
Déjà vu auf der Nintendo Switch 2! Acht Jahre nachdem die Nintendo Switch einen fulminanten Start hingelegt hat und dabei vor allem durch The Legend of Zelda: Breath of the Wild eine Menge Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, erscheint die Nachfolgekonsole mit einer eigenen Version des Spiels, der Nintendo Switch 2 Edition. Zwar kann man auch die Originalfassung dank Abwärtskompatibilität auf der Nintendo Switch 2 spielen, doch die angepasste Fassung für die neue Konsole nutzt den Generationensprung für eine technische Rundumverbesserung.
Wer The Legend of Zelda: Breath of the Wild bereits für die erste Nintendo Switch besitzt, der hat die Möglichkeit, ein Upgrade auf die Nintendo Switch 2 Edition im eShop zu erstehen. Diese kann entweder zum Preis von 10€ im eShop erworben werden, oder aber im Zuge eines Nintendo Online Expansion Pak Abos ohne zusätzliche Kosten heruntergeladen werden. Aber Achtung: Beendet man das Abo, verliert man auch den Zugriff auf die Nintendo Switch 2-Edition. Dann kann man zwar weiterhin auf das Orignal-Spiel zugreifen, aber nicht auf die technischen Verbesserungen der Switch 2-Edition und auch nicht auf den Spielstand der Switch 2-Edition. Umgekehrt kann man aber den Spielstand des Originalspiel auf der Switch 2 fortsetzen. Der Upgrade-Pfad steht sowohl Besitzern der physischen als auch der digitalen Fassung des Spiels offen. Für Neukunden hingegen gibt es die Option, die Nintendo Switch 2-Edition direkt physisch oder digital zum Vollpreis zu erwerben. Nicht enthalten, aber kompatibel ist in jedem Fall der Download-Inhalt des Originalspiels.

Inhaltlich ändert die Nintendo Switch 2-Edition des Spiels im Vergleich zum Original fast nichts, das bedeutet insbesondere auch, dass alle Bugs, die in der letzten Update-Version des Spiels enthalten waren, auch auf der Nintendo Switch 2 weiterhin im Spiel enthalten sind. Da Breath of the Wild, gerade für ein Spiel dieses Umfangs sehr gründlich poliert wurde, soll das aber keineswegs als Kritik verstanden werden, im Gegenteil sind manche Bugs ja durchaus auch hilfreich, sei es für Speedruns oder um die Spielerfahrung – beispielsweise durch ein früher erworbenes Master Schwert – anzupassen.
Einen deutlichen Schritt nach vorn macht das Spiel aber in Sachen Präsentation. Die Framerate des Originals lag bei instabilen 30 Bildern in der Sekunde, die teilweise aber noch sehr merklich unterschritten wurden. Auf der Nintendo Switch 2 bietet das Spiel nun konstante 60 Bilder in der Sekunde und wirkt dadurch butterweich. Auch die Ladezeiten sind erheblich verkürzt worden. Die eingeblendeten Hinweise beim Ladebildschirm kann man in der Zeit, die der Ladebildschirm zu sehen ist, so gerade noch durchlesen, ein Durchscrollen durch die verschiedenen Hinweise ist aber aussichtslos. Das bedeutet natürlich auch, dass Sterben und anschließendes Neuladen nun wesentlich nahtloser vonstattengeht. Schließlich wurde auch die Auflösung erhöht – während das Spiel auf der Nintendo Switch noch mit einer Auflösung unterhalb der nativen Auflösung des Handheld-Bildschirms von 720p auskommen musste, läuft es auf der Switch 2 jetzt mit vollen 1080p. Im Dock kann sogar eine Auflösung bis 4k unterstützt werden. Weitere optische Verbesserungen gibt es hingegen nicht, oder nicht in auffällig genügendem Maße, dass sie mir aufgefallen wären. Erwähnenswert ist an der Stelle noch, dass das UI an die Nintendo Switch 2 angepasst wurde.

