Georgie-Yolkie (Review)

Wenngleich Microsoft und Rare Fan von Vogel und Bär seit nunmehr sechzehn Jahren hängen lassen – was Jump & Runs anbelangt hat seit 21 Jahren – ist Banjo-Kazooie bis heute ein viel zitiertes Vorbild für Indie-Entwickler von 3D Jump & Runs. Auch Spacefarer Games versteckt mit seinem neuen Werk Georgie-Yolkie die Inspiration nicht, sondern trägt sie sowohl in der Titelgebung als auch in den Bildschirmtexten offen zur Schau. Doch gelingt es Georgie und Yolkie, das Honigtopfgroße Loch zu füllen, das Rare in unseren, jedenfalls meinem, Herzen gerissen hat?

Georgie und Yolkie sind eine neugierige Katze und ein gelber Vogel, dessen Spezies nicht näher spezifiziert wird. Die beiden wissen wie jeder Leser der Top 100 3D Jump & Run-Serie, dass 3D Jump & Runs schon ein echt tolles Genre sind, doch leider sieht die böse Ratte das ganz anders und ist im Gegenteil total vernarrt in Ego-Shooter. Kurzerhand hat der fiese Rattenknilch alle goldenen Enten gestohlen und in den Welten rings um Georgies und Yolkies Haus verteilt. Nun ist es am Spieler, den beiden dabei zu helfen, ihre farbenfrohe Heimat vor der Verrohung zu retten.

Nach einer kurzen Einführung in Videoform erhält man gleich die Kontrolle über Georgie und Yolkie und darf sich in der ersten großen Welt des Spiels auf die Suche nach drei goldenen Enten begeben. In jeder Welt gibt es genau drei Enten zu finden und erst wenn man alle Enten einer Welt gefunden hat, darf man die nächste Welt betreten. Wer also in Collectathons gerne zwischen den Welten springt, stößt hier schnell an seine Grenzen. Erschwerend kommt hinzu, dass Georgie-Yolkie auf klassische Strukturierungsmaßnahmen von Collectathon-Spielen verzichtet. Es gibt zwar neben den drei goldenen Enten in jedem Level auch zahlreiche Münzen zu finden, diese erfüllen aber nicht die Funktion eines Wegweisers zu den zentralen Interaktionspunkten, sondern sind ihrerseits unabhängig von den Enten in den Levels verteilt.

Nicht so recht verstanden habe ich über die gesamte Spielzeit hinweg leider, wie das Spiel gesammelte Münzen zählt. Bei jedem Betreten eines Levels wird der Münzzähler auf 0 zurückgesetzt, also könnte der Verdacht naheliegen, dass das Spiel die Münzen über Bestwerte in einem Level trackt. Da es aber keine Anzeige der insgesamt verfügbaren Münzen gibt, kann ich da nur spekulieren. Immerhin: Ich hatte nie Zahlungsschwierigkeiten, wenn eine Spielfigur mir für den Zugang zu einer Ente monetäre Zuwendungen abverlangt hat.

Die Suche nach den goldenen Enten erweist sich leider als ziemlich mühselig, da die Level sehr weitläufig und die Verstecke der goldenen Enten über weite Stecken nicht sehr offensichtlich sind. In manchen Levels sind die Enten an konkrete Platforming-Aufgaben gebunden und das sind die Level, in denen man einigermaßen zügig die notwendigen Enten zusammen bekommt – sofern man denn die Sprünge meistert, die das Spiel abverlangt. Georgie-Yolkie ist zwar sehr moderat was Sprungpassagen anbelangt, aber das wird durch eine bockige Kamera und eine Framerate aus der Hölle relativiert. Die Kamera lässt sich zwar wie in den meisten modernen Spielen mit dem rechten Stick drehen und zoomen, allerdings läuft sie regelrecht Amok, sobald sie in die Nähe von Levelgeometrie gerät. Da das Leveldesign recht offen ist, schränkt das die Spielbarkeit über die Gesamtspielzeit hinweg nur selten ein, aber just in den Momenten, in denen man besonders von einer stabilen Kamera abhängig ist, lässt sie den Spieler im Stich.

Bemerkenswert ist in der getesteten Nintendo Switch-Fassung die Framerate, die abgesehen von einem sehr kleinen Übergangsgebiet durch die Bank völlig am Boden ist. Ich habe das Spiel mehrfach unterbrechen müssen, weil die extreme Ruckelorgie mir Kopfschmerzen bereitet hat. Ich kann nicht abschätzen, inwiefern das auch auf den anderen Plattformen ein Problem darstellt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es aber so, dass die Nintendo Switch-Fassung schon aus rein technischen Gründen grundlegend keinen Spaß machen kann. Hochfrequente Crashes des Spiels versauern den technischen Eindruck zusätzlich. Der Entwickler hat mir zugesichert, dass Besserung in Form von Patches auf dem Weg sind und ich werde das Review aktualisieren, wenn sich durch die Patches an den technischen Hürden grundlegende Besserungen ergeben sollten.

Spielmechanik und Leveldesign für sich zeigen in jedem Fall, dass der Entwickler mit viel Leidenschaft am Spiel gearbeitet hat, gleichzeitig wirken die Level aus mechanischer Sicht weitgehend planlos und leiden neben einem Mangel an Orientierung vor allem daran, dass die Level viel zu weitläufig und die relevanten Sammelobjekte die Welt zu wenig abdecken. So ergibt sich sehr viel tote Fläche, die die Erkundung mühsam werden lässt. Leider hat das Spiel auf der anderen Seite auch keine Alleinstellungsmerkmale, die über das unterdurchschnittliche Leveldesign hinwegtrösten könnten.

Georgie-Yolkie ist ein Spiel, dem man durchaus anmerkt, dass eine gehörige Portion Herzblut im Projekt steckt, das aber spielerisch seinen Ambitionen nicht gerecht werden kann, und vor allem technisch, jedenfalls auf Nintendo Switch, flachfällt. Im momentanen Zustand kann man von Georgie-Yolkie leide nur abraten. Wenn die technischen Probleme behoben werden, kann man als echter Genre-Fan hingegen sicherlich einen Blick riskieren, sollte aber auch dann hinsichtlich des Leveldesigns keine allzu großen Sprünge erwarten.

Vielen Dank an Spacefarer Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.