäftigt, wenn ich partout nicht weiter gekommen bin. Zum Release war ich voller Vorfreude, sollte es doch mein Einstieg in die Welt der Soulslike sein, die ihr eigenes Genre geprägt haben. Jedoch habe ich es mir ganz anders vorgestellt…

Ich bin gestorben. Jeder einzelne Gegner war eine Herausforderung, die Ladezeiten vor dem Patch waren grausam lang. Aber ich wollte mich durchbeißen, wollte mir selbst beweisen dass ich härter als das Spiel bin. Das war jedoch ein Trugschluss. Jeder virtuelle Tod zeigte mir auf, dass ich noch nicht bereit bin, mich Bloodborne zu stellen. Es geriet nach und nach in Vergessenheit, bis es mich schließlich mehr als ein Jahr später wieder gereizt hat. 

Also begann der nächste Anlauf, dieses Mal war ich siegessicher. Doch ich bin wieder gestorben, immer wieder aufs Neue. Doch etwas war anders. Das Spiel hat mich auf eine Weise angesprochen, wie keins zuvor. Ich wurde geduldiger, lernte mit Frust umzugehen. Bloodborne hat mich für sich eingenommen, es hat einen Weg gefunden, in meinen Kopf zu kommen und bestimmte Synapsen anzusprechen, von deren Existenz ich nichts geahnt habe.

Immer wieder habe ich mich selbst auf der Arbeit erwischt, wie ich mir Taktiken im Kopf zurechtgelegt, die Musik in meinem Kopf gepfiffen habe und es gar nicht erwarten konnte, mich abends wieder meiner Nemesis zu stellen. 

Wer bis hierhin durchgehalten hat merkt es: Mir geht es in diesem Text nicht um eine weitere Besprechung über Bloodborne, die gibt es im Netz schon zu genüge. Mir ist auch erst viele Monate später klar geworden, das meine Änderung im Privatleben durch Bloodborne initiiert wurde. 

So wie ich im Spiel geduldiger wurde, so klappte es nun auch privat. Wartezeiten beim Arzt oder auf den Bus, die mich früher an den Rand des Wahnsinns getrieben haben, rangen mir nur noch maximal ein müdes Lächeln ab. Repetitive Handlungen wurden zu Oasen der Meditation, ich war es ja durch Bloodborne gewohnt immer wieder neu anzufangen und Stück für Stück besser zu werden.

Manchmal braucht man im Leben diesen Tritt in den Allerwertesten, um bestimmte Abläufe im Kopf zu ändern und eine positive Entwicklung zu machen. Dies passiert auf vielen Ebenen und man ist sich dessen oft gar nicht bewusst, umso schöner ist es jedoch, wenn man den „Schuldigen“ ausfindig macht und sich bedanken kann.

Deswegen bleibt mir nur zu sagen: Danke Fromsoft, danke Bloodborne, ihr habt mich wichtige Dinge gelehrt, die mir in meiner persönlichen Entwicklung geholfen haben, ohne dass ich mir dessen bewusst war.