Eine Welt voller Magie. Freundliche und weniger freundliche Hexen. Ein unbekannter Ort in dem man ein bürgernahes Gewerbe übernimmt. Das unstillbare Verlangen die trivialen Wünsche der Nachbarn zu erfüllen und ihnen dabei näher zu kommen. Willkommen in einem neuen Cozy Game. Oder doch nicht?
Als die junge Hexe Flora in eine neue Stadt zieht, um ihren Ruf auszubauen und mehr über ihre eigenen magischen Fähigkeiten zu lernen, hat sie bestimmt nicht damit gerechnet sich ständig in den gleichen vier Straßen zu verlaufen. Jemand bietet ihr ein Gebäude an, wo sie ihre kulinarischen Fähigkeiten ausbauen kann. Irgendwann soll sie den horrenden Preis dafür zurückzahlen. Deadline? Gibt es nicht. Dieses Spiel liebt es alles möglichst so vage zu halten, dass es schon dreist ist.
Das Haus selbst hat einen unglaublich unsympathischen Haken: eine Hausbesetzerin die man nicht loswird. Was diese Göre will und warum sie nicht jemand anders nerven kann erfährt man vielleicht irgendwann. Ich habe das Spiel jedoch nicht lange genug ausgehalten, um es herauszufinden. Eine ganze Weile muss man jedoch um sie herumscharwenzeln und die wenigen Interaktionen hinter sich bringen, die dem Spielverlauf überhaupt nicht helfen.
Das Gameplay beschränkt sich nicht auf ein einzelnes Genre: Kochspiel, Plattformer, Cozy Game, Metroidvania – von allem findet man hier Ansätze und kein einziges davon ist gut umgesetzt. Es scheint als hätten die Macher des Spiels nur die groben Definitionen dieser Begriffe gegoogelt und die bunte Suppe, die dabei rausgekommen ist, nicht einmal selbst probiert.
Man findet sich in der Welt ohne Karte überhaupt nicht zurecht. Aber wenn man Glück hat findet man die Kartographin die einem eine anbietet. Diese ist dann aber so extrem schlecht, dass man das Gefühl bekommt, dass man ohne Karte irgendwie noch besser dran war. Um die Welt zu erkunden stolpert man von einem kleinen Abschnitt zum nächsten. Häufig bricht einfach der Boden unter den Füßen weg und man findet sich ganz woanders wieder. An einer Stelle musste ich den kompletten Spielstand löschen, um weiterzukommen. Ich fiel in einen Abgrund, verschwand irgendwo darunter und erschien wieder am oberen Rand des Abschnittes. Nur um wieder in den Abgrund nach unten zu fallen. Ein bisschen hat es mich an Portal erinnert. Wenn Portal grottenschlecht wäre.
Die Charaktere schwanken von maximal aushaltbar über langweilig bis extrem ätzend. Manche trifft man nur zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten. Wo das ist, keine Ahnung. Wie gesagt, wenn das Spiel etwas kann dann “vage”. Wenn man mit ihnen interagiert geben sie Flora einen Auftrag. Fast immer in Form einer Speise die es herzustellen und auszuliefern gilt. Die Küche dafür muss erst einmal nach und nach ausgestattet werden. Die Zutaten lassen sich käuflich erwerben oder selbst ernten. Zumindest das klappt meist zuverlässig.
Um an die Zutaten und Charaktere ranzukommen braucht es ein gewisses Maß an Geschick im Bereich Plattformer. Unser hausinterner Plattformer-Profi Sebastian hat mir beim Spielen über die Schulter geschaut. Er erinnerte ein wenig an einen Schaulustigen bei einem Verkehrsunfall. Dabei war er weniger entsetzt über meine Performance, sondern die Umsetzung der Jump’n’Run Mechanik. Die Animationen geben ein zu schlechtes Feedback zum Sprungverhalten. Dadurch lässt sich Flora nur sehr sperrig steuern und die Abstände der Plattformen sind so knapp bemessen, dass es einfach nur noch nervt. Im Laufe des Spieles kommen ein paar nützlichere Funktionen dazu, aber die können das Ganze auch nicht mehr retten.
Die Kochspiel Elemente sind banal und funktionieren gut. Das kann man nur nicht genießen, da das Beschaffen der Zutaten so natürlich überhaupt keinen Spaß macht und man bei einem Misserfolg weiß, dass man den ganzen Frust umsonst durchgemacht hat. Und noch schlimmer: man muss nochmal los und hoffen, dass man die Zutaten auch irgendwie wiederfindet.
Fazit
Das Interessante an Magical Delicacy ist, dass es selbst zeigt wie das Spiel entstanden ist. Man schickt Flora an den Herd und lässt sie willkürlich Zutaten zusammenwerfen. Am Ende hat man einen Haufen halb roher Aspekte verschiedener Genres, gemischt mit einer verkokelten Spielwelt und viel zu salzigen Charakteren. Ein völlig misslungenes Gericht.
Es gibt wirklich keinen einzigen Aspekt des Spiels der den Verlust meiner Lebenszeit die ich an dieses Spiel verschwendet habe auch nur im Geringsten wiedergutmacht.
Danke an Whitehorn Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.