
In den 0er Jahren war für Sonic eine aufregende Zeit. Zwar war längst nicht jedes Spiel um den blauen Igel ein Toptitel, aber in hoher Frequenz wurden alle aktuellen Plattformen mit individuellen, frischen Sonic-Spielen versorgt. Beinahe untergegangen wäre da Sonic Colours für den Nintendo DS – sogar Sega schien das Spiel sehr mit dem gleichnamigen Wii-Titel zu vermengen. Bei Sonic Colours auf dem DS handelt es sich nämlich nicht um den Versuch, den Wii-Titel auf den Handheld zu porten, sondern um den geistigen Nachfolger der zwei Sonic Rush Titel.
Entwickelt wurde Sonic Colours abermals von dem schon für die Vorgänger und die Game Boy Advance Titel verantwortlichen Team Dimps. Dass Dimps trotz sehr guter Historie nicht unfehlbar ist, haben sie ja bereits mit Sonic 4 und in etwas geringerem Maße mit Sonic Unleashed auf der Wii unter Beweis gestellt. So stellt sich also die Frage, ob Sonic Colours eine lohnende Investition ist, oder ob man besser nur zum großen Bruder auf der Wii greift.

Storymäßig gibt es für Kenner des Wii-Spiels nichts neues, denn die Geschichte der beiden Versionen ist – abgesehen von minimalen Differenzen zum Schluss – absolut identisch. Dr. Robotnik hat einen riesigen Freizeitpark errichtet, um sich für seine Schandtaten in der Vergangenheit bei den Menschen zu entschuldigen. So jedenfalls Dr. Robotniks Variante. Sonic traut dem Braten nicht und soll natürlich Recht behalten. Wie so oft plant der üble Wissenschaftler nämlich wieder einmal die Übernahme der Weltherrschaft. Zu diesem Zweck hat er Aliens, so genannte Wisps, gekidnappt und bei der Gelegenheit gleich deren Heimatplaneten eingesackt. Da Sonic ein hilfsbereiter Igel ist und zudem jede Gelegenheit, Robotnik eins auszuwischen, am Schopfe greift, macht er sich nun auf, den Vergnügungspark gehörig aufzumischen und die Wisps zu befreien. Die Geschichte wird mit Screenshots aus den Sequenzen des Wii-Spiels erzählt und bietet keine eigenen Inhalte.
Spielerisch hingegen ist Sonic Colours auf dem Nintendo DS komplett eigenständig und tritt eindeutig in die Fußstapfen von Sonic Rush und Sonic Rush Adventure. Wie gehabt rennt, springt und boostet man durch zweidimensionale Welten und muss in Windeseile auf herannahende Hindernisse reagieren, um auf dem optimalen Pfad und mit dem bestmöglichen Spielfluss ans Ziel zu gelangen. Nicht mehr mit von der Partie ist jedoch das Tricksystem, das in den Sonic Rush-Spielen bis hierhin die Hauptquelle von Boostenergie war und die Zeit in der Luft sehr aktiv gestaltet hat.

Ersetzt wurde das Tricksystem durch Wisps, derer es je Welt zwischen einem und zwei zu finden gibt. Findet man einen Wisp, kann man diesen kurzzeitig einsetzen, um sich auf etwas andere Weise fortzubewegen. Es gibt zwar keine unmittelbare Entsprechung, aber die meisten Wisps ersetzen das aktive Element im Sprung, das die Tricks dargestellt haben, adäquat und abwechslungsreich. Anders als in dem gleichnamigen Wii-Spiel senken die Wisps hier nicht die Spielgeschwindigkeit, sondern sind sehr natürlich in den Spielfluss integriert. Damit man weiterhin vom Start bis zum Ziel durch jedes Level hindurch boosten kann, gibt es im Übrigen in Sonic Colours zahlreiche weiße Wisp-Boxen, die den Zugewinn an Boostenergie aus Tricks ersetzen.
Das Leveldesign in Sonic Colours ist sehr ähnlich zu den Vorgängern, bietet also zahlreiche alternative Pfade, die sich vor allem dadurch unterschieden, wie schnell und flüssig man durch die Level rennen kann. Auf dem obersten Pfad hat man die geringsten Reaktionszeiten und zahlreiche kleine Nickeligkeiten, die dazu führen, dass man stets auf der Hut sein muss, im Gegenzug wird immerzu sichergestellt, dass man nach Herzenslust boosten kann und ohne Unterbrechung ins Ziel gelangt. Fällt man auf niedrigere Pfade, wird man ein wenig ausgebremst, im Gegenzug werden aber auch die Reaktionszeiten kulanter. Das reine Überleben eines Levels ist dadurch nicht sonderlich anspruchsvoll, wer jedoch die S-Ranks sammeln möchte, muss sich mit der Mechanik des Spiels sehr genau auseinandersetzen.

Strukturell verzichtet Sonic Colours auf die Oberweltsysteme, die Sonic Rush Adventure eingeführt hat und kehrt zurück zu einem simpleren Menü-basierten Levelzugriff. In jeder Zone gibt es zwei Hauptlevel, einen Endgegner, eine Hand voll Spezialmissionen, basierend auf den Hauptlevels und ein Speziallevel, das wie gehabt mit dem Touchscreen gespielt wird und in dem man dieses Mal farbige Kugeln sammeln muss. Jedes dieser Level – auch das Speziallevel – wird mit einem Ranking bewertet und wenngleich es keine Belohnung für das Sammeln aller S-Ranks gibt, ist das Spiel sehr stark darauf ausgelegt, den Spieler genau dazu zu motivieren.
Technisch ist Sonic Colours keine große Überraschung und lehnt sich optisch sehr eng an seine beiden Vorgänger an, setzt aber auf einen etwas bunteren, fröhlicheren Stil, der sich an dem Wii-Spiel gleichen Namens orientiert. Verzichten müssen wir dieses Mal jedoch auf Blaze the Cat, da diese in der mit der Konsolenversion geteilten Handlung keinen Platz hat. Auch musikalisch entfernt sich Sonic Colours von den markanten Klängen der Rush-Spiele und nutzt Variationen der Musik von Sonic Colours auf der Wii.

Sonic Colours auf dem Nintendo DS ist ein rundum gelungener dritter Teil der Sonic Rush-Reihe, der mit intensivem und rasantem Gameplay und durchdachtem Leveldesign strahlen kann. Der Tausch des Tricksystems durch Wisps ist vermutlich nicht jedermanns Sache, beide Elemente zu kombinieren hätte das Spiel aber vermutlich überladen, so dass es verständlich ist, dass Dimps das Grund-Gameplay etwas eingedampft hat. Wie schon die zwei Vorgänger ist auch Sonic Colours ein absoluter Pflichttitel für Jump & Run- und Sonic-Fans auf dem Nintendo DS.

Getestet auf Nintendo DS.