EA Sports FC 26 (Review)

Artwork zu EA Sports FC 26

Letztes Jahr habe ich davon geredet, dass Electronic Arts gerne gewisse Buzzwords ins Zentrum ihres Marketings stellt, wenn es um ihre alljährliche Fußball-Simulation geht. Doch dieses Jahr ist alles anders! Nicht Hypermotion, AI-sonstwas oder irgendwas anderes, cool klingendes bestimmt die Kommunikation. Stattdessen gab es direkt zur Enthüllung eine große “Wir haben so viel auf euch gehört!”-Kampagne. EA Sports FC 26 verspricht also Einiges – vor allem Änderungen noch und nöcher. Nach zwei Jahren FC-Ära und weiteren dreißig Jahren als FIFA-Serie stellt sich aber erneut die Frage, wie viele Änderungen sind  noch möglich? Und wie viele notwendig?

Copy-Paste-Review für EA Sports FC 26?

Herbst ist Fußballzeit und somit in der Regel auch Zeit für ein Review des aktuell einzigen Vertreter ernsthafter Fußball-Simulation. Zweimal habe ich hier im Village bereits meinen Sermon über das Jahresupdate abgelassen und es fällt enorm schwer, neue Worte für FC 26 zu finden. Denn erneut haben sich die Änderungen vor allem im Detail ergeben. Modi wie das populäre Ultimate Team sind selbstverständlich ebenso wieder dabei, wie Pro Clubs, Turniere oder der von mir persönlich favorisierte Karriere-Modus. Und auch wenn es in diesen ganzen einzelnen Spielmodi sicherlich feine Neuerungen gibt (u.A. neue Ligenstruktur bei FUT, Manager-Transfermarkt in der Karriere und rudimentäre Rollenspiel-Elemente in der Spielerkarriere), so möchte ich lieber meinen Blick auf das Feld selbst richten. 

Und hier zählt es am Ende des Tages auch, was auch EA Sports erkannt hat. Im Zentrum der Vorberichte und des Marketings stand das neue Modi-System im Gameplay. Wir haben die Wahl, ob wir lieber ein authentisches oder eher “kompetitives” Spielerlebnis haben wollen. Letzteres bietet weitaus schnelleres Gameplay, mehr “arcade-y” und soll vor allem für schnellere Runden zwischendurch oder Multiplayer-Fans geeignet sein. 

Auf mich wirkte diese Einstellung ein wenig, als hätte ich gewisse Parameter wie Pass-/Schusshilfen und natürlich Geschwindigkeit höher gestellt. Ich vermute daher, EA Sports hat hier vorhandene Einstellungsmöglichkeiten genommen und maskiert die mit einer direkten Auswahl. Ein netter Service in meinen Augen, der Zeit erspart, sich mit den Systemen der Einstellungen herumschlagen zu müssen.

Feinschliff

Die authentische Spielweise will sich den Anstrich einer Simulation geben. Und prinzipiell kann man dies so nennen, denn Animationen und Spielphysik wirken im direkten Vergleich sehr realistisch. Nichtsdestotrotz ist gerade bei schwächeren Schwierigkeitsstufen das Ergebnis im Grunde dasselbe. Wir überrennen den Gegner blitzschnell und erzielen Tor um Tor. 

In den letzten Iterationen hatte ich zudem das Problem, dass zwischen “Profi” und “Weltklasse” eine enorme Lücke klaffte. Die eine Schwierigkeit ist zu einfach für mich, die andere zu schwer. Hier fehlte in meinen Augen die richtige Balance. FC 26 hat diese Lücke entweder geschlossen oder ich bin in der Zwischenzeit besser geworden bzw. der neue Gameplay-Feinschliff liegt mir mehr.

Sichtbare Fortschritte hat in meinen Augen auch das Stellungsspiel des Teams abseits von unserer Kontrolle gemacht. Sowohl offensiv, als auch defensiv hatte ich weitaus öfter das Gefühl, dass sich Spieler den Situationen entsprechend verhalten. Oder sich meinem eigenen Spielverhalten anpassen. Dies ist in meinen Augen gerade für Solo-Spieler von großer Bedeutung und passt gut zum neuen “authentischen” Spielstil.