Das einzige neue spielerische Feature ist die Unterstützung des Handy-Programms Zelda Notes, das den Spieler bei der Suche nach Krogs und Schreinen der Spielwelt unterstützen soll. Diese Software stellt im Grunde eine Erweiterung des Sheika-Sensors das Originalspiels dar, gibt dem Spieler aber deutlich umfangreichere Hilfestellung, vergleichbar mit einem Navigationssystem. Die Verwendung dieser Funktion sollte man sich aber gut überlegen, da Zelda: Breath of the Wild stark auf die Erkundung der Spielwelt ausgelegt ist, was durch eine solche Funktionalität natürlich weitgehend trivialisiert wird. Perfektionisten sparen sich, insbesondere in Anbetracht der absurd großen Mengen an Krogs immerhin die Verwendung einer Komplettlösung.
So viel zu den Neuerungen und der technischen Umsetzung, doch wie steht es um das Spiel an sich? Das Basisspiel habe ich hier schon einmal kritisch besprochen und alles, was ich im Original-Review zu Breath of the Wild gesagt habe, gilt natürlich immer noch in dem aktuellen Remaster. Dennoch möchte ich an der Stelle noch die Erfahrungen aus meinem zweiten Durchlauf – wiederum übrigens mit allen Schreinen – teilen, denn für viele Launchkäufer der Nintendo Switch wird die Switch 2-Edition von Breath of the Wild ebenfalls ein Wiedersehen und kein erster Abstecher nach Hyrule sein.

Mit Breath of the Wild hat Nintendo die Formel hinter der Zelda-Serie grundlegend aufgebrochen und die seit den Nintendo 64-Teilen zunehmende Linearisierung der Reihe ins drastische Gegenteil verkehrt. Hat zuletzt Skyward Sword die Oberwelt auf den Kopf gestellt, indem sie extrem dicht designt wurde, jedem Stein eine bewusste Funktion gegeben wurde und jeder Fortschritt in der Spielwelt an Rätsel oder vergleichbare eng getaktete Aufgaben geknüpft wurde, stellt das erste Open World-Zelda die Spieler-Steuerung der Spielerfahrung klar in den Mittelpunkt.
Wie schon das Artwork und die Titelmusik dem Flair nach vermuten lassen, will Breath of the Wild dem Spieler ultimative Freiheit geben und wirft ihn so in eine gigantische offene Welt, die in zwei Phasen – einer kurzen Einführungsphase auf dem Plateau und der Hauptphase im direkten Anschluss – frei in jede beliebige Richtung erkundet werden kann. Es gibt zwar einen Questmarker, der einem die jeweils anstehenden Haupt- und Nebenaufgaben anzeigt, wenn man das möchte, aber die Entwickler haben großen Wert darauf gelegt, den Spieler allenfalls marginal in eine Richtung zu stupsen und im Grunde völlige Wahlfreiheit in der Reihenfolge der Hauptaufgaben zu geben. Sogar den letzten Endgegner kann man direkt angehen.

Das geht so weit, dass die Fähigkeiten des Spielers nach den ersten ca. zwei Stunden des Spiels komplett statisch sind und allenfalls noch durch kleine Upgrades verstärkt werden können. Die vier Dungeons kommen also ohne Dungeon-Item aus, sondern bilden die zwei-Phasen-Struktur klassischer Zelda-Dungeons über die Möglichkeit ab, den Dungeon über die Karte zu manipulieren. Das wird in einigen Dungeons eher oberflächlich genutzt, im Wüstendungeon muss man sich aber die Gesamtstruktur des Dungeons sehr gründlich erarbeiten, um ein ziemlich umfangreiches Stromnetz in Gang zu setzen. Die Hauptdungeons können aber naturgemäß inhaltlich nicht aufeinander aufbauen und sind zudem auch ziemlich kurz – in meinem zweiten Durchgang durchs Spiel habe ich mir die vier Dungeons als persönliches Highlight für das Ende aufgehoben und habe alle vier Dungeons am Stück in vielleicht zwei Stunden absolviert – bei einer Gesamtspielzeit von über 40 Stunden.
Als Ausgleich bietet Breath of the Wild 120 Schreine, die aber eine sehr große Varianz von Spielerfahrungen bieten und leider nicht auf einem konsistent hohen Niveau sind. Das fängt damit an, dass es über 20 Kampfschreine gibt, in denen man jeweils gegen den gleichen Gegner – in immerhin drei Schwierigkeitsgraden – kämpfen muss. Hinzu kommt eine stolze Zahl an Schreinen, die ausschließlich Belohnungen für Aufgaben in der Oberwelt sind und selbst gar keine Aufgaben mehr enthalten. Diese Schreine sind von sehr wechselhafter Qualität, denn teilweise handelt es sich schon um clevere textuelle Knobelaufgaben, teilweise sind die Schreine aber auch ziemlich lästig freizuschalten. Insbesondere die Schreine, die an feste Zeitpunkte gebunden sind, sind mir hier eher negativ aufgefallen. Das schlimmste Beispiel wäre hier ein Schrein, für den man beim Blutmond in einer gewissen Form auf einem Podest stehen muss. Der Blutmond tritt alle knapp drei Stunden ein und es gibt keinen Teleporter direkt bei dieser Schreinplatte, so dass man für diese Aufgabe schon viel Geduld mitbringen muss. Andere Aufgaben sind nicht unähnlich, kommen aber mit einem bestimmten Zeitpunkt am Spieltag aus.

