Frogun Encore (Review)

In den frühen Tagen des Nintendo 64 hat neben Super Mario 64 ein weiteres 3D Jump & Run seinen Hut in den Ring geworfen: Chameleon Twist. Wenngleich Chameleon Twist mit dem italienischen Klempner nicht mithalten konnte, bietet Chameleon Twist ein so individuelles Spielkonzept, dass es auch 25 Jahre später noch nicht ganz in Vergessenheit geraten ist. Mit Frogun hat sich sogar ein Indie Hüpfer eng an Chameleon Twist orientiert und es dieser Tage sogar zu einem Sequel gebracht: Frogun Encore.

Anders als der Name vermuten lässt, ist Frogun Encore nicht etwa eine verbesserte oder erweiterte Fassung des Original Froguns, sondern ein Sequel, das inhaltlich wie spielerisch nach dem Erstling ansetzt. Man schlüpft in die Rolle eines kleinen abenteuerlustigen Mädchens, das eine Pistole im Froschdesign trägt. Diese Pistole dient allerdings nicht vorrangig dem Kampf, sondern ist ein Fortbewegungsmittel. Statt Kugeln schießt die Pistole nämlich eine lange Froschzunge, die an allen möglichen Objekten kleben kann. So kann man sich an Wände ziehen, Gegenstände aufnehmen oder aber auch Gegner hochheben, um sie dann auf andere Gegner zu werfen – die vorrangige Verteidigungsstrategie in Frogun Encore.

Standardmäßig verfügt Frogun Encore über eine recht großzügige Zielhilfe, die dafür sorgt, dass man nur in etwa in die Richtung eines Gegners oder Zielobjektes schauen muss, um es mit der Frogun zu treffen. Diese Zielhilfe kann man zwar ausstellen, davon würde ich aber gerade in Anbetracht der nach hinten raus sehr schwierigen Endgegner dringend abraten. Im normalen Platforming ist die Zielhilfe sicherlich verzichtbar, im Kampf ist es hingegen kaum möglich, die notwendige Präzision aufzubringen, effektiv mit der Frogun zu kämpfen.

Abgesehen von den gelegentlichen Endgegnerkämpfen konzentriert sich Frogun Encore weitgehend auf präzises Hüpfpassagen und Sammelaufgaben. Die Level in Frogun Encore sind größtenteils linear und bieten allenfalls kleine Nebenwege, auf denen man zusätzliche Gegenstände finden kann. In den meisten Fällen ist die Bildsprache sprechend genug, dass man problemlos erkennen dürfte, welcher Pfad einen näher ans Levelziel bringt und welcher für optionale Sammelgegenstände gedacht ist. Davon ab gibt das Leveldesign sich große Mühe, die Möglichkeiten der Frogun möglichst vollständig zu erkunden. Die recht geringe Spielgeschwindigkeit und die sehr simple Grundmechanik können allerdings zu gelegentlichen kleinen Längen führen. Nichtsdestotrotz ist das Leveldesign gut durchdacht und trägt das Spiel über seine gesamte Spielzeit von ca. sieben Stunden.

Wer nicht genug von Frogun Encore bekommen kann, der kann allerdings auf ein Vielfaches dieser Spielzeit kommen, denn wenn man einfach nur jedes Level abschließt und zum Abspann kommt, hat man deutlich unter 50% Spielfortschritt zu verbuchen. In jedem Level gibt es nämlich neben dem Levelabschluss selbst eine Reihe von Zusatzaufgaben, die mit dem Levelabschluss gleichwertig in den Spielfortschritt zählen. Zunächst wäre da das Sammeln aller Münzen in einem Level – da es bisweilen mehrere hundert Münzen zu sammeln gibt, ist das schon gewaltig. Ein Time Attack bewertet, wie schnell man das Level geschafft hat, wobei beim Erreichen der Zielzeiten hilfreich ist, dass das Spiel den Timer im Todesfall immer auf die Zeit zurücksetzt, bei der man den letzten Checkpoint erreicht hat. Wesentlich schwieriger ist es da in den späteren Levels schon, das Level ohne zu sterben abzuschließen. Weiterhin gibt es in jedem Level ein kniffliges Geheimareal, in dem man besonders schwierige Sprungpassagen bewältigen muss. Schließlich gibt es in jedem Level noch zwei große grüne augenförmige Edelsteine zu finden.

Neben der Prozentanzeige erfüllen die Zusatzaufgaben auch noch einen weiteren Zweck, denn immer mal wieder kann man auf der Levelkarte ein Lebensupgrade erhalten, wenn man genug Zusatzaufgaben eines bestimmten Typus absolviert hat. Für die maximale Lebensenergie muss man allerdings tatsächlich nur einen kleinen Teil der Zusatzziele erreichen. In Anbetracht dessen, dass die letzten Endgegner ziemlich schwierig sind, tut das aber auch Not. Hier tritt auch ein entscheidender Kritikpunkt am Spiel zu Tage, denn die letzten beiden Endgegner können sich über das Spielfeld teleportieren und direkt auf dem Spieler materialisieren – was direkt ein Stück Lebensenergie kostet – zusätzlich kann es gelegentlich passieren, dass ein gehaltenes Item beim Versuch, es auf den Gegner zu werfen, einfach direkt vor dem Spieler explodiert und ihm Schaden zufügt. Wenn das eine bewusste Designentscheidung gewesen sein sollte, gelingt es mir leider nicht, zu erkennen, nach welcher Regelmäßigkeit das eintreffen soll.

Frogun Encore ist ein gut designtes 3D Jump & Run, das die Chameleon Twist-Grundidee gut aufgreift und um ihre Sperrigkeit erleichtert. Im Ergebnis ist Frogun Encore die meiste Zeit sehr unterhaltsam und schafft es auch, sich an seinem Vorbild vorbei zu schwingen. Leider ist die grundlegende Platforming-Mechanik aber ein wenig zu simpel und schafft es nicht, allein über die Freude an der Bewegung für sich zu begeistern.

Vielen Dank an Top Hat Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PlayStation 5.