
Höchste Zeit, die Weihnachtspfunde loszuwerden! Oder für das jährliche Vorhaben, mehr Sport zu treiben. Ob sich Fitness Boxing 3: Your Personal Trainer dafür eignet?
Fitness Boxing
Fitness Boxing 3 legt den Trainingsfokus auf die namensgebende Faustkampfsportart. Im Stehen gibt es zwei verschiedene Grundstellungen, bei denen entweder der rechte oder der linke Fuß nach hinten versetzt wird. Während LesMills Bodycombat darüber hinaus nebeneinander stehende Füße kennt, bleibt es beim Fitness Boxing bei den seitlich gedrehten Posen. Davon abhängig ist auch die Handhaltung vor dem Gesicht, bei dem eine Hand vor die andere gehalten wird.
Während ich mich im Rhythmus vor und zurück bewege, führe ich die Schläge durch, blocke oder ducke mich. Den Rhythmus zu halten, finde ich nicht schwierig, aber mit der Gewichtsverlagerung habe ich noch immer zu kämpfen. Gemessen daran, dass in anderen Fällen gilt, die Bewegungen so weit mitzumachen, wie ich es schaffe, gehe ich aber davon aus, dass es reicht, wenn ich tue, was ich kann.
Unter den Schlägen sind Jabs, Straights, Uppercuts und Hooks. Für alle Bewegungen gibt es Tutorials, während einer Übung führen die Trainer die Bewegungen aber auch selbst durch. Jabs und Straights sind abhängig davon, welche Hand vorne ist, bei den anderen Schlägen wird die Seite angesagt. Leider nur auf Englisch, allerdings ist die Sprachausgabe nicht notwendig. Untertitel gibt es auch auf Deutsch, aber vor allem zeigen Icons an, welche Bewegung ich in welchem Moment durchführen soll.
Bei jeder Übung läuft ein Timer, an dem ich die verbleibende Zeit ablesen kann. Üblicherweise unterteilt sich die Übung in zwei Abschnitte, bei denen jede Grundstellung einmal eingenommen wird, angefangen mit nach rechts gedrehtem Körper. Dazu zählt auch jeweils das Einnehmen der richtigen Position, wodurch beim Wechsel eine kurze Atempause entsteht. Der zweite Abschnitt wiederholt den ersten seitenverkehrt.
Der Trainer sagt jede Bewegung vorher an, die ich anschließend im Rhythmus durchführe. Bewegungsfolgen bauen sich dabei langsam und teilweise in Abschnitten auf und enden schließlich mit der Wiederholung einer Kombo.

Tägliches Workout
Der Hauptmodus in Fitness Boxing 3 ist das tägliche Workout. Nachdem ich meine Trainingsziele ausgewählt habe, stellt der Personal Trainer ein dazu passendes Workout aus verschiedenen Übungen zusammen. Je nach Übung stehen verschiedene Körperteile im Fokus. Zusätzlich kann ich als Trainingsziel aber auch angeben, ob ich mich beispielsweise auf Ausdauer oder Spaß fokussieren will.
Für das tägliche Workout (das ich nicht zwingend jeden Tag durchführen muss) wähle ich zwischen drei Schwierigkeitsgraden aus, bei denen das Workout auch unterschiedlich lang dauert. Zeiten variieren bei mir zwischen ungefähr 16 und 36 Minuten, wobei ich zumeist das normale Workout mit rund 26 Minuten auswähle. Damit gelange ich zwar nicht an meine Grenzen, aber es ist dennoch merklich anstrengender als eine kurze Session.
Meistens dauern meine Workouts jedoch etwas länger als 26 Minuten. Denn nach der ersten Übung fragt der Trainer nach, ob ich nicht vielleicht eine schwerere (und oft ein wenig längere) Übung anstelle der eigentlich geplanten durchführen wolle. Wie soll ich da nur nein sagen? Für den Fall, dass ich doch einmal ablehne, ist das aber auch nicht schlimm. Die Trainer ermuntern sogar dazu, im eigenen Tempo zu trainieren. Zum Abschluss bietet der Trainer im normalen Training eine kurze, besonders schnelle Übung an. Während ich meistens fast alle Bewegungen perfekt im Rhythmus durchführe, ist diese Übung so schnell, dass der Rhythmus tatsächlich eine Herausforderung wird. Besonders Jabs und Straights habe ich aber schon bald zuverlässig “perfekt” geschafft.
Eröffnet und abgeschlossen wird jedes Workout mit Stretching. Nach Ring Fit Adventure habe ich die integrierten Aufwärmübungen in verschiedenen Exergames oder bewegungsfokussierten Titeln wie Just Dance ein wenig vermisst. Das Stretching kann ich zwar auch allein vor oder nach einer Spielsession durchführen, bei einer Integrierung muss ich mir jedoch keine Gedanken darüber machen. Außerdem vergesse ich es so auch nicht.

