Sonic Boom: Feuer und Eis (Review)

Sonic Boom hat in Sachen Videospiele einen sehr schlechten Start hingelegt. Während das Wii U-Spiel eine absolute Katastrophe war, konnte Der zerbrochene Kristall auf Nintendo 3DS zumindest ordentlich unterhalten, kam aber gleichsam mit einigen nervigen Schwachpunkten daher, so dass de Subserie Sonic Boom mit einem insgesamt verhaltenen Ersteindruck gestartet ist. Sanzaru Games hatte zum Abschied auf dem Nintendo 3DS die Möglichkeit, zu zeigen, dass sie aus ihren Fehlern lernen können, denn mit Sonic Boom: Feuer und Eis haben sie einen direkten Nachfolger ihres 3DS-Einstandes in die Ladenregale gestellt.

Wer Sonic Boom: Der zerbrochene Kristall gespielt hat, der wird sich in Feuer und Eis gleich wie zu Hause fühlen, denn der Spielaufbau ist im Wesentlichen unverändert. Das Spiel bietet insgesamt sechs Welten, die jeweils einen 3D-Röhren-Level – nicht unähnlich einem Runner – ein Wettrennen mit Dr. Eggman und zwei Minispiele mit Tails bieten. Zusätzlich bieten die ersten fünf Welten jeweils vier klassische 2D Jump & Run-Level, die spielerisch klar das Herz des Spiels darstellen. Schließlich gibt es in vier der sechs Welten einen Endgegner zu besiegen.

Um das Spiel durchzuspielen, muss man nur die klassischen Jump & Run-Level, die Wettrennen und die Endgegner absolvieren, die Röhren und Tails’ Minispiele sind optional. In den Hauptlevels rennt man, wie man es von Sonic gewohnt ist, vorrangig von links nach rechts zum Levelende. Dabei gibt es in jedem Level zwei Zusatzaufgaben. Einerseits sind in jedem Level sieben Sammelgegenstände auf alternativen Wegen versteckt, die es zu sammeln gilt. Die alternativen Wege bieten oft kleine Rätsel, die an die individuellen Fähigkeiten der fünf spielbaren Charaktere angepasst sind. Ist man damit beschäftigt, alle Sammelgegenstände aufzulesen, wird man also häufiger zwischen den Charakteren wechseln müssen, wohingegen das beim normalen Durchspielen unnötig ist – hier erweist sich Sonic nahezu immer als beste Wahl. Insgesamt sind die Level, wenn man sie einfach nur überleben möchte, relativ simpel, auch, weil es keine begrenzte Zahl an Leben gibt und es zudem großzügig verteilte Rücksetzpunkte gibt. Spieler, die es etwas kniffliger mögen, werden bei der Suche nach den Sammelgegenständen allerdings in jedem Hauptlevel auf einen Geheimraum stoßen. Dieser bietet besonders schwierige Jump & Run-Abschnitte und dürfte auch langjährige Sonic-Fans fordern. Besonders zum Ende hin werden diese Zusatzräume sehr fordernd.

Ein signifikanter Kritikpunkt am Vorgänger war, dass die Level zu groß und zu langsam waren. Genau diesen Kritikpunkt hat Sanzaru Games sich aber auf vorbildliche Weise zu Herzen genommen und die Level nur noch etwa halb so umfangreich gestaltet – dafür gibt es wie bereits angesprochen nun aber auch vier Standardlevel je Welt. Zusätzlich wurden die Hauptpfade der Level deutlicher hervorgehoben und deutlich stärker auf eine hohe Spielgeschwindigkeit ausgelegt. Dabei haben die Entwickler allerdings darauf geachtet, dass die Level hierdurch nicht trivial werden und die Spielmechanik noch einmal ein wenig überarbeitet. Sonic und Co. können in Sonic Boom: Feuer und Eis nämlich nicht nur wie gewohnt springen, rennen und Gegner mit einer Homing Attack aufs Korn nehmen. Wie im Vorgänger kann man nämlich weiterhin mit einer Peitsche über Abgründe schwingen und eine Zusatzfähigkeit mit X einsetzen. Im Falle Sonics ist das beispielsweise die Fähigkeit, sich in der Luft in eine Richtung der Wahl zu stoßen, im Falle Tails eine Schusswaffe, Knuckles kann sich im Boden eingraben, Sticks einen Bumerang einsetzen und Amy mit dem Hammer Säulen in den Boden rammen.

