Chillin‘ by the Fire (Review)

Manchmal sehe ich einen Trailer zu einem Spiel und bin sofort fasziniert. So geschehen ist es bei Chillin’ by the Fire, der Lagerfeuer-Simulation. 

Ich könnte ganze Nächte am Feuer sitzend verbringen (bisher waren es höchstens halbe). Das beständige Knistern, das Flackern der Flammen, vor Hitze glühendes Holz. Die Wärme, die fast die Haare an den Beinen wegröstet. Dieser ganz besondere Geruch, den ich neulich auch in der Nachbarschaft wahrgenommen habe und der sofort heimelig anmutet. Die tiefschürfenden Gespräche (an denen ich mich zugegeben wenig beteilige). Die sanften Gitarrenklänge, denn was wäre ein Lagerfeuer ohne Gitarrenmusik?

Vor dem Feuer kommt das Holz

Doch bevor ich mein digitales Lagerfeuer genießen kann, muss ich es erst einmal entzünden. Dafür hacke ich Holz schön klein und lege es in die Feuerschale, in der schon ein Anzünder vorbereitet ist. Sollte mir mein Feuer vorzeitig erlöschen, kann ich es erneut entzünden. Mir ist jedoch nur im Survival-Modus ein Feuer ausgegangen, wo ich nur einmal entzünden kann. Ich bin wohl ein Naturtalent!

Meine Holzscheite kann ich bis zur geringsten Größe beliebig kleinhacken. Kleine Scheite brennen schneller und sorgen schnell für Hitze, sind aber auch schnell ausgebrannt. Somit eignen sie sich vor allem, um das Feuer erst einmal in Gang zu bringen. Oder um ihm im richtigen Moment noch einen Schub zu verpassen.

Später kann ich immer größere Holzstücke auf das Feuer stapeln, damit es immer weiter wächst und wächst und wächst. Das entsprechende Holz taucht im Standardmodus regelmäßig in der Umgebung auf. In den ersten drei Umgebungen hatte ich dabei fast immer ausreichend Nachschub. Einzig im Schneegebiet musste ich häufig darauf warten, dass neues Holz erscheint. Das spricht allerdings vor allem dafür, dass ein Lagerfeuer im Schnee wirklich schwieriger ist als anderswo, und dass ich ziemlich damit zu kämpfen hatte, es zu vergrößern.

Die Ausrichtung eines Stücks Holz beeinflusst zudem, in was für Scheite es beim Hacken zerfällt. Längs gehacktes Holz sorgt dabei für schmale, längliche Stücke. Zudem zerkleinere ich Holz auf der speziellen Unterlage merklich schneller, als wenn ich einfach auf dem Gras oder dem Strand hacke. Wenn ich möchte, kann ich aber auch das Holz weiter zerkleinern, das aufgestapelt in der Feuerschale liegt. Bitte nicht nachmachen!

Beim Aufeinanderstapeln wird es teilweise etwas kniffelig, den neuen Holzscheit dort hinzulegen, wo ich es möchte. Schließlich kann ich mich nicht einfach über das Feuer beugen, gelange also nicht näher als bis zum Rand der Feuerschale.

Screenshot aus Chillin' by the Fire. In der Mitte das Feuer mit sehr kleinen und kleinen Holzscheiten, ein kleiner in der Zange. Level 3. Fragestellung am linken Bildschirmrand: "Wenn du für einen Tag ein Tier sein könntest, was wärst du gerne?"
Also, wer da noch fragen muss
Heiß hier

Chillin’ by the Fire geht beim Vergrößern des Feuers deutlich systematischer vor als die Feurschalenabende, die ich bisher erlebt habe. Es ist alles sehr eingängig, wird gut erklärt und fühlt sich an, als sollte sich so um ein Lagerfeuer gekümmert werden. Der allmähliche Aufbau, das Anfüttern mit immer größeren Holzscheiten. Darauf zu achten, dass genug Nachschub kommt, das Feuer jedoch nicht durch riesige Stämmen erstickt wird.

Hat das Feuer gewisse Ausmaße erreicht, gibt es mehr Spielraum, kleinere Holzscheite haben schließlich immer Platz, selbst wenn die großen mit Bedacht eingesetzt werden sollten.

