Crypt Custodian (Review)

Stell dir vor, du warst eine gute Katze. Nach dem Leben deuten alle Zeichen darauf, dass du in den Palast darfst. Doch leider wirst du stattdessen dazu verdammt, auf ewig saubermachen zu müssen. Genau dieses Schicksal ereilt Pluto, den Protagonisten des Metroidvanias Crypt Custodian.

Böse Geister

Jenseitswächterin Kendra gibt sich sehr betrübt, Pluto den Zugang zum Palast verwehren zu müssen. Doch Pluto ist nicht der erste Geist, der auf dem Gelände hinter dem Palast landet. Er ist auch nicht der einzige Geist mit Hausmeistertätigkeiten. Eine prima Gelegenheit, neue Freundschaften zu knüpfen.

Zufrieden sind die meisten Geister jedoch nicht mit ihrem Schicksal. Auch wenn sie vielleicht nicht im Palast verweilen möchten, wollen sie doch Zugriff auf den dort untergebrachten Kristallspiegel. Dieser ermöglicht Geistern einen Blick in die Welt der Lebenden. Somit ist der Weg in den Palast Plutos Ziel. Das zu erreichen, ist allerdings gar nicht so einfach. Ein Abenteuer hinter dem Palast wartet.

Alles ist einen Katzensprung entfernt

Crypt Custodian besitzt als Metroidvania eine große, weitverzweigte Karte. Neue Fähigkeiten schalten neue Wege und Abkürzungen frei. Wenn ich eine neue Fähigkeit freigeschaltet habe, war mir meist schnell klar, wo ich nun weiter voranschreiten kann. War das nicht der Fall, lag das meistens an meiner schlechten Orientierungsfähigkeit. Dann wusste ich noch, dass ich die Stelle schon gesehen habe, aber nicht mehr, wo genau.

In solchen Fällen ist die Karte mäßig hilfreich, weil sie nur die Raumform zeigt und damit etwa Wege, die ich noch nicht gegangen bin. Sollte das auch nicht ausreichen, lässt sich aber ein Marker für die Karte kaufen, der das nächste Ziel zeigt. Den habe ich nicht benutzt, aber einen anderen Marker, der übersehene Geheimnisse in besuchten Räumen zeigt. Darunter auch versteckte Katzengeister.

Plutos Moveset besteht zu Beginn aus Sprung und Ausweichrolle, erweitert sich aber ziemlich schnell. Mit Doppelsprung und weiteren Fähigkeiten werden Sprünge von Plattform zu Plattform im Verlauf präziser als zu Beginn. Um das letzte Stück zu überwinden, hilft notfalls auch ein automatischer Sprung, der mich manches Mal gerettet hat.

Spätestens, wenn Pluto Flitzer und Doppelsprung beherrscht, machen Manövrieren und Platforming sehr viel Spaß. Zeitherausforderungen testen dabei die eigenen Fähigkeiten. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad sind dabei besonders die späteren Herausforderungen sehr knapp bemessen, sie lassen sich aber auch im Menü leichter stellen. Ich fand die Standardschwierigkeit sehr motivierend, um zu schauen, wo ich noch ein klein wenig schneller werden kann.

Screenshot von Crypt Custodian mit Fuchsstatuen.
Füchse?!
Biome und Bosskämpfe

Jedes Gebiet wartet mit einer eigenen kleinen Geschichte auf, die je einen der Geister umgibt. Manche machen sich mehr Sorgen um die Lebenden, andere um ihr jetziges Dasein. Außerhalb von Gesprächen erfahre ich mehr über ihre Leben, indem ich versteckte Fotos finde. Das wird bisweilen etwas traurig, aber insgesamt ist die Stimmung in der Geisterwelt eher positiv. Die vielen Geister sind sehr niedlich und witzig.

Die verschiedenen Gebiete sind abwechslungsreich und bisweilen sehr überraschend. Der Keller unter einem Haus ist dabei noch die geringste Überraschung, die auf mich gewartet hat. 

Nachdem ich eine Weile durch die Gegend geflitzt bin und ein paar Rätsel gelöst habe, wartet ein Bossgegner auf mich. Bis auf einen Boss sind sie alle in der Nähe eines Speicherpunktes, was Wege sehr kurz hält.

Die Bosse selbst sind fordernd und dabei sehr unterhaltsam. Dank Bullet-Hell-Mechaniken fühle ich mich sehr involviert und zum Herumspringen, Ausweichen und Angreifen motiviert. Auch wenn ich mit Besen als Nahkampfwaffe nicht so stark auf Entfernung gehen kann wie in Taisei Project. Für die meisten Bosse habe ich mehrere Versuche gebraucht, ohne mich daran zu stören. Einzelne Versuche dauern nie besonders lang und ich hatte Freude daran, die Angriffsmuster zu analysieren und darauf zu reagieren. Manchmal habe ich auch Verbesserungen und Spezialangriff angepasst, meistens blieb ich eher stur. Spezielle Verbesserungen sind aber auch nicht zwingend nötig.

Auch normale Gegner nutzen Bullet-Hell-Angriffe, dabei hält sich die Hölle jedoch in Grenzen. Ausweichen funktioniert gut und Angriffe erfolgen nie völlig unvermittelt. Zudem kann man vielen der Gegnern auch gut ausweichen, wenn man ausreichend schnell unterwegs ist. Auch wenn es Räume gibt, in denen ich bestimmte Gegner besiegen muss, um Türen zu öffnen.