Schließlich gibt es noch eine weitere Fähigkeit, die auch die Grundlage des Namens des Spiels ist. Die Charaktere sind stets entweder von einem Feuerring oder einem Eisring umgeben. Zwischen diesen beiden Zuständen kann man mithilfe der Schultertasten wechseln und so entscheiden, ob Eisblöcke solide sind, oder als Wasserblöcke erscheinen, durch die man einfach hindurchlaufen und fallen kann. Zu Beginn wird das vor allem zur Wegblockade eingesetzt, so dass man die hohe Spielgeschwindigkeit nur halten kann, wenn man fix zwischen den Zuständen wechselt. Später allerdings werden auch durchaus knifflige Sprungsequenzen angeboten, in denen man punktgenau zwischen den Zuständen wechseln muss.

Im Ergebnis ist Sonic Boom. Feuer und Eis eine äußerst intensive Spielerfahrung, da man, um die maximale Geschwindigkeit beizubehalten, in bisweilen recht rapider Abfolge Homing Attack mit B, Peitschenschwung mit A, Spezialfähigkeit mit X und Elementwechel mit der Schultertaste aneinander hängen muss – jeder Fehler führt zum Verlust des Spielflusses und möglicherweise gar zurück zum letzten Rücksetzpunkt. Spielt man langsam, ist das ganze absolut kein Problem, doch wenn man alle Zusatzaufgaben erledigen möchte, ist das dauerhaft keine Option. In jedem Hauptlevel gibt es nämlich neben der Sammelaufgabe eine Zielzeit, die es zu erreichen gilt. Diese Zeiten sind zwar meistens nicht extrem streng, kleine Fehler kann man sich erlauben, doch sind sie auf der anderen Seite fordernd genug, dass auch langjährige Fans hin und wieder mehrere Versuche benötigen werden, um die Zeit zu schlagen. Noch rasanter geht es natürlich in den Rennen zu, die ebenfalls mit einer Zielzeit daher kommen, die ziemlich knackig sein kann, sowie in den Röhrenrennen, die insbesondere absolut keine Fehler verzeihen.

Der Umfang des Spiels ist, wenn man einfach nur zum Abspann gelangen möchte, ziemlich gering. Jedes Hauptlevel kann man auch ohne große Mühe in etwa fünf Minuten absolvieren, für die Rennen sollte man etwa 3 Minuten veranschlagen, ebenso für die Endgegner. Das ergibt, wenn man fehlerlos durch das Spiel läuft und alle Zusatzaufgaben ignoriert, eine Spielzeit von etwa 130 Minuten, also knapp über zwei Stunden. Geübte Jump & Run-Spieler, die nur so schnell wie möglich den Abspann erreichen können, werden also definitiv nicht auf ihre Kosten kommen. Spielt man hingegen alle optionalen Level und schließt alle Zusatzaufgaben ab – was insgesamt, auch wenn es kaum Belohnungen hierfür gibt, sehr motivierend ist – erreicht man allerdings eine Spielzeit von etwa 10 Stunden, was durchaus angemessen erscheint. Hierbei spielt vor allem der höhere Schwierigkeitsgrad in Hinsicht auf die Challenge-Räume und die Time Attacks eine signifikante Rolle. Der zweite Kritikpunkt am Vorgänger, der geringe Umfang, wurde also durchaus teilweise aufgegriffen, wenngleich nicht vollkommen beseitigt.

Sonic Boom: Feuer und Eis ist ein durchweg gut designtes und unterhaltsames Spiel, das allerdings sein Potential nur entfalten kann, wenn der Spieler bereit ist, die zahlreichen Zusatzaufgaben zu erledigen. Die Level sind konkret darauf ausgelegt und verzichtet man hierauf, wird man nicht nur sehr schnell durch das Spiel durchlaufen, sondern auch die Designqualität kaum zu schätzen wissen können. Auf Grund dessen, dass die meisten schwierigen Inhalte optional sind, dürften auf der anderen Seite Anfänger und Fans der Serie ebenfalls gut unterhalten werden, hier sei allerdings davor gewarnt, dass das Spiel gegen Ende auch im obligatorischen Teil recht fordernd wird, was Anfänger, die die Zusatzinhalte ignorieren, möglicherweise überfordern könnte. Sonic-Fans sollten in jedem Fall zugreifen.

Getestet auf Nintendo 3DS.