
Kaum habe ich die Horizon-Welt gerettet, ist sie schon wieder in Gefahr. Diesmal sieht sie allerdings ein wenig anders aus … Nach Horizon Zero Dawn Remastered habe ich mich nun in Lego Horizon Adventures erneut nach Mutterherz aufgemacht. Diesmal besteht der Ort allerdings aus digitalen Plastiksteinen. Was bedeutet, dass ich mich ständig darüber freuen konnte, einen Legostein zu sehen, den ich aus einem meiner aufgebauten Sets wiedererkenne.
Nora gegen Kultisten
Das Horizon-Spinoff Lego Horizon Adventures interpretiert Aloys Geschichte neu. Ihr Status als Ausgestoßene ist eher nebensächlich. Sie muss sich nicht der Erprobung stellen, aber nach ihrer Mutter sucht sie weiterhin. Wieder ist Teersa diejenige, die ihr am wahrscheinlichsten etwas darüber erzählen kann. Wären da nicht diese Kultisten, die die Stammmutter und weitere Nora entführen.
Doch mit der Rettung der Entführten verschwinden die Kultisten nicht wieder. Tatsächlich scheinen sie es aus irgendeinem Grund sogar auf Aloy abgesehen zu haben.
Die Reise führt Aloy und Co. in vier verschiedene Gegenden, die an das postapokalyptische Amerika angelehnt sind. Mal liegt Schnee wie rund um Mutterherz, mal reisen sie durch den dichten Dschungel. Auch auf die eine oder andere Brutstätte stoßen sie.
Weitere Parallelen sind auch, dass in der Vergangenheit irgendetwas vorgefallen ist und dass die Maschinen ursprünglich friedlich waren. Erst in den letzten Jahren wurden sie gefährlicher.
Während Horizon Zero Dawn auch viel auf Datenpunkte setzt, erfährt Lego-Aloy alles durch mit bekannten Stimmen vertonte Dialoge und kurze Szenen.

Sonnenbäder und Hologramme
Kopf der Kultistenbande ist Helis, der in dieser Version besonders gern Sonnenbäder nimmt. Na gut, vielleicht sonnt sich Helis in Horizon Zero Dawn auch gern und wir erfahren das bloß nicht.
Elisabet dagegen wird ohne Nachnamen als Hologramm in Mutterherz untergebracht. Als solches kann sie nicht direkt mit Aloy und den anderen sprechen, aber voraufgezeichnete Dinge erzählen. Auf verschiedene Begriffe, die Aloy sagt, reagiert sie mit Erklärungen.
Da in Lego Horizon Adventures Mutterherz die Basis ist, in die Aloy nach jedem Level zurückkehrt, spielen nur wenige Charaktere von außerhalb eine Rolle. Neben Helis tritt auch Sylens auf, der auch hier mit Vorliebe über den Fokus kommuniziert. Verschiedene andere Charaktere bilden die Grundlage für alternative Outfits.

