
Wenngleich sich mit Super Mario 64 früh ein Trend zu offen gestalteten 3D Jump & Runs entwickelt hat, haben Jump & Runs aus der Egoperspektive größtenteils auf engere Levelbasierte Konzepte gesetzt. Mirror’s Edge Catalyst hat dem einen kleinen Gegenakzent gesetzt, die offene Welt aber spielerisch nicht überzeugend genutzt. Downward Enhanced Edition versucht nun, Hüpfen aus der Egoperspektive mit einer zusammenhängenden Welt zu verknüpfen.
Downward Enhanced Edition hat eine Spielstruktur, die im Wesentlichen an ein Metroidvania erinnert. Das bedeutet, dass die segmentierte aber konzeptuell zusammenhängende Spielwelt im Grunde genommen frei begehbar ist, man an bestimmten Stellen allerdings freischaltbare Fähigkeiten benötigt, um weiterzukommen. Diese Fähigkeiten schaltet man im Spielverlauf nach und nach frei. In Downward sind die zusätzlichen Fähigkeiten vor allem athletischer Natur. So kann man im Laufe des Spiels beispielsweise lernen, bestimmte Sprungplattformen für einen Doppelsprung zu nutzen, oder sich wie mit einem Seil an bestimmten Punkten einzuhaken und hochzuziehen.

Wenngleich das Moveset im Verlauf des Spiels durchaus komplex wird, geht die Steuerung gut von der Hand. Da Downward Enhanced Edition auf eine Dual Stick-Steuerung setzt, wurden alle wesentlichen Funktionen auf die vier Schultertasten gelegt. Die hohe Bewegungsgeschwindigkeit und die stetig wachsende Zahl an sorgfältig designten Interaktionsformen mit der Umgebung machen eine Menge Spaß und gehen mit dem Erkundungs-Aspekt des Spiels Hand in Hand. Im Hinblick auf die Interaktion mit der Spielwelt ist Downward eines der besten First Person Jump & Runs.
Neben den im Spiel versteckten Schlüsselfähigkeiten bietet Downward auch ein Erfahrungssystem. Überall in der Spielwelt sind bunte leuchtende Kugeln verteilt, die die Wege im Spiel markieren, aber gleichzeitig als Erfahrungspunkte fungieren. Mit diesen Punkten kann man an bestimmten Punkten im Spiel, die durch eine markante Statue markiert sind, vier Charakterwerte verbessern, beispielsweise die Lebensenergie oder die Energie für Spezialaktionen. Das Level-Up-System spielt allerdings meines Erachtens nur eine untergeordnete Rolle im Spiel und stellt kaum einen Mehrwert dar.

Der große Schwachpunkt von Downward Enhanced Edition ist die Spielerführung. Immer wieder habe ich mich im Spiel verlaufen und an der Stelle beißt das Metroivania-Konzept das Spiel ein Stück weit in den Schwanz. Man kann nämlich schon früh alle Gebiete des Spiels erkunden und auch tief in diese vordringen, es ist aber nicht einfach zu erkennen, dass man ab einem gewissen Punkt eine freischaltbare Fähigkeit benötigt. Zwar gibt es eine Anzeige für das nächste Spielziel, die man auf Knopfdruck aktivieren kann, aber einerseits funktioniert diese oft nicht, andererseits ist sie gerade dann, wenn man sie am dringendsten benötigt – wenn man schon deutlich vom intendierten Pfad abgewichen ist – kaum noch hilfreich. Durch regelmäßiges Überprüfen der Zielrichtung kann man das Problem zwar umgehen, der Erkundungsaspekt des Spiels leidet darunter allerdings erheblich. Grundsätzlich ist es auch eine eigenartige Idee, dass Downward spielerisch eigentlich komplett linear ist, während es strukturell ein Metroidvania-Konzept verfolgt.
Technisch ist Downward inkonsistent. Die Grafik sieht ziemlich gut aus, gerade für ein Indie-Spiel von einem kleinen Team, und auch Musik und Sprachausgabe sind in Ordnung, allerdings ist die Kollisionserkennung des Spiels recht unzuverlässig und ich bin einige Male unter der Spielwelt gelandet, weil eine Ecke zwischen Wand und Boden sich als durchlässig erwies. Da das Spiel eine Menge eng gebaute Stellen besitzt, kann es leider leicht passieren, dass man in derartige Fehler läuft.

Downward Enhanced Edition kombiniert eine dynamische, unterhaltsame Spielmechanik mit einem offenen und durchaus interessanten Leveldesign, das aber leider unter der schwierigen Navigation leidet. Wer frustresistent ist oder diszipliniert auf die Hilfsfunktion zurückgreift, kann eine Menge Spaß mit Downward haben. Unerfahrene Spieler und insbesondere solche, die eine geringe Toleranz dafür haben, sich in der Spielwelt zu verlieren, sollten aber vorsichtig sein, denn im Vergleich zu anderen Spielen mit einer Metroidvania-Struktur ist Downward sehr offen strukturiert und bietet daher viel Potenzial, sich tief in Gegenden zu verlaufen, die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht abgeschlossen werden können.

Vielen Dank an Plug In Digital für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.