Master Key (Review)

Es ist gerade im Indie-Markt eine beliebte Designentscheidung, sich im Hinblick auf die Präsentation eines Videospiels an dem Look, der mit den technischen Einschränkungen vergangener Konsolengenerationen einher geht, zu orientieren. Selten geht ein Spiel in dieser Hinsicht aber so weit wie Master Key. Master Key setzt nämlich auf einen einfarbigen Grafikstil und steht damit in Sachen Farbvielfalt sogar dem klassischen Game Boy nach. Jeder Pixel im Spiel kann nur entweder an oder aus sein. Das ergibt einen rudimentären Stil, der allerdings durch geschicktes Pixelart tatsächlich stets gut lesbar bleibt, wenngleich es schon ein wenig anstrengend ist, über längere Zeit dem sehr gleichförmigen Bild zu folgen.

Spielerisch ist Master Key ein klassisches Action-Adventure im Stile der Zelda-Serie das sich in Sachen Spielaufbau und Atmosphäre ein Stück weit an Zelda: Link’s Awakening orientiert. Allerdings hat Master Key eine Besonderheit: Es gibt nämlich – abseits vom Titelbildschirm und Abspann – keinerlei Text im Spiel. Jegliche Kommunikation im Spiel erfolgt ausschließlich über Sprechblasen mit Smilies und Symbolfolgen, die auf rudimentäre Art mit dem Spieler kommunizieren. Entsprechend dünn ist die Informationslage, auf der man im Spiel arbeitet. Egal ob es neue Items oder Aufgaben im Spiel betrifft, im Wesentlichen muss der Spieler alles über Master Key selbst im Spiel herausfinden.

Im Vergleich zu verwandten Konzepten wie zum Beispiel in Tunic hat der Entwickler Achromi allerdings in meinen Augen ein bedeutend besseres Feingespür dafür, den Spieler über die subtile Kommunikation in die richtige Richtung zu schubsen und insbesondere ein starkes Pacing aufrechtzuerhalten. Auch hinsichtlich der Variabilität der Informationserarbeitung ist Master Key mir bekannten verwandten Spielen deutlich voraus. Das kniffligste Informationsbasierte Rätsel ist durch eine gewisse nicht-Lokalität erstaunlich anspruchsvoll, aber dennoch sprechend genug gestaltet, dass man es frustfrei lösen kann und dabei nicht auf allzu viel Spekulation angewiesen ist. In jedem Fall ist dieses Rätsel ohnehin für das einfache Durchspielen optional.

Strukturell ist Master Key ein traditionelles Zelda-Like mit einem gesteigerten Fokus auf die Erkundung der Oberwelt. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass die Dungeons keine Highlights im Spiel wären. Es gibt vier Hauptdungeons, ein großes Dungeon-artiges Gebiet, das als Abschlussdungeon dient, sowie drei optionale Geheimdungeons, in denen man wertvolle Zusatzausrüstung und Upgrades erhalten kann. Die Rätsel in den Dungeons setzen auf eine Kombination aus Blockschieberätseln und Item-basierten Aufgaben, und erinnern in Umfang und Komposition an Link’s Awakening. Insbesondere der letzte Geheimdungeon erinnert trotz deutlich anderer Grundidee stark an den Adlerturm aus dem Game Boy-Klassiker, da räumliche Orientierung über mehrere Ebenen hier eine entscheidende Rolle spielt.

Die klassische Formel wird ein wenig dadurch aufgebrochen, dass es in manchen Dungeons mehr als ein Dungeon-Item gibt und es zudem in manchen Dungeons Truhen gibt, die erst mit Ausrüstung aus potenziell später absolvierten Dungeons erlangt werden können. Hinsichtlich der Reihenfolge der Dungeons macht das Spiel keine Vorgaben, sondern zeigt einfach alle vier Hauptdungeons gleichberechtigt auf der Karte an, allerdings sind die Hindernisse in der Oberwelt so gestaltet, dass ich vermuten würde, dass die Reihenfolge dennoch nicht gänzlich beliebig ist. Dank der Kompaktheit der Welt und der unzähligen Geheimnisse im Spiel kommt aber dennoch kein Frust auf, wenn man den Zugang zum falschen Dungeon zu erlangen versucht.

Master Key bietet insgesamt fünf verschiedene Schwierigkeitseinstellungen, die sich dahingehend unterscheiden, wie viel Schaden die eigenen Treffer und die Treffer der Gegner hervorrufen, sowie dahingehend, wie viel Geld man im Spiel findet. Ich habe den größten Teil des Spiels auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad gespielt, der in meinen Augen immernoch ausreichend Herausforderung in den Kämpfen bietet. Im letzten Spieldrittel habe ich dann auf den mittleren Schwierigkeitsgrad gewechselt, da einige optionale Items die Schadensverteilung dann doch recht stark zu Gunsten des Spielers verschieben, aber grundsätzlich würde ich sagen, dass der niedrigste Schwierigkeitsgrad ungefähr dem Schwierigkeitsgrad eines Game Boy-Zeldas entspricht.

Bereits kurz angeklungen ist, dass es in Master Key eine Währung gibt und diese spielt tatsächlich eine entscheidende Rolle, denn zahlreiche Schlüsselitems sind in den Shops des Spiels zu kaufen. Seien es Schwimmflossen, Herzcontainer oder eines der Zugangsitems für den letzten Geheimdungeon, Master Key bittet den Spieler immer wieder kräftig digital zur Kasse. Was zunächst so klingt, als würde Master Key den Spieler zum Grinden verdonnern, wird durch die unzähligen kleinen Geheimnisse und Minirätsel in der Oberwelt, die mit reichlich Geld entlohnt werden, stark relativiert. Ich habe das gesamte Spiel ohne bewusst zu grinden durchgespielt und zeitig vor Abschluss des Spiels alle Dinge gekauft, die im Spiel zu kaufen sind. Allerdings habe ich das Spiel auch auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad gespielt und da die Ausbeute bei einfachen Kämpfen an den Schwierigkeitsgrad gebunden ist, könnte es durchaus sein, dass auf den höheren Schwierigkeitsgraden die ausführliche Erkundung der Oberwelt nicht ausreichend ist.

Master Key ist ein hervorragend designtes Zelda-like, das das klassische Rätsel- und Erkundungsgameplay mit Informationsmanagement im Stile beispielsweise eines Tunics kombiniert und die einzelnen Elemente sehr durchdacht zusammenfügt. Über insgesamt etwa zehn Stunden Spielzeit habe ich nur wenige Durststrecken erlebt, die dann auch nur kurz anhielten und eher der eigenen Ungeduld, denn einem Designmangel entspringen. Master Key ist abwechslungs- und ideenreich und ist für Action-Adventure-Fans, die mit dem etwas anstrengenden Look zurechtkommen, eine ganz klare Empfehlung wert.

Vielen Dank an Achromi für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.