Freies Training
Neben den täglichen Workouts, die ich auch über das Hauptmenü schnell starten kann, bietet Fitness Boxing 3 auch freies Training an. So kann ich einzelne Übungen durchführen oder mit ein eigenes Workout aus mehreren Übungen zusammenstellen. Ich bin mit dem täglichen Workout bisher völlig zufrieden. Aber ich habe auch schon die freie Auswahl genutzt, um ausgiebige Dehnübungen durchzuführen. Eine Alternative zu einem zwanzigminütigen Yogavideo ist das zwar nur bedingt, aber acht Minuten Stretching sind für mich auch wesentlich weniger anstrengend.
Neu dabei sind das Schlagpolstertraining und das Sitzboxen. Ersteres imitiert das Training mit einem direkten Gegenüber, das abwechselnd Schlagpolster in die Höhe hält. Diese schlage ich dann mit der rechten oder linken Hand. Manchmal weiche ich auch aus. Beides geschieht wieder mit Ankündigung der Bewegung, die ich durchführen sollte. Doch während das normale Workout im Rhythmus stattfindet, sollte ich hier nur schnell genug zuschlagen oder ausweichen. Aber auch nicht zu schnell. Da mir die Anleitung durch den vorgegebenen Rhythmus fehlt, wurde ich mit dem Schlagpolstertraining bisher nicht wirklich warm.
Das Sitzboxen ist für alle gedacht, die das Training nicht im Stehen durchführen können (oder wollen). Dabei platziere ich mich ausnahmsweise frontal und nicht seitlich. Führe ich das einfahe Sitzboxen durch, schalte ich schwierigere Übungen frei. Die Schläge selbst unterscheiden sich nicht von den anderen Übungen, bieten also eine gute Alternative.
Habe ich mit Punkten Musik gekauft, kann ich auch rund 30 verschiedene Instrumentalstücke während meiner Übungen hören. Dabei lässt sich auch die Geschwindigkeit der Musik ändern.
Da ich mir ungern Gedanken darüber mache, welche Übungen ich durchführen möchte, mag ich das tägliche Workout am liebsten. Das macht Spaß und ich kann sofort anfangen.
Per Menü kann ich darüber hinaus einstellen, ob verschiedene Schläge immer als perfekt registriert werden sollen, falls ich eine Bewegung gar nicht durchführen kann.

Die Wahl des Personal Trainers
Sechs verschiedene Personal Trainer stehen in Fitness Boxing 3 zur Wahl. Sie sind sich zwar ähnlich, weil sie alle zum Training motivieren sollen, unterscheiden sich aber in Nuancen. Auch bei Animationen für das Wegwischen von Schweiß oder bei Verabschiedungen.
Die Trainer kann ich darüber hinaus weiter personalisieren. Für die Durchführung von Übungen erhalte ich Punkte, mit denen ich Kleidungsstücke kaufen kann. Die Farbe von Haaren, Haut und Augen kann ich frei wählen. Ich benutze die Optionen sehr gern, sie lassen sich aber auch einfach ignorieren.
Trainiere ich mit einem Personal Trainer, schalte ich zusätzliche Szenen und Übungen frei. Dadurch erhalten die Trainer noch ein wenig mehr eigenen Charakter.

Motivation
Die Trainer haben motivierende Texte, aber wenn das nicht ausreicht, gibt es verschiedene Mechanismen, um zum Training anzuregen. Es gibt tägliche und wöchentliche Ziele, die meist darauf beruhen, bestimmte Übungen durchzuführen oder das tägliche Workout häufig zu wiederholen. Ich habe dafür auch schon mein Gewicht aktualisiert, auch wenn sich in der einen Woche nach meiner letzten Gewichtsangabe nicht viel daran geändert hat.
Für jeden Tag, an dem ich übe, stemple ich einmal auf dem Kalender ab. Das ist sehr lustig und so sind Übungslücken sofort sichtbar. Das ist allerdings auch schon das Schlimmste daran, einmal einen Tag ausfallen zu lassen.
Daneben blendet das Spiel immer wieder Erfolge ein und die Trainer machen auf Meilensteine wie 1000 Jabs aufmerksam. Da ich bisher wenig Fortschritte spüre, freue ich mich, dass wenigstens die Erfolge und Statistiken zeigen, dass ich etwas geschafft habe. Vielleicht sollte ich doch auf das schwierige Workout wechseln …

Fitness-Alter und Punktebewertungen
Nach einer Übung erhalte ich eine Statistik über Treffer und tolle Kombos. Nach dem gesamten Workout erhalte ich zusätzlich eine Angabe über mein Fitness-Alter. Das ist freilich nur bedingt akkurat und erinnert sehr an Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging. Dort konnte ich früher nie mein Alter erreichen, weil die Skala erst bei 18 Jahren anfing. In Fitness Boxing 3 schwanke ich meist zwischen 18 und 22 mit Tendenz zum jüngeren Fitness-Alter. Ganz unfit bin ich also vielleicht nicht.
Treffer werden in drei Kategorien eingeteilt: Perfekt, gut und daneben. Als Rhythmusspiel ist die Kraft hinter dem Schlag unwichtig, weil nur der Zeitpunkt gemessen wird. Das Fenster für einen perfekten Treffer ist dabei sehr großzügig.
Sehr schade ist, dass die durchgeführten Schläge ungenau erfasst werden. Nicht etwa, weil richtige Bewegungen nicht erkannt würden. Stattdessen kann ich falsche Schläge durchführen und dennoch die Punkte erhalten. Zudem entsteht so auch das Problem, dass es kein richtiges Feedback dafür gibt, ob ich einen Schlag richtig ausführe. Stattdessen gibt es verschiedene Textsamples, die auf mögliche Fehler hinweisen, letztlich muss ich aber selbst darauf achten, ob ich eine Bewegung ungenau durchführe.

Fazit
Fitness Boxing 3: Your Personal Trainer ist ein motivierendes Fitnessspiel mit kleinen störenden Aspekten durch die ungenaue Bewegungserfasssung. Tägliches Workout, Übungsplan und Trainer lassen sich gut an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Es gibt eine große Auswahl an unterschiedlichen Übungen, die durch das neue Schlagpolstertraining und das Sitzboxen gut erweitert werden. Es gibt ausreichend Anreize, um möglichst regelmäßig zu spielen, ohne dass es sich wie ein Versagen anfühlt, wenn es einmal doch nicht klappt. Letztlich muss die Motivation ohnehin aus den Trainierenden selbst kommen – und da bietet das tägliche Workout eine möglichst niedrige Hürde.

Herzlichen Dank an Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters. Geboxt auf Nintendo Switch.