Erreicht das Feuer bestimmte Gesamttemperaturen, steigt seine Stufe an. Für die ersten zehn Stufen gibt es je Stufe Belohnungen, dann wird der nächste Ort für eine Feuerstelle freigeschaltet. Für das Erreichen von Stufe 15 gibt es zusätzlich eine Belohnung, weshalb ich zumeist bis dorthin gespielt habe.

Bei jedem Holzscheit in der Feuerschale kann ich anschauen, wie weit seine Temperatur noch ansteigen muss, ehe er anfängt zu brennen. Da herumliegendes Holz jedoch zumeist feucht ist, trocknet es vorher erst einmal ab. Auch, wenn die Temperatur sinkt, kann ich das gut erkennen. Für genauere Informationen habe ich ein Messgerät, das mir Werte wie Temperatur und Feuchtigkeit anzeigt, Chillin’ by the Fire lässt sich aber auch spielen, wenn ich weniger auf genaue Zahlen achte.

Messinstrument auf das Feuer gerichtet. Zeit Temperatur, Feuchte, Sauerstoff und Größe des anvisierten Holzscheits.
Wind und Wetter

Das erste Gebiet, der Strand, fungiert vor allem als Tutorial. Es gibt keinerlei Besonderheiten, nur den Blick auf das Wasser. Alle Werkzeuge werden eingeführt.

In den drei weiteren Gebieten steigt die Schwierigkeit allmählich an. Wind, Regen und Schnee kommen hinzu, die dem Feuer zusetzen.

Während gezielt eingesetzte Luft dem Feuer Sauerstoff gibt und es damit stärkt, ist ein Zuviel an Luft eher nachteilig. Verglichen mit der Winterkälte und dem Schneefall ist das freilich keine große Herausforderung mehr, aber Wind verlangsamt das Wachstum des Feuers dennoch.

Entsprechend hatte ich bei Chillin’ by the Fire jedoch auch einen deutlichen Anstieg der Schwierigkeit zwischen der dritten und der vierten Feuerstelle. Bei den ersten drei Feuerstellen habe ich noch jeweils zusätzliche Lagerfeuerpunkte erhalten, weil ich das Feuer ausreichend schnell auf bestimmte Stufen gebracht habe. 

Bei der vierten habe ich gelernt, dass es im normalen Modus ein Zeitlimit gibt. 

Ein Lagerfeuerabend dauert hier maximal drei Stunden. Nach zweieinhalb Stunden hatte ich endlich Stufe 15 erreicht, dann wurde mir eingeblendet, dass ich nur noch eine halbe Stunde Zeit hätte. Die habe ich auch ausgenutzt, allerdings mit wenig Erfolg. Da mein Feuer vorher bereits mehrfach um mehrere Level gefallen war, habe ich es auch in der letzten halben Stunde nicht heißer als auf Stufe 15 bekommen. Mit entspannen ist da nicht mehr viel!

Vermutlich hätte ich deutlich früher aufgeben und einen neuen Ansatz finden sollen. Aber die zweieinhalb Stunden haben sich nicht so lang angefühlt, wie sie waren, und nachdem ich die anderen Zeitlimits für Belohnungen schon nicht erreicht hatte, wollte ich einfach nur Stufe 15 erreichen. Und dann konnte ich auch gleich noch ein bisschen mehr Zeit mit meinem Lagerfeuer genießen, ehe ich rausgeworfen werde.

Ein neues Zelt muss her

Erspielte Lagerfeuerpunkte setze ich ein, um mein Lagerfeuererlebnis persönlich zu gestalten. Ich schalte viele neue Zelte und Sitzgelegenheiten frei, aber auch kosmetische Veränderungen für meine Werkzeuge.

Die Auswahl ist dabei erstaunlich groß. Zudem haben gerade die Werkzeuge so viele alberne Möglichkeiten, dass ich mich immer darauf gefreut habe, wenn ich mir etwas Neues kaufen konnte. Natürlich möchte ich mein Holz mit dem Schwert hacken. Und ich brauche dringend eine Kneifzange, um Holzscheite aufzuheben.

Zudem wähle ich zwischen verschiedenen zusätzlichen Gegenständen, die nicht dem Feuer dienen, sondern meiner Unterhaltung. Das Rösten von Marshmallows über dem Feuer darf natürlich nicht fehlen. Den perfekten Bräunungsgrad zu finden, ist eine Kunst für sich. Vielleicht möchte ich aber auch nur ein Heißgetränk genießen. Oder das Feuer in der Schale reicht mir nicht aus und ich möchte Feuerwerk oder Wunderkerzen. Auch mehrere Instrumente stehen zur Auswahl.