Doch den größten Feinschliff haben aber mit weitem Abstand die Torhüter durchgemacht. Dies betrifft nicht nur deren Stellungsspiel, sondern auch das Set an Animationen und damit einhergehende Möglichkeiten, den Ball abzuwehren. Ich hatte vermehrt das Gefühl, dass ich in Eins-gegen-Eins-Situationen weitaus mehr überlegen musste. Oder bereits vorher einen weitaus besseren Spielzug auf den Rasen bringen. 

Von Realismus und röhrenden Lüftern

Was dem Franchise ja gerne seit Jahren an den Kopf geworfen wird, ist sein Hang zum stellenweise übertriebenen Realismus. Ein großer Teil davon ist die gesamte Atmosphäre, die mehr denn je vom Stadion und umgebenden Cutscenes getragen werden sollen. Sowie selbstverständlich das reichhaltige Lizenzpaket. Lustig finde ich ja, dass mehrere deutsche Stadien und Fangesänge, Vereine bis in Liga 3 und das gesamte Interface der DFL vorhanden sind. Aber Trainer der Bundesliga sind rar. Einzig Vincent Kompany vom FC Bayern München findet sich real an der Seitenlinie animiert. Grund dafür ist, dass die Trainer ihre eigenen Lizenzverträge mit Electronic Arts abschließen. Oder allem Anschein nach bei siebzehn Vereinen der Bundesliga eben nicht.

Doch Detailfülle und grafische Pracht haben ihren Preis auf dem PC. Als ich FC 26 auf meinem Laptop erstmals abspielte, war ich aufgrund starker Ruckler gezwungen, die grafischen Einstellungen niedriger zu stellen als empfohlen. Danach lief das Spiel allerdings weitestgehend solide. 

Auf meinem großen PC hingegen musste ich – obwohl es auch auf höchster Einstellung flüssig laufen könnte – auf die niedrigste Einstellung stellen. Grund waren die Lüfter meines Geräts, die immer enorm hochgedreht sind, wenn ich Fuß auf den virtuellen Rasen gesetzt habe. Ihr Geräusch war so laut, dass es mich enorm gestört hat…Luxusprobleme…

FC 26 tritt trotzdem auf der Stelle

Gelöst hat sich das Problem dann mit der niedrigsten Grafikeinstellung sowie einem Wechsel in den Fenstermodus. Solch eine PC-Performance hatte ich noch bei keinem Spiel bisher. Aber wenigstens gab es eine, denn FC 26 ist auf Steam Deck nicht spielbar. Bereits in den vorangegangenen Iterationen musste aufgrund der im Hintergrund laufenden EA App (auch bei der Steam-Version) jede Menge Geduld aufgebracht werden. Doch dank der von Electronic Arts genutzten Anti-Cheat-Software Javelin war das Spiel schlichtweg auf dem Steam Deck nicht zu starten.

Bis auf diese für mich doch eher neuen Erlebnisse auf dem PC ist EA Sports FC 26 in weiten Teilen wieder ein starkes Spiel für Fans simulierten Fußballs. Ohne Konkurrenz aber auch kein Wunder, dass sich Electronic Arts seit einigen Jahren auf einer Spielbasis gemütlich machen kann. Anders als in den vergangenen Jahren ist FC 26 aber in seinen Feinheiten ein besseres Spiel für mich geworden, als der letztjährige Ableger. Aber ich gehöre auch zur großen Zielgruppe des Spiels. Neulinge werden sich weiterhin nicht auf den Platz treiben lassen und natürlich gibt es weiterhin die roten Flaggen in den Untiefen der Monetarisierungs-Hölle. Ich hoffe, dass sich irgendwann ein echter Konkurrent aufschwingt, eine solide Arcade- oder Simulationsalternative zu erschaffen. Vielleicht wird dann auch EA Sports seine FC-Reihe zu neuen Höhen aufschwingen lassen.

Karriere auf PC gemacht, auf Steam Deck wider Hoffnung nicht. Ein herzlicher Dank geht an Electronic Arts für die Bereitstellung eines Mustercodes.