
Kittey ist vermutlich einer der fleißigsten Jump & Run-Helden auf der Nintendo Switch. Seit seinem Switch-Debüt in Heart Chain Kitty ist der blaue Kater in zahlreichen 2D- und 3D-Jump & Runs aufgetreten. Nach einigen Nebenrollen ist Kittey in Kittey 64 wieder der unumwundene Hauptcharakter und muss natürlich abermals um Gedeih und Verderben seiner Heimatwelt kämpfen – gegen niemand geringeren als den Mond. Oder einen Mond. Jedenfalls einen frechen Trabanten.
Kittey 64 ist im Grunde ein klassisches Collectathon mit acht Levels, die jeweils zehn Hauptsammelgegenstände – Diamanten – enthalten, sowie einer Oberwelt, die selbst ein großes Levle darstellt und 20 Diamanten zu bieten hat. In Sachen Spielmechanik ist Kittey 64 für Kenner der Origamihero Spiele keine große Überraschung. Kittey kann laufen und springen, sowie mit gedrückt gehaltener ZL-Taste sprinten. Zusätzlich schaltet man im Laufe des Spiels, wenn man genügend Diamanten sammelt und entsprechende Tore passiert neue Fähigkeiten frei, die an dieser Stelle nicht verraten werden sollen, aber auch keine allzu große Überraschung darstellen, wenn man schon einmal ein Spiel mit Kittey gespielt hat.

Die Spielmechanik geht gut von der Hand, allerdings habe ich zwei kleine Kritikpunkte. Das eine betrifft die etwas behäbige Spielgeschwindigkeit – selbst mit dem Sprintmove ist man ziemlich langsam unterwegs. In den etwas größeren Levels hat Origamihero daher auch die Sprintgeschwindigkeit verdoppelt und in meinen Augen ist das eine zur Mechanik gut passende Spielgeschwindigkeit. Das andere Problem, das mit auggefallen ist, ist der sehr schwach ausgeprägte und auf manchen Untergründen kaum zu erkennende Drop-Schatten. Dieser ist in Kittey, wo man viele genau Sprünge machen muss, allerdings ziemlich wichtig. Besonders in der Interaktion mit den Ballons, die Kittey nach oben katapultieren ist das ziemlich unangenehm. Abseits dieser beiden Schwierigkeiten geht die Steuerung prima von der Hand.
Ungewöhnlich für ein Indie-Spiel ist die große Auswahl an Darstellungsoptionen. Standardmäßig läuft Kittey 64 mit nativer Auflösung und 30fps, es gibt allerdings zwei verschiedene pixeligere Auflösungen und eine leicht verschwommene niedrigere Auflösung, mit denen das Spiel mit 60 Bildern in der Sekunde läuft. Ich habe mich für eine der Pixeloptionen entschieden, die auf dem Nintendo Switch-Bildschirm gut aussieht und durch die flüssige Bildwiederholrate auch gut anfühlt. Das einzige Problem in dieser Einstellung war, dass die Buttonprompts im Spiel so nicht mehr zu lesen waren, allerdings steht auf dem Buttonprompt ohnehin immer X, insofern ist das ein rein kosmetisches Problem.

Das Leveldesign in Kittey 64 ist kompakt, ohne eingeengt zu wirken und die verschiedenen Hauptaufgaben sind sinnvoll in der Welt verteilt. Anders als die meisten Collectathons hat Kittey 64 aber keine kleinen Sammelgegenstände, die die Spielwelt strukturieren. Als Ausgleich kann man sich mit dem Selectknopf Umrisse der noch nicht gefundenen Diamanten anzeigen lassen, die in die ungefähre Richtung zeigen, in der man die Diamanten findet. Es ist allerdings anzumerken, dass diese Funktionalität bei Items, die in verschiedenen Subgebieten liegen, nicht sehr hilfreich ist.

Ein wenig ungeschickt ist, dass es in jedem Level einen Diamanten gibt, den man durch das Sammeln einer Zahl von kleineren Bruchstücken zusammensetzt. Diese Bruchstücke sind aber geradezu winzig und können sehr leicht übersehen werden. Zum Glück sind die Bruchstücke stets sehr nah beieinander, so dass sich das nicht unbedingt zum Problem erwachsen muss, aber es wäre sicherlich ein leichtes, diese Sammelgegenstände einfach drei Mal so groß zu machen und so die Identifikation zu erleichtern. Der Umfang ist übrigens trotz dreistelliger Zahl an Sammelgegenständen überschaubar. Man kann Kittey 64 in ca. drei bis vier Stunden komplett durchspielen. So ist allerdings auch sichergestellt, dass das Spiel nie langweilig wird und seine Spielideen nicht überstrapaziert.
Leveldesign, Spielmechanik und Aufgabendesign in Kittey 64 sind gut gelungen und abseits einiger Details gibt es kaum einen Grund zu meckern. Erfreulich ist, wie viele Fortschritte Origamihero hinsichtlich der Technik gemacht hat, seit das erste Kittey-Spiel den Weg auf die Nintendo Switch geschafft hat, aber auch spielerisch merkt man Kittey 64 die Erfahrung an. Schließlich ist noch anzumerken, dass Origamiheroes markanter optischer Stil, mit ungewöhnlicher Farbgebung und einem trockenen, leicht bissigen Humor wieder mit von der Partie sind und zu einer angenehmen Spielerfahrung beitragen.

Vielen Dank an Origamihero Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.