Die verbleibenden Schreine sind größtenteils vergleichbar mit Dungeon-Räumen in klassischen Zelda-Spielen, wobei der Umfang der Schreine erheblich variiert. Zahlreiche Schreine erfordern tatsächlich nur eine einzige Handlung, beispielsweise das Einfrieren eines Blocks, um sie komplett abzuschließen, andere wirken beinahe wie ein Prototyp eines Dungeons für ein klassischeres Zelda. Besonders hervorzuheben wäre hier ein Schrein, der auf das Deku-Blatt setzt und über zahlreiche Räume die Ideen, die mit dem Deku-Blatt möglich sind, exploriert. Solche Schreine sind es, die mir besonders in Erinnerung rufen, wofür ich Zelda eigentlich liebe, die aber auch ein wenig wehmütig machen, weil sie nicht nur einen recht kleinen Anteil am Spiel haben, sondern sich auch einfach nur sehr wenig entwickeln im Verlauf des Spiels.
Trotz guter Kenntnis der Spielwelt – sowohl durch das erste Durchspielen von Breath of the Wild, als auch Tears of the Kingdom – ist schon ein erheblicher Teil der Spielzeit wieder für weitgehend anspruchsloses Herumlaufen in der Spielwelt draufgegangen. Auch wenn 120 Schreine nach viel klingen, die Spielwelt ist so gigantisch, dass das reine Erreichen eines Schreins, den man schon aus der Entfernung markiert oder aus einem früheren Spieldurchlauf in Erinnerung hat, einen erheblichen Zeitaufwand bedeuten kann – wenn dann der Schrein selbst in einer Minute abgeschlossen ist, kann das schon etwas aufs Gemüt schlagen. Zerbrechende Waffen, Fleißaufgaben für Kleidungsupdates und weitgehend ideenlos kopierte Gegnercamps sind Punkte, die mir persönlich zusätzlich missfallen, aber umgekehrt auch vielen Spielern – ich muss anerkennen der überwältigenden Mehrheit der Spieler – bedeutend besser gefallen als mir und im Gesamtkonzept auch in den meisten Fällen besser als das klassische Zelda-Konzept. Schade für mich, gut für Fans des Open World-Zelda-Ansatzes.

Die Nintendo Switch 2 Edition von The Legend of Zelda: Breath of the Wild ist eine gründliche Umsetzung des Spiels auf die neue Hardware, mit makelloser Framerate und Auflösung – für viele Spieler sicherlich die größten Knackpunkte am Original. Die drastisch kürzeren Ladezeiten verbessern die Spielerfahrung merklich und in Anbetracht des moderaten Upgrade-Preises lässt sich durchaus sagen: Wenn man Breath of the Wild mag und Lust auf einen zweiten Durchgang hat, sollte man das Upgrade auf jeden Fall mitnehmen. Wer Breath of the Wild bisher nicht gespielt hat und es nachholen möchte – trotz meiner starken Präferenz für vorherige Zelda-Teile kann ich das durchaus empfehlen – der sollte fraglos gleich zur Nintendo Switch 2-Edition greifen. Diese ist klar und ohne Abstriche die beste Version eines Spiels, das für zahlreiche Spieler ein heißer Kandidat für ihr liebstes Spiel überhaupt ist. Ich werde nach einer kurzen Pause für Mario Kart World auf jeden Fall auch noch den Download-Inhalt nachholen.

Vielen Dank an Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch 2.