
Es sind mittlerweile so viele Jahre in meinem Leben ins Land gegangen, dass ich mich noch an Floppy Discs erinnere. Diese hatten stellenweise eine Größe von bis zu 2 Megabyte! Gewaltige Ausmaße für damalige Verhältnisse. Heute würden wir jedoch für das kürzlich erschienene Split Fiction 44.788 Floppies benötigen! Gut, dass wir mittlerweile Downloads und Blu-ray haben…auch wenn Retail immer mehr ein Graus für die Publisher wird und das Internet für viele in unserem Land noch immer eine zähe Angelegenheit. Aber besser als 44.000 Floppies einschieben, rödeln lassen, rausschieben und eine neue Floppy nehmen, um ein Spiel zu installieren! In der Zeit, in der wir diese ständig wechseln, könnten wir wohl jede Menge andere Spiele durchspielen. MainFrames beispielsweise passt perfekt in einen oder zwei angenehme Nachmittage hinein. Und füllt diese mit jeder Menge Hüpfspaß!
Der Cyberspace von MainFrames
Diesen habe ich mir bereits in den Most Wanted vom März 2025 erhofft. Damals schrieb ich, dass es mich ein wenig an The Pedestrian erinnert hat, allerdings könnte ich nicht ferner mit meiner Annahme gewesen sein. Während dieses vor allem ein Puzzle-Plattformer war, der mit einem außergewöhnlichen Stil daherkam, ließe sich MainFrames eher mit Skill-basierten Jump’n’Run vergleichen.
Wir kontrollieren in MainFrames das Programm Floppy, welches unerwarteterweise an ein Netzwerk von Computern angeschlossen wird und nicht weiß, wie es dahin gekommen ist. Geschweige denn, was seine eigene Aufgabe sein soll. Das Netzwerk von insgesamt sieben Computern, die wir im Verlauf unserer Reise nach und nach besuchen werden, ist bevölkert von Daemonen und Prozessen. Diese erfüllen verschiedene Aufgaben oder legen im Pausenraum die virtuellen Füße hoch. Doch Unheil droht von der anderen Seite des Bildschirms und allen Wesen des Netzwerks droht die baldige Löschung.

Unser Abenteuer gestaltet sich im Grunde relativ simpel: Wir folgen dem Pfad durch den jeweiligen PC des Netzwerkes und erreichen irgendwann das Ziel. Dabei bietet jeder Computer im Grunde seine eigenen Fähigkeiten und Levelelemente, die in der Folge langsam aber sicher aufeinander aufbauen. Diese stete Levelprogression wirkt aufgrund der Kürze des gesamten Abenteuers sehr abwechslungsreich und Ruhepausen gibt es eigentlich nur in kurzen Dialogmomenten zwischen uns und den Daemonen des Netzwerks. Auf der anderen Seite taucht so MainFrames leider nicht allzu stark in die jeweilige Idee ein und “eskaliert” zu schwach. Spaß macht es, keine Frage. Aber Herausforderung gibt es so nur wenig.
Hüpfen wie eine Profi-Diskette
So gibt es relativ klassische Objekte in der Luft, die uns eine Verlängerung unserer Doppelsprünge ermöglichen, sowie selbstverständlich Hindernisse, die für ein schnelles Ableben sorgen. Aber wir können auch die unterschiedlichen Fenster des Bildschirms via Mauszeiger oder Desktop-Icon manipulieren. So erreichen wir problemlos neue Bereiche der Level. Sehr gut gefallen mir prinzipiell immer wieder (also auch abseits von MainFrames gesprochen) Levelabschnitte, in denen wir die einzelnen Elemente des Levels mit unseren Manövern takten und verändern müssen. Auch in MainFrames gehörten diese Level für mich zu den Highlights des Abenteuers. Oftmals schien ein Bildschirm für erfahrene Jump’n’Run-Spielende allerdings zu schwach designt zu sein. Wenn der mutmaßliche Pfad, den wir gehen sollen, locker leicht mit dem Grundmoveset (Doppelsprung, Wandrutschen/springen etc.) umgangen werden kann, fühlt sich Levelbereich in meinen Augen immer etwas obsolet an.
Wenn wir für diese Abschnitte wenigstens unsere grauen Zellen gebrauchen müssten, um den “Käse” aufzuspüren… Diese werden hin und wieder in Nebenbereichen des Hauptpfades angestrengt. Solche “versteckten” Bildschirme bieten uns die Möglichkeit, unter anderem weitere Prozesse aufzuspüren, welche sich überall im Level befinden und per Hüpfer eingesammelt werden können. Einige stellen dabei eine gesonderte Herausforderung im Level dar, die meisten hingegen nicht. Zudem kann es sein, dass sich in einer Ecke des Netzwerks ein kleiner Kaffeeautomat befindet. Fragt nicht. Hier kann sich Floppy kurz für einen Moment ausruhen und im virtuellen Kaffee baden.

Zu guter Letzt sammeln wir in manchen Nebenbildschirmen die Daemonen des Netzwerkes ein und schicken sie zurück in den Pausenraum. Dies erfolgt in der Form eines kleinen Puzzle-Platforming-Abschnittes. Wenn wir den Daemon berühren, aktiviert dieser sich. Er folgt uns dann entweder, bewegt sich komplett selbstständig oder ist anderweitig an uns und das jeweilige Level gebunden. Hier gilt es meist, erst einmal herauszufinden, wie sich der Daemon bewegt und dann, wie wir auf dieser Basis selber den Parkour bestehen und den Daemon zum Aufzug befördern können. Diese Level waren toll und kreativ, waren aber in der Regel viel zu kurz und einfach.
Angestaubte Desktopanwendungen voller Lebensfreude
Daneben gibt es immer wieder Bildschirme, in denen Überreste eines Chatverkehrs zwischen den menschlichen Nutzer:innen außerhalb des Netzwerkes lesbar sind. Im Grunde erzählen sie nicht mehr oder weniger als den Grund für das Unheil. Leider wirkt dies, genau wie der Artstyle im Allgemeinen, auf Dauer zu oberflächlich. Visuell verfliegt daher schnell all der Charme, den ich im Vorfeld vermutet habe. Zwar gibt es spielerisch in jedem Computer immer wieder neue, frische Ideen, dennoch fand ich es persönlich schade, wie gering die visuelle Abwechslung zwischen den Computern oder Programmbildschirmen war. Hier wäre deutlich mehr möglich gewesen, um mir wirklich den Eindruck eines vielfältigen Netzwerkes zu geben. Die Chatzeilen allein waren dafür zu kurz und oberflächlich.

Dafür weiß MainFrames über seine wenigen Spielstunden spielerisch zu unterhalten. Die Ideen, wie klassische Elemente des Genres in Form von Programmfenster, Icons oder Mauszeiger genutzt werden, machen sehr viel Spaß. Vor allem Abwechslung ist vorprogrammiert, sei es durch die Progression des Hauptpfades oder die zahlreichen Nebenbereiche. Vor allem die Daemon-Rätsel gefielen mir außerordentlich gut. Fans des Genres sollten definitiv einen Blick riskieren, selbst wenn sich der Artstyle schnell abnutzt und die Herausforderung die meiste Zeit bescheiden zurückhält. Aber mit gerade einmal 1506 Floppies als notwendiger Speicherplatz lohnt sich sogar das ständige Wechseln bei der Installation!
Computersysteme auf Steam Deck erkundet. Ein herzlicher Dank geht an Assoupi und The Arcade Crew für die Bereitstellung eines Mustercodes.