Im Hain. Vordergrund mit Bäumen, dahinter etwas Wasser. Auf der anderen Seite mehr Bäume und sehr klein ein rötliches Licht.
Ich bin nicht allein!?
Überleben am Feuer

Neben dem normalen Modus gibt es aber auch den Survival-Modus für eine besondere Herausforderung. Hier wird die Simulation schon zu einem kleinen Rätselspiel. Das Feuerholz ist sehr begrenzt und soll für möglichst viel und möglichst langes Feuer ausreichen.

Also habe ich mich noch einmal an den Strand begeben, um dort mein erstes Überlebensfeuer zu entfachen. Den einen dicken Holzscheit habe ich in verschieden große Stücke zerkleinert und habe die kleinsten um den Anzünder herum verteilt. Da es Belohnungen für das Erreichen von Stufe 3 gibt, habe ich mir überlegt, wie ich mein weiteres Holz möglichst sinnvoll hinlege. Durch die starke Begrenzung habe ich dabei sogar noch etwas gelernt, das mir auch bei den anderen Lagerfeuern helfen kann.

Sobald das Holz komplett eingesetzt ist, kann ich auch die Zeit vorspulen, statt das fertige Feuer zu genießen. Für verschiedene erreichte Zielzeiten gibt es ebenfalls Belohnungen. Zu meiner Überraschung ist es mir bereits im ersten Anlauf gelungen, das Feuer so geschickt aufzubauen, dass es über fünf Minuten gebrannt hat.

Lagerfeuergespräche

Auf der Spielwiese kann ich mit bis zu drei weiteren Leuten spielen. Dank GameShare benötigt die Gruppe dabei nur ein einzelnes Spiel, um gemeinsam Zeit an den Lagerfeuern zu verbringen. Kamera und Mikrofon lassen sich dabei ebenfalls nutzen, um Lagerfeuergespräche zu führen.

Chillin’ by the Fire bietet dabei an, verschiedene Fragestellungen anzuzeigen, um Gesprächsthemen zu finden, falls sich das Gespräch nicht von selbst entwickelt. Fragen tauchen eigenständig auf, lassen sich aber auch durch neue ersetzen, falls sie doch nicht gefallen. Im Standardmodus kann ich mir die Fragestellungen auch anzeigen lassen und sie wechseln mit jeder neuen Stufe durch.

Auf der Spielwiese können sich alle um ihr eigenes Feuer kümmern und entspannt nebeneinander her bauen. Oder auch wettstreiten, wer am schnellsten bestimmte Stufen erreicht.

Aber auch allein lässt sich die Spielwiese betreten. Wenn ein einzelnes Feuer zu einfach ist, habe ich dann gleich vier Feuerschalen. Das hat dann noch weniger mit Entspannung zu tun. Um es auszuprobieren, hat es mich allerdings sehr amüsiert. Auch wenn mir das dann doch zu viel Feuer gleichzeitig war.

Die vier Feuerschalen auf der Spielwiese am Strand. Vorne links ein Feuer mit Stufe 2, die anderen mit Stufe 1.
Fazit

Das digitale Lagerfeuer in Chillin’ by the Fire ist ein gut funktionierender Simulator. Es gibt viele kleine Kniffe, die das Feuer beeinflussen. Der Schwierigkeitsanstieg im letzten Gebiet ist allerdings deutlich stärker als zwischen den vorigen Gebieten. Ob das wirklich genau die Art Spiel ist, die eine Gruppe spielen möchte, um sich dabei zu unterhalten, kann ich schlecht beurteilen. Ich für meinen Teil versinke viel zu sehr darin, mein Feuerchen aufzubauen. Zudem bin ich auch nicht unbedingt besonders an Gesprächen interessiert. Aber am Einzelspielermodus hatte ich viel Freude. Ich habe jetzt noch ein paar Ziele offen, insbesondere im vierten Gebiet, die ich auch noch erreichen möchte.

Also kommt doch und setzt euch auch ans Lagerfeuer.

Herzlichen Dank an Oink Games für die Bereitstellung des Testmusters. Lagerfeuer entfacht auf Nintendo Switch 2.