Die Stammmütter bestehen nur aus Teersa. Allerdings wird Lansra als Gegenstück auch nicht benötigt und Jezza hat nie eine besonders auffallende Rolle gespielt. Auch wenn mit mehr Stammmüttern wenigstens ein Oberhaupt vor Ort gewesen wäre, wenn Teersa gerade als spielbarer Charakter Abenteuer erlebt.
Rost bleibt sein Mentorenschicksal nicht erspart, doch er bleibt uns als humorvoller Erzähler erhalten.
Neben Aloy und Teersa sind wenig überraschend auch Varl und Erend spielbar. Während Varl damit zu kämpfen hat, dass er deutlich ungeschickter ist als seine Mutter, sucht Erend nach einem legendären Ort. Hin und wieder erwähnt er sogar seine Schwester. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr mich das freut!
Sogar Erends Neigung zur Sucht ist wieder vorhanden. Während die Charaktere leicht bis deutlich anders als in der Vorlage auftreten, gibt es also ausreichend Aspekte, in denen sie sich ähneln. Außerdem sind die alten Synchronsprecher wieder dabei.
Daneben bevölkern verschiedene Nora und andere Legofiguren Mutterherz. Auf dem Anschlagbrett für Nebenaufgaben tauchen einige bekannte Namen auf. Die Figuren vor Ort treten aber ohne Namen auf, wenn sie nicht zu den Hauptfiguren zählen.
Bogen und Speer
In Lego Horizon Adventures beschränkt sich Aloy in Kämpfen auf ihren Bogen. Für den Speer ist Varl zuständig. Teersa wirft Bomben, während Erend einen großen Hammer benutzt.
Auffällig dabei ist, dass der Speer ebenfalls eine Fernkampfwaffe ist. Er ähnelt Aloys Bogen sehr, während sich die Waffen von Teersa und Erend deutlicher abgrenzen.
Als Hauptheldin und von Anfang an spielbarer Charakter war Aloy meine meistgespielte Figur. Glücklicherweise hat ihr Bogen unendlich viele Pfeile, denn beim Ausprobieren habe ich erst einmal alles abgeschossen, was ich treffen konnte. Mit eingelegtem Pfeil lenke ich die Richtung, in die er fliegen soll. Je länger ich lade, desto weiter fliegt der Pfeil.
Bomben werfe ich als Teersa ebenfalls in die gewünschte Richtung, Erends Hammer dagegen ist eine Nahkampfwaffe. Damit hebt sich Erend am deutlichsten von den anderen ab.

In Truhen oder nach dem Besiegen von Gegnern finde ich hin und wieder spezielle Waffen. Diese haben zusätzliche Effekte und können beispielsweise Feinde einfrieren oder entzünden, dafür ist die Anzahl der Einsätze beschränkt. Durch Flammen geschossene Pfeile können ebenfalls Gegner (oder die Umgebung) in Brand setzen.
Daneben kann ich auch Geräte finden, die ich auch nur bestimmt oft einsetzen kann. Am liebsten mag ich die ablenkende Trainingspuppe und den Wagen mit explodierenden Hotdogs. Die Stolperfallen habe ich zudem deutlich häufiger eingesetzt als in den anderen Spielen.
Jeder Charakter sammelt eigene Erfahrungspunkte. Levelaufstiege füllen die Energieleiste auf, was mich vor ein paar Niederlagen geschützt hat. Daneben steigen aber auch Werte wie der Angriff oder die Lebensenergie. Weitere Effekte, die alle Charaktere beeinflussen, kaufe ich in Mutterherz. So wirken Statusveränderungen länger und Erfahrungspunkte durch auf bestimmte Weise besiegte Gegner steigen.
Menschen und Maschinendinos
Zu den Gegnern zählen Kultisten und Maschinendinos. Die Kultisten kennen verschiedene Angriffe und nutzen beispielsweise eine Wirbelattacke, nach der sie kurzzeitig verwirrt sind. Kultisten mit Fässern auf dem Rücken werfen diese und lösen damit Explosionen aus. Es sei denn, ich bin schneller, hebe sie auf und werfe sie selbst auf andere Gegner. Wahrscheinlich habe ich allerdings mehr unbedarfte Nora durch die Gegend, ins Wasser und in Abgründe geworfen. Das ist einfach viel zu lustig, um es nicht zu tun, und sie reagieren sogar darauf.
Die Maschinendinos haben ihre bekannten Schwachstellen und Maschinenteile, die sich abschlagen lassen. Mit dem Fokus kann ich sie anzeigen lassen, beim Zielen werden anvisierte Teile aber auch leicht hervorgehoben. Maschinenteile lassen sich schnell abschlagen und verursachen so besonders viel Schaden.
Viele bekannte Maschinen finden sich als Legoversionen wieder. Angriffsmuster unterscheiden sich deutlich voneinander. Wächter schießen zielverfolgende Energiebälle, vor denen ich lange genug fliehen muss, wenn ich sie nicht mit einem Schuss zerstöre. Der Vernichter nutzt Zielsuchraketen, die ziemlich … vernichtend wirken können. Die Varianz an großen Maschinen für Bosskämpfe ist allerdings ein wenig zu gering.

Ich habe den Bogen raus
Das Zielen geht mir leicht von der Hand. Nur für das Spannen habe ich mir manchmal etwas zu wenig Zeit genommen, wodurch Pfeile vor den Gegnern auf dem Boden landen. Ich hätte mir oft nur etwas mehr Zeit nehmen müssen, um den Bogen etwas stärker zu spannen. Außerdem habe ich schon deshalb großzügig Pfeile abgeschossen, weil ich das unbegrenzt tun konnte. Wenn ich mich nicht gerade selbst eingefroren habe, weil ich eine Maschine, die im Wasser stand, eingefroren habe. Das waren lustige Momente. Aber was greife ich auch Maschinen aus nächster Nähe mit einem Bogen an?
Perspektivisch unterscheiden sich die Kämpfe deutlich von der Vorlage. Ich sehe die Charaktere aus größerer Entfernung und immer von schräg oben, die Kamera verstelle ich nicht. Auch den Bogen spanne ich aus der Draufsicht und es gibt keine Möglichkeit, Gegner zu verlangsamen. Durch die Perspektive sind die Angriffe aber auch zweidimensionaler, ich muss also nicht auch in der Höhe zielen.
Varls Speer fühlte sich dann sehr ähnlich an. Die seltenen Waffen haben dabei aber für etwas Abwechslung gesorgt und ich habe vor allem am Bumerang-Speer Gefallen gefunden.
Teersas Angriffe sind an sich schon lustig, aber ich mochte auch die Entenbombe. Auch wenn Teersa sich vermutlich am deutlichsten von ihrer Vorlage unterscheidet.
Erend entspricht am meisten meinem üblichen Spieltyp. Dicht am Gegner, schlägt er kraftvoll mit dem Hammer auf ihn ein. Einer der Hammer wird durch Angriffe sogar größer.
Mutterherz Stein für Stein aufbauen
Lego Horizon Adventures ist in einzelne Level unterteilt. Am Ende jedes Levels wartet ein goldener Stein auf die Gruppe. Diese benötigt Aloy, um Mutterherz wieder aufzubauen. Damit repariert sie Gebäude, die sie anschließend bearbeiten kann. Noppen ersetzen die Scherben als Währung und schalten weitere Personalisierungsmöglichkeiten frei.
Mit dem Fortschritt in der Geschichte nehmen die Optionen weiter zu. Dächer, Outfits, Dekoobjekte und dergleichen gehören verschiedenen Kategorien an. Mal sind es Horizon-inspirierte Objekte, mal verkleide ich mich als Kai aus Ninjago. Die Auswahl ist sehr groß und ich habe immer wieder coole Dinge entdeckt.
Bei den Outfits stört mich allerdings, dass die Möglichkeiten für Umhänge und andere Accessoires sehr eingeschränkt sind, wenn ich Aloys normale Frisur beibehalten will. Aber kürzere Haare stehen ihr auch gut.
Mit der Zeit wird Mutterherz immer größer. Will ich nur mehrere Level direkt nacheinander erkunden, ist es ein wenig mühselig, jeweils vom Eingang von Mutterherz zum Eingang des aktuellen Abschnitts zu gehen. Auf dem Weg sammle ich aber immerhin Gratis-Noppen bei vollständigen Bauten ein. Darüber freuen sich auch die Spielfiguren jedes Mal.
Außerdem gibt es sehr viele Leute, die ich werfen kann. Aus Spaß, aber auch hier teilweise mit Zweck. Wenn ich Figuren auf bestimmte Bauwerke werfe, können sie damit interagieren. Richtig angeschubst, fliegen sie auch mit Raketen.

