Paper Mario: Die Legende vom Äonentor (Review)

Nach Äonen war es nun endlich so weit: Statt nur zuzuschauen, habe ich Paper Mario: Die Legende vom Äonentor selbst gespielt. Dank der neuen Switch-Version, die nicht nur absolut glänzend aussieht, sondern auch ein paar kleine Quality of Life-Features in den ohnehin schon beliebten Teil der Paper Mario-Reihe einführt.

Auf in ein neues Abenteuer

Alles beginnt damit, dass Prinzessin Peach eine Schatzkarte findet und an Mario schickt. Vor Ort in Rohlingen, ist Peach jedoch verschwunden und ein paar Bösewichte stehen auch auf dem Plan. Ein großes, unterirdisches Portal und sieben Sternjuwelen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Nach letzteren suchen sowohl Mario und seine neuen Freunde, als auch die bösen Crucionen. Selbstverständlich sucht Mario auch nach der Prinzessin, aber die Spuren sind vorerst rar gesät, weshalb die Schatzsuche der beste Anhaltspunkt ist. Einmal davon abgesehen, dass sich Peach doch meistens ganz gut hält, wenn Gefahr droht.

Das Abenteuer entfaltet sich in verschiedenen Kapiteln, die sich auf die unterschiedlichsten Orte rund um Rohlingen konzentrieren. Eine Weile habe ich häufiger einem Speedrunner zugesehen, der irgendwie jedes Mal im großen Baum der Bubus, kleiner grauer Wesen, die Mario folgen, bis sie sich vor Spinnen erschrecken und ein Stockwerk nach unten fallen. Entsprechend hat sich dieses Kapitel für mich vor dem Spiel ein wenig zum gefühlt längsten Kapitel entwickelt und ich hatte die Befürchtung, dort eine Weile beschäftigt zu sein. Angesichts des wunderhübschen Bodens, der bei Bewegung die Farbe ändert, hätte mich das aber eine Weile lang bestimmt nicht gestört. Letztlich kam ich aber flüssig durch die Rätsel durch und bin nur einmal einen Weg zu viel gegangen. Gleichzeitig hat sich aber auch das Umschauen gelohnt, etwa für einen versteckten Laden oder Sternensplitter, die manchmal mit kleinen Rätseln verbunden sind. Mit diesen kann ich seltene Orden kaufen.

Doch neben diesem optischen Highlight gibt es in Paper Mario: Die Legende vom Äonentor noch viele weitere, abwechslungsreiche Orte und sogar spielerisch abweichende Kapitel, die beispielsweise über lange Strecken ohne Kämpfe auskommen.

Changierender Boden in Paper Mario: Die Legende vom Äonentor.
Partner

Wie bereits angedeutet, ist Mario in diesem Abenteuer nicht allein unterwegs. Seine neuen Mitstreitenden, die er wie schon in Paper Mario auf dem Weg findet, bringen alle ihre eigenen Fähigkeiten innerhalb und außerhalb der Kämpfe mit. Gumbrina weiß immer etwas zu den NPCs und besuchten Orten zu erzählen, was auch gut zu ihrer Scanfähigkeit im Kampf passt. Madame Aerona dagegen hat als ehemaliges Bühnentalent in Wolkengeistform einen kräftigen Atem, der trügerische Wände und so manchen Gegner fortweht. Manche kennen den alten Bart-Omb aus Rohlingen vielleicht eher als Referenz in Animal Crossing. 

Manche Character Arcs sind vielleicht schwächer als andere, aber die meisten Charaktere sind sympathisch, bisweilen unterhaltsam und allesamt distinktiv. 

Einzig möchte ich ein wenig Gumbrinas Einzigartigkeit einschränken, weil ihr normaler Angriff Marios Sprung so sehr ähnelt, dass ich die Partner anfangs immer wieder zuerst mit B steuern wollte. Immerhin habe ich deutlich mehr Mario & Luigi gespielt als verschiedene Spiele der Paper Mario-Reihe. Luigi erlebt allerdings sein eigenes Abenteuer, während Mario die Sternjuwelen für das Äonentor sammelt. Auch auf Switch wieder mit einer verpassten Chance, aber Luigis Erzählungen und seine Begleiter büßen auch heute nichts an Unterhaltungswert ein.

Gumbrina erzählt etwas zu Barbara.
Barbara!
Auf in den Kampf

Die Kämpfe in Paper Mario: Die Legende vom Äonentor sind rundenbasiert. Wie auch in anderen Titeln der Reihe, agieren erst Mario und Partner und anschließend die Gegner. Vorausgesetzt, die Gegner nutzen keinen Erstangriff, indem sie außerhalb des Kampfes angreifen. Gleiches gilt auch für Mario, der nach seinem Erstangriff dann zuerst selbst agieren kann. Oder er tauscht den Platz mit seinem Partner, damit dieser zuerst angreift.

Action-Kommandos verstärken den Angriff, wenn man das Timing gut trifft. Etwa, wenn man A drückt, kurz bevor Mario beim Sprung auf einem Gegner landet. So springt er erneut und fügt mehr Schaden zu. Gleiches gilt auch für die Verteidigung. Im richtigen Moment verteidigt, verringert sich der erhaltene Schaden, während ein anderer Knopf mit noch knapperem Timing einen Konter bewirkt. Besonders beim Spielen am Fernseher hatte ich leider große Probleme, das richtige Timing zu treffen. Während das bei den meisten Angriffen noch in Ordnung geht (außer wenn ich peinlicherweise wieder nur einmal auf einen Gegner hüpfe, obwohl ich extra einen stärkeren Angriff benutze, um häufiger springen zu können …), sind die Unterschiede zwischen einem Konter und einer bloßen Verteidigung sehr groß. Gerade, weil Verteidigen den zugefügten Schaden nur sehr wenig verringert. Im Handheldmodus sind mir die Konter etwas häufiger gelungen.

"Ein Liftschlossschlüsselloch."
Ein gutes Wort.

Davon abgesehen, machen die Kämpfe Spaß. Auch wenn man mit Sprüngen und Hammer schon sehr weit kommt, bieten sich für viele Gegner unterschiedliche Strategien an. Der Schwierigkeitsgrad hängt teilweise davon ab, ob man die richtige Strategie findet, und normale Gegner sind oft sehr einfach. Die Bosse bieten aber eine angenehme Herausforderung und nach dem Endboss hatte ich sogar ein richtiges Erfolgsgefühl! 

Der Duellkerker unterhalb von Rohlingen bietet eine Vielzahl von Kämpfen, die zunehmend schwieriger werden. Man munkelt, dort seien auch Bossgegner zu finden, die schwieriger als so mancher Endboss sind. Einer davon könnte sogar eine Überraschung sein.

Darüber hinaus ermöglichen die Sternjuwelen weitere Aktionen, für die ich Sternenenergie sammeln muss. Diese sammle ich durch gut getimte Angriffe oder Showeinlagen, die das Publikum begeistern. Sternenfit kann dabei KP und BP auffrischen, während andere Aktionen stärker auf Schaden ausgerichtet sind. 

Wie werde ich stärker?

Mario greift mit Sprüngen oder einem Hammer an. Während er zwar auflevelt, werden die Angriffe durch Storyfortschritte stärker. Mit jedem neuen Level habe ich die Wahl, ob ich KP, BP oder OP erhöhe. BP sind Blütenpunkte, mit denen Mario und Partner spezielle Angriffe einsetzen können, die in der Regel mehr Schaden zufügen oder mehr Gegner treffen. 

OP sind Ordenspunkte, die ich benötige