
Wenn ich auf der Webseite Backloggd nach dem Begriff “Frog” suche, werden mir jetzt 239 Titel als mögliche Ergebnisse angezeigt. Angefangen von Frogger, über Time on Frog Island, hinüber zu Gun Frog und Frog ‘N Roll. Letztendlich gibt es sogar einen First Frog und einen Final Frog. Beide Titel haben nichts miteinander zu tun, auch wenn ich die Quadrilogie gerne mit den dazwischenliegenden Frog Fight und Frog Smashers komplettiert gesehen hätte. Einer dieser zahlreichen Froschtitel skatete in den vergangenen Tagen auf dem Bildschirm meines Steam Decks. Doch handelt es sich bei Seafrog um einen schönen, grünen Korallenfinger-Laubfrosch? Oder doch vielmehr ein knallig rotes Erdbeerfröschchen?
Schiffbruch in Seafrog
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir den wildlebenden Seafrog in eine extreme Situation werfen! Und das Spiel macht dies direkt, denn bereits zu Beginn befinden wir uns als schiffbrüchiger Frosch einsam im endlosen Ozean. Wobei…einsam stimmt nicht, haben wir doch einen sprechenden USB-Stick an unserer Seite. Was wir genau dort auf dem Meer treiben, weiß wohl nur OhMyMe Games. Allerdings wird es für unseren Seafrog alsbald noch gefährlicher, als wir in einen gewaltigen Wassertrichter abstürzen, in dem sich zahlreiche Schiffswracks befinden. Doch selbst ist der Frosch und gemeinsam mit der KI im USB Stick und unserem Schraubenschlüssel reparieren wir fortan Schiff um Schiff, um einen Weg aus dem sich immer weiter absinkenden, feuchten Grab zu finden.

Wir schlüpfen dabei in die Rolle des Azurblauen Baumsteigers, welcher durch die von Kraken zerstörten, ohne Treibstoff dahinschippernden und von Ratten verseuchten Schiffe skatet. Von größter Wichtigkeit sind nicht etwa die Zigaretten in seinem linken Socken [Ich treibe das Thema Frosch wahrscheinlich ein wenig zu weit für die Zielgruppe des Village], sondern sein Schraubenschlüssel. Mit diesem ist es uns möglich, die Gänge der Wracks skatend abzusuchen und zugleich Lecks zu stopfen. Diese tauchen nämlich netterweise an Stellen auf, an denen sich Schrauben befinden. Welch froschiges Glück für uns!
Dabei spielt sich das 2D-Jump’n’Skate recht launig. Drücken wir nichts außer die Richtungstasten, bewegen wir uns langsam durch die Gänge gehend oder können eventuell hüpfen. Auf eine solche langsame und träge Fortbewegung ist Seafrog allerdings nicht ausgelegt, stattdessen nutzen wir den Schraubenschlüssel als Skateboard und grinden durch Flure, an umgestürzten Balken oder metallischen Verstrebungen entlang. Und dies macht in meinen Augen mal mehr, mal weniger Spaß.
Tony Hawk lässt grüßen
Prinzipiell ist das Gameplay von Seafrog eine gute Idee. Jedes Schiffswrack ist aufgeteilt in unterschiedliche Bereiche, welche wir nacheinander aufsuchen müssen, um Energie zurück an Bord der Schiffe zu bekommen. Dazu grinden wir uns durch die Level, weichen Gefahren aus und schließen mit unserem Schraubenschlüssel die Lecks. Jedes geschlossene Leck bringt uns näher an den nächsten Levelbereich, während diverse Seitenräume der Schiffe besondere Herausforderungen oder versteckte Items beherbergen.
Eine solche Herausforderung kann beispielsweise sein, dass der Bordcomputer des Schiffes unterhalten werden will. Also haben wir eine fixe Zeit vorgegeben, in der wir eine froschig hohe Punktzahl erreichen müssen. Dies gelingt uns durch Tricks, die wir in der Luft mit unserem “Board” ausführen können. Seafrog ist dabei anders als viele andere Skate-Spiele sehr verzeihlich, eine Punktekombo wird zwar bei Bodenkontakt abgebrochen, aber dennoch gezählt. Es lohnt sich allerdings, eine Kombo so lang es geht fortzusetzen, da nicht nur die Punkte dementsprechend steigen, sondern der Flow aus der Bewegung schnell verloren geht, wenn wir den Boden berühren.
Tricks auszuführen lohnt sich auch abseits dieser Herausforderung. Jede erfolgreiche Froschpirouette in der Luft erhöht unseren Boost, mit dem wir die Geschwindigkeit unseres Schraubenschlüssels nach und nach steigern können. Dieser ist allerdings gerade zu Beginn schnell verbraucht. Bis wir dann genug Boost gesammelt haben, um den nächsten Bereich oder ein wertvolles Item erreichen zu können, vergehen dann einige Augenblicke. Sicherlich hat dies auch mit meiner gerade zu Beginn sehr ineffizienten Spielweise zu tun, doch der ständige Verlust des Flows hat mir gar nicht gefallen.

Schraube locker bei Seafrog
Und dies betrifft in der Summe auch den allgemeinen Gameplayloop der Level. Zwar hat Seafrog einige sehr coole Ideen (beispielsweise die Feenratte, welche das Areal für eine Bonusherausforderung extra gefährlich macht), doch diese konnten mich kaum motivieren, alle Level in ihrer Gesamtheit zu erkunden. Dabei wären manche Geheimnisse sehr effektiv für den Verlauf des Spiels. Hier und da stemmen wir aus dem Maul eines Fisches schimmernde Steine heraus, welche Moddingchips beinhalten. Mit dieser können wir unser Leben erhöhen, Boostzeiten oder -mengen erhöhen und weitere Boni.
Doch es hilft alle Froschigkeit nichts, wenn am Ende des Tages das persönliche Spielgefühl nicht stimmt. Seafrogs Level- und Missionsdesign wiederholt sich immer wieder derart, dass ich schnell das Ende des nächsten Bereiches herbeigesehnt habe. Die seltenen Bosskämpfe lockern das Geschehen atmosphärisch auf, sind aber in der Regel auch vielmehr kondensierte Skate-Herausforderungen. Aber hey, wie oft kann man schon als wackerer Frosch einem überdimensionierten Huhn die Leviten lesen.

Der Gelbe Baumsteiger zählt zu den giftigsten Tieren der Erde. Gut, dass wir im Village eine Farbkodierung nutzen, denn dann wäre dies kein guter Frosch als Repräsentant für Seafrog. So sehr abraten, das Spiel zu spielen, wie diesen Frosch zu schmusen, würde ich euch echt nicht. Aber richtig in mein Herz hat sich Seafrog auch nicht froschen können. Viele nette Ideen, die sich aber am Ende spielerisch kaum merklich unterscheiden, machten mir meine Spielzeit zu zäh und öde. Ich befürchte allerdings, dies ist eine sehr persönliche Note, denn viel verkehrt macht Seafrog auch nicht. Vor allem der humorvolle Stil und das Upgradesystem sind Faktoren, die dem ein oder anderen Frosch gefallen dürften.
Auf der Reeling von Schiffswracks auf Steam Deck gegrindet. Ein herzlicher Dank geht an OhMyMe Games für die Bereitstellung eines Mustercodes.
Froschbildquelle: George C. auf Pexels.com