Woodle Tree 2 Deluxe

Woodle Tree Adventures mag nicht den besten Ruf haben, doch trotz verhaltener Kritiken ist Woodle Tree Adventure ein kleiner Hit für Chubby Pixel gewesen und so hat sich das Italienische Studio entschieden, Woodle eine zweite Chance zu geben, dabei aber das Spielprinzip deutlich überarbeitet. Als Open World Jump & Run mit komplett zusammenhängender Welt kommt Woodle Tree 2 Deluxe Plus – neben einem etwas abgedrehten Namen – auch mit einem echten Alleinstellungsmerkmal daher.

Wieder einmal sind die Wächter des Waldes korrumpiert worden und nur Woodle, der heldenhafte Baumsprössling kann die Kräfte der acht Wächter wiederherstellen. Bewaffnet mit einem Blatt und einer verbesserten Sprungfähigkeit begibt sich Woodle also auf den Weg, die acht Gebiete der Spielwelt zu durchsuchen und jeweils drei magische Wassertropfen zu sammeln, die ähnlich wie Sterne in den Super Mario-Spielen die Levelziele markieren. Jeweils drei Wassertropfen beleben einen der Wächter des Waldes wieder und wenn man alle Wächter wiedererweckt hat, kann man sich der Wurzel des Übels stellen.

Pfeile dienen in der Oberwelt als Wegweiser und zeigen den Weg zu den Hauptarealen der Spielwelt an und innerhalb der einzelnen Areale die Hauptwege durch die Areale. Zusätzlich kann man auf Knopfdruck eine Karte aufrufen und über diese Karte zuvor bereits erreichte Zwischenspeicher als Teleportationszielpunkt auswählen. Trotz der Pfeile ist die Orientierung in der Oberwelt aber nicht unbedingt ideal, weil die Spielwelt nur relativ wenige markante Punkte hat, an denen man sich orientieren kann. Die Hauptareale haben größtenteils eine turmartige Struktur, so dass es sehr viel Vertikalität im Design von Woodle Tree 2 gibt, aber abseits dessen ist die Orientierung in der Spielwelt ohne Karte relativ schwierig.

Nach dem ersten Areal, vor dessen Abschluss ein Großteil der Spielwelt noch versperrt ist, hat man in Woodle Tree 2 völlige Freiheit in welcher Reihenfolge man die einzelnen Areale angehen möchte. Möglich wird das einerseits dadurch, dass Woodles Moveset sich nur marginal ändert. Die einzigen wichtigen Änderungen sind ein Dreisprung und stärkere Blätter, die man sich im Verlauf des Spiels kaufen kann. Allerdings ist keine dieser freischaltbaren Fähigkeiten notwendig, um eine Träne freizuschalten. Nutzen kann man die zusätzlichen Moves allerdings um die sekundären Sammelgegenstände, blaue Beeren aufzulesen, derer es mehrere hundert im Spiel gibt und die zum Kauf einiger der Zusatzfähigkeiten benötigt werden. Die übrigen Zusatzfähigkeiten kann man sich mithilfe roter Beeren kaufen, die in rauen Mengen im Spiel verstreut sind und beim wiederholten Besuch eines Areals auch erneut aufgelesen werden können. Die Ökonomie der roten Beeren ist allerdings sehr zweifelhaft, denn selbst nach Abschluss des Spiels habe ich nicht einmal für die Hälfte der freischaltbaren Fähigkeiten genügend rote Beeren gefunden. Wer in Woodle Tree 2 alle Fähigkeiten freischalten möchte, wird also noch sehr lange grinden müssen.

Das eigentliche Leveldesign ist über große Strecken ordentlich und auch vor allem ungewöhnlich dicht für ein Open World Spiel. Tatsächlich wird es schwierig werden, viele Schritte zu machen, ohne zu hüpfen. Die offene Struktur lädt zur Erkundung ein, allerdings ist es oftmals leicht möglich, Hüpfpassagen komplett zu umgehen, indem man sich einfach von einem höher gelegenen Punkt mit Woodles Blatt nach unten segeln lässt. Ein wenig schwerer wirkt allerdings, dass die Entwickler definitiv nicht genug frische Ideen hatten, um die acht Welten des Spiels mit genügend differenzierten Hüpfspielaufgaben zu füllen. Viele Ideen werden etwas zu oft recycelt und gerade die sich oft wiederholenden Standardsituationen sorgen dafür, dass der Spielspaß mit zunehmender Spielzeit abnimmt. Durch die nichtlineare Struktur ist zudem der Schwierigkeitsgrad über das gesamte Spiel hinweg ziemlich konstant und vor allem sehr gering. Immer wieder stolpert man auch über Sektionen die eher wie ein Techniktest denn wie eine ernstzunehmende Spielaufgabe wirken. Exemplarisch dafür sind Schlüssel, die nahezu immer direkt neben der jeweiligen Tür liegen. Hinzu kommt, dass diese Türen oft mit einem einfachen Doppelsprung umgangen werden können. Bei solchen Spielaufgaben fragt sich dann schon, wozu diese überhaupt da sind.

Ein grundlegendes Problem von Woodle Tree 2 sind allerdings die extrem hochfrequenten und gravierenden Bugs. Der prominenteste Bug ist das Level of Detail Feature, das dafür sorgt, dass weit entfernt gelegene Geometrie in einer vereinfachten Form dargestellt wird und dann erst, wenn man in die Nähe kommt, die detaillierte Geometrie nachlädt. Ein solches Feature ist für ein Open World Spiel quasi unverzichtbar. Leider lädt Woodle Tree 2 allzu oft die detaillierte Fassung der Geometrie schlichtweg gar nicht nach. Das hat aber nicht nur optische Konsequenzen, denn bei Woodle Tree 2 ist die weniger detaillierte Geometrie nur rudimentär mit der tatsächlichen Levelgeometrie verwandt, so dass das Spiel nahezu unspielbar wird, wenn man in diesen Bug läuft. Nur das Laden eines Checkpoints kann einen aus dieser misslichen Lage befreien. Weitere Fehler sind Achievements die nicht freigeschaltet werden, Schalter die sich schlicht nicht aktivieren lassen und der Umstand, dass das Spiel gelegentlich einfach aufhört zu speichern.

Woodle Tree 2 Deluxe Plus ist ein recht deutlicher Schritt nach vorn im Vergleich zum Erstling, verliert aber nach einigen guten Stunden zum Einstieg viel von seinem Reiz, schlicht dadurch, dass das Spiel sehr wenige neue Ideen über die Spielzeit hinweg zu bieten hat. Die sehr hohe Fehlerrate stört zusätzlich, allerdings muss man auch anerkennen, dass die Open World-Struktur für ein kleines Indie-Studio durchaus beeindruckend ist.

Getestet auf Xbox One X.