Von Level zu Level
Lego Horizon Adventures hat weitgehend lineare Level. Es gibt vereinzelte Abzweigungen, die oft durch silberne Noppen oder vertrocknete Blätter markiert sind. Dahinter verbergen sich oft Truhen mit Noppen und manchmal auch seltenen Waffen oder Geräten. Außerdem gibt es kleine Bauten, die ich per Knopfdruck reparieren kann. Einmal blieb Aloy in einem wieder aufgebauten Wagen stecken, weshalb ich per Menü nach Mutterherz zurückkehren musste. Fortan habe ich lieber etwas mehr Abstand gehalten, denn die Eingabeaufforderung erscheint schon früh, oder bin schnell ein paar Schritte zurückgetreten.
Manchmal kann ich mich auch dazwischen entscheiden, ein Level zu verlassen oder stattdessen einem Langhals zu folgen. Wirklich verstanden habe ich allerdings nicht, warum ich vorzeitig gehen und mir die Gelegenheit entgehen lassen sollte, einen Langhals zu sehen. Auch wenn der sich von meinem Legomodell ein wenig unterscheidet.
Rund um Mutterherz begrenzen Bäume und Bauwerke der Alten die Level. Leider werden zu häufig dieselben Bauwerke wiederholt. An einzelnen Teilen wie beschrifteten Schildern fällt das besonders auf. Doch abgesehen davon gefallen mir die Abschnitte sehr, in denen der Weg durch den Wald und durch große Ruinen führt. Die Brutstätten ähneln sich auch oft besonders stark, allerdings ist das in der Vorlage nicht anders.
Die gelben Kletterkanten sind ebenso vorhanden wie Seilrutschen. Oft führen Seilrutschen von einem linearen Weg zu einer offenen Kampfarena, in der Maschinen und Kultisten auftauchen. Dort wächst auch das rote Gras, in dem sich Aloy und Co. gut verstecken können. Sind sie gut versteckt, verwandeln sie sich sogar selbst in Gras!
Einzelne Level kann ich nicht wiederholen, aber später kann ich Gegenden frei erkunden. Nachdem ich eine Welt abgeschlossen habe, schalte ich aber zuerst Kampfherausforderungen frei. Dabei durchlaufe ich ein Level mit dem Ziel, bestimmte Spitzen-Maschinen zu besiegen. Diese stärkeren Varianten von Maschinen sind eher aus Horizon Forbidden West bekannt.
Mehr und weniger als Horizon Zero Dawn Remastered
Beim Spielen nacheinander innerhalb von so kurzer Zeit fällt besonders auf, dass Lego Horizon Adventures die Möglichkeiten des Dualsense nicht ausnutzt. Der Controller vibriert zwar sehr dezent beim Klettern an den gelben Kanten und beim Einsammeln von Noppen. Das hohe Gras spiegelt der Controller jedoch nicht wider. Aber durch die Verwandlung in Gras macht das Verstecken trotzdem Spaß.
Im Menü gibt es eine Option, um die Durchsichtigkeit des Hintergrunds bei Untertiteln einzustellen. Um die besonders dunklen Blöcke bei eingeschaltetem Hintergrund zu vermeiden, finde ich das sehr angenehm.
Außerdem möchte ich die Platin-Trophäe positiv hervorheben. Sie benötitg zwar einige Runden gezieltes Aufleveln, wenn ihr nicht zu mehreren spielt, ist aber ansonsten komplett unabhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad.
Eine etwas makabere Eigenheit des Legospiels sind die vielen Skelette. Mal sitzen sie in irgendwelchen Nischen, mal hocken sie auf Bänken, auf die auch Aloy sich setzen kann. Aber hätte ich so viele Legoskelette, würde ich sie wahrscheinlich auch in Szene setzen.

Fazit
Lego Horizon Adventures ist eine lustige Neuinterpretation der bekannten Franchise. Im Kontrast ist Lego-Aloy ein sehr fröhlicher Mensch und sie und die anderen führen amüsante Dialoge. Das Kampfsystem macht Spaß, besonders, wenn ich mithilfe der Umgebung weitere Effekte erzeugen kann. Allerdings wiederholen sich einzelne auffällige Gebäude in der Umgebung auch innerhalb eines Levels etwas zu häufig. Mutterherz und die Outfits bieten viele Möglichkeiten, beides nach dem eigenen Geschmack zu gestalten. Und wenn ihr gern Nora und Kultisten durch die Gegend werfen wollt, ist das genau der richtige Titel für euch!

Herzlichen Dank an Sony Interactive Entertainment für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt auf PlayStation 5 Pro.