Einer der Bossgegner in Crypt Custodian ist ein Schleim, der Schleimiger Goliat heißt.
Ein Bossgegner.
Rätsel

Während der Erkundung bin ich auch immer wieder über kleinere Rätsel gestolpert. Der erste Rätseltyp, der mir aufgefallen ist, waren katzenförmige Bälle, die ich im richtigen Winkel schlagen musste, um Türen zu öffnen. Die schwierigsten Rätsel wurden dabei so komplex, dass ich eine Weile überlegen und ausprobieren musste. 

Beim Aufräumen für 100% bin ich auf zwei Rätsel getroffen, die ich vergleichsweise lange nicht lösen konnte. Das waren jedoch auch abweichende Rätseltypen und für das reine Durchspielen müssen beide Rätsel nicht gelöst werden. Das gilt auch für die meisten anderen schwierigeren Rätsel. 

Energiepunkte

Ähnlich wie Hollow Knight, bietet auch Crypt Custodian Fertigkeiten, die die Spielweise beeinflussen können. Hier sind das Verbesserungen, die beispielsweise passive Angriffe auslösen, die Energie erhöhen oder unsichtbare Pfade sichtbar machen.

Interessanterweise hat Pluto normalerweise das ganze Spiel über nur maximal vier Energiepunkte, die sich per Verbesserung auf fünf erhöhen können. Weiter erhöhen lässt sich die Energie nicht. Außerdem gibt es keinerlei Heilgegenstände. Zuerst hat mich das skeptisch gestimmt, aber das System funktioniert sehr gut. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Anzahl in den Hilfsoptionen zu ändern. Dasselbe gilt auch für den Angriffsschaden. Sogar Fallschaden lässt sich ausschalten. Dafür gibt es aber auch eine Verbesserung, die nicht überall Fallschaden verhindert. Erstaunlicherweise bin ich den Abgründen aber gut genug ausgewichen.

Gefüllt werden können die Punkte an den vielen Speicherpunkten. Zu denen kann Pluto auch jederzeit teleportieren. Geht die Energie doch einmal aus, dann wird Pluto an den letzten (Schnell-)Speicherpunkt zurückgesetzt und es geht nie viel verloren.

Slots

Zusätzliche Slots für Fertigkeiten lassen sich auf verschiedene Wege freischalten. Einmal mit den bereits erwähnten Zeitherausforderungen oder versteckt hinter einem Rätsel oder auf einer fernen Plattform. Sie lassen sich alternativ aber auch kaufen. Weil ich so viel erkundet habe (und übersehene oder vergessene Stellen habe markieren lassen), hatte ich am Ende eine ansehnliche Anzahl an Slots zusammen. Letztlich habe ich sie nicht ausgereizt, weil ich vorher gemanagt habe, welche Verbesserungen ich mit den vorhandenen Slots nutze.

Außerdem schalten gebrochene Flüche weitere Slots frei. Dafür muss Pluto eine bestimmte Anzahl an Gegnern besiegen, während der Fluch wirkt. Flüche bewirken etwa eine Begrenzung auf einen Energiepunkt oder Explosionen besiegter Gegner. Während ein Fluch wirkt, kann Pluto sich auch an Speicherpunkten nicht heilen. Das bedachtere Spielen hilft anschließend auch beim Spielen ohne Fluch.

Neben den Verbesserungen gibt es auch Spezialangriffe, die Pluto einsetzen kann, nachdem er ausreichend normale Angriffe verwendet hat. Ich habe schnell meinen Favoriten gefunden, aber Crypt Custodian bietet abwechslungsreiche Fähigkeiten für unterschiedliche Vorlieben. 

Zeitchallenge in Crypt Custodian mit einem Gegner, der Kugeln im Kreis verschießt. Es sind noch 41 Sekunden übrig.
Kann ich das so lange überstehen?
Nochmal?

Wem die rund 10 Stunden für die komplette Erkundung und Bekämpfung nicht ausreichen, dem bietet Crypt Custodian einen Boss-Rush-Modus und New Game+ mit Zufallsmodus für Upgrades und Spezialangriffe. Auch ein Speedrunmodus ist dabei. 

Allerdings ist der Boss Rush kein aufeinanderfolgendes Bekämpfen von Bossen, sondern vielmehr eine Challenge, um Bosse schnell und ohne eigenen Schaden zu bekämpfen. Beides zusammen habe ich nicht sehr zuverlässig geschafft, üblicherweise lege ich aber auch nicht viel Wert auf das Wiederholen von Kämpfen. Obwohl mir diese hier sehr viel Spaß gemacht haben.

Fazit

Crypt Custodian ist ein unterhaltsames Metroidvania mit vielen Erkundungsmöglichkeiten und einer unauffälligen, aber gut funktionierenden Leitung bei der Wegfindung. Die Bullet-Hell-Kämpfe sind auf fordernde Weise spaßig und die Dialoge humorvoll. Der Spielfluss ist hervorragend. Meine einzigen Frustmomente hängen mit zwei unkonventionellen Rätseln zusammen, aber im Nachhinein hat mich eines davon amüsiert und beim anderen sprang mir die Lösung hinterher mehrfach ins Auge. Insgesamt habe ich eine großartige Zeit als kätzischer Hausmeister verbracht.

Herzlichen Dank an Top Hat Studios für die Bereitstellung des Testmusters. Kugeln ausgewichen auf Xbox Series X.