KarmaZoo (Review)

Artwork und Logo zu KarmaZoo

Spiele mit dem Fokus auf Online-Begegnungen sind nicht mein größtes Faible. Abgesehen von vereinzelten Ausflügen in diverse Spielmodi sowie kurzen Phasen in Titeln wie Fall Guys oder PUBG habe ich mich weitestgehend Einzelspieler-Kampagnen oder Couch-Coop gewidmet. Diese werden auch nach einigen Stunden KarmaZoo meine vorrangige Priorität bleiben. Und doch hat mir der faszinierende Online-Koop-Plattformer eine bisher nicht geahnte Form der Unterhaltung spendiert. Basierend auf Verrat und Vertrauen sowie dem Verlangen, aus kleinen Dingen große Ergebnisse zu erzielen.

Gute Dinge werden in KarmaZoo belohnt

Die Ausgangslage in KarmaZoo ist bedrückend. Wir waren keine guten Lebewesen, als wir einst auf Erden wandelten. Doch im Jenseits hat jeder eine zweite Chance verdient und diese erarbeitet man sich am besten mit einem hohen Karma. Wir werden in der Gestalt eines blobbigen Schleimtropfens (Dragon Quest lässt grüßen!) wiederbelebt und müssen unterschiedliche Dimensionen bereisen. In diesem ewigen Loop treffen wir auf andere Seelen, denen das Karma zu Lebzeiten ausgegangen ist und nun durch gute Taten ihrem Leben nach dem Tod einen Sinn geben wollen.

Fortan ist es daher unser Ziel, in den Leveln gemeinsam mit bis zu neun weiteren Spieler:innen Obst zu sammeln, die Punktzahlen hochzutreiben und rechtzeitig das Portal auf die nächste Ebene zu erreichen. Immer wieder stellen sich uns kleinere Puzzle in den Weg, in denen wir ohne die Hilfe eines anderen Karma-Suchers nicht vorankommen können. Gelingt uns das, bekommt der Aushelfende Herzen als Belohnung, die sich als unser wertvolles Karma entpuppt.

Zwischen den einzelnen Runs, die sich immer wieder wiederholen werden, können wir diese wichtige Ressource nutzen, um neue Avatare für uns freizuschalten. Neue Avatare bedeutet auch, mehr Möglichkeiten um die Gefahren der Dimensionen wacker entgegentreten zu können. Als Schleim besitzen wir lediglich einen Doppelsprung und die Fähigkeit des Singens. Aber andere Tiergeister statten uns mit einer ganzen Palette an Kräften aus.

Tierische Veranstaltung!

Die Qual des Wal

So kann beispielsweise der Frosch einen zweiten Sprung in der Luft machen und so ungeahnte Bereiche erklimmen. Oder wir vertrauen einem Kaktus, welcher die Fähigkeit hat, die Wände um sich herum klebrig zu machen. Ungefähr 50 verschiedene Avatare soll es geben, die alle mit einzigartigen Fähigkeiten ausgestattet sind. Diese kaufen wir mit gewonnenen Herzkarma in unserem Hub und wählen ein Lebewesen für den nächsten Loop aus. Wir können uns jederzeit wieder in den Schleim verwandeln, denn an mancher Levelpassage könnte ein Tier wie der Wal eventuell zu groß sein. Auf alle Fälle gibt es viele Möglichkeiten, die sich im Verlaufe der Loops immer weiter erweitern.

Es bleibt allerdings festzuhalten, dass alle Level prinzipiell mit den grundlegenden Fähigkeiten des Schleims (bzw. mehrerer) lösbar sein müssen. Dadurch ist das Leveldesign grundlegend sehr basic, aber trotzdem spart KarmaZoo nicht an interessanten Ideen. 

Jede Figur kann beispielsweise singen. Dies ist an einigen Stellen notwendig, um Zahnräder zu aktivieren und Plattformen zu bewegen. Oder Plattformen erst entstehen zu lassen. Ein richtig toller Moment war für mich ein Loop, in dem ich als Frosch einem Schleim-Spieler problemlos helfen konnte. Ich sang ihm die Plattformen an, damit er draufspringen konnte und ich konnte durch einen zusätzlichen Sprung auch ohne eine gesungene Plattform hinterher. Dies erstreckte sich über einige Abschnitte und dieses Gefühl, einem anderen Spieler auf diese Art zu helfen, ist toll. Wenn doch nur Medics in Shootern so wären…

Solche Momente bringt KarmaZoo immer wieder hervor, da das Matchmaking unerfahrene und erfahrene Spieler:innen gleichermaßen in eine gemeinsame Lobby bringt. Durch das gemeinsame Ziel arbeiten die meisten auch mit und helfen, wenn wir beispielsweise Früchte erreichen wollen oder einen Schalter benötigen. Lediglich ein Mal ganz zu Beginn ließen mich die anderen Spieler mit einem weiteren Anfänger alleine zurück. Wir konnten nicht weiter, weil es mindestens zwei Schalter auf meiner Seite gab, um dem anderen die Tür zu öffnen. Und keiner von uns hatte die Avatare freigeschaltet, die notwendig waren.

Abhängigkeit und Spaß in KarmaZoo

Und so kauerten wir im Level auf der Stelle herum und warteten darauf, dass die anderen das Portal erreichten. Ein Aufteilen der Gruppe wird eigentlich durch eine Blase verhindert, die sich um uns spannt. Nur wenn wir uns in unmittelbarer Nähe zu Anderen aus der Gruppe befinden, bleibt die Blase stabil. Sind wir alleine, zerplatzt diese und wir verlieren den Loop. Der beschriebene Moment mit dem anderen Anfänger war dahingehend lehrreich, denn blindes Vorankommen alleine lässt die Schwachen im Stich. KarmaZoo schafft es, seine altruistische, moralische Sichtweise sehr simpel mit seinem Gameplay widerspiegeln. Faszinierend und außergewöhnlich.

Bewegtbild aus KarmaZoo

Viele Möglichkeiten, den Anderen Botschaften zu geben, gibt es nicht. Voice- oder Textchat gibt es nicht, Emotes sind auch keine gängige Praxis. Wir können singen, aber dies ist eher eine mechanische Ausdrucksweise, die es notfalls zu nutzen gilt, um auf sich aufmerksam zu machen. Es ist aber zeitweise durch die insgesamt bis zu zehn Spieler:innen auf dem Bildschirm und vielen weiteren Elementen trotz minimalistischer Retrografik sehr unübersichtlich. Gut, dass das Leveldesign so weit recht simpel ist und Aufgaben sich weitestgehend auf Schalter aktivieren, Schlüssel finden, Obst sammeln oder Stromverbindungen herstellen, beschränkt. Da bin ich auf spätere Updates gespannt, die KarmaZoo sicherlich bekommen wird.

Ein außergewöhnliches Spiel 

Wer sich nicht durch zahllose Loops mit Unbekannten kämpfen will, der kann jederzeit via Crossplay auf PC und Konsolen Freunde in die eigene Lobby einladen. Es braucht dazu lediglich einen Code, den wir beim Erstellen einer Mehrspieler-Loop-Lobby erhalten werden. Offline können sich Spieler auch zu diversen Minispielen im Totem-Modus treffen, dieser mutet schon ein wenig mehr nach Herausforderung an. Aber hier fehlt dann stellenweise das Zusammenarbeiten. Ich hätte mich sehr über eine Teampartie an einer Konsole für Loop gefreut, eventuell kommt auch sowas zu einem späteren Zeitpunkt dazu.

Beim Anblick der ersten Trailer habe ich nicht erwartet, was KarmaZoo mir letzten Endes geboten hatte. Jeder Loop, jedes Level gibt uns Unbekannte an die Hand, die uns mal aus der Patsche helfen oder mit denen wir wertvolle Ziele erringen können. Der minimalistische Look und das eher zurückhaltende Leveldesign sind die Bühne für eine spielerische Erfahrung der etwas anderen Art. Der Online-Plattformer stellt Teamwork an erste Stelle und daher ist es umso bedauerlicher, dass vereinzelte Möglichkeiten der Interaktion (Offline-Team oder Chat) nicht oder noch nicht implementiert sind. Es ist sicherlich kein Titel für Jeden, aber durchaus einen Blick wert, solltet ihr auf experimentelle Spiele stehen.

Faszinierende Begegnungen auf Xbox Series X gehabt. Ein herzlicher Dank geht an Pastagames und Devolver Digital für die Bereitstellung des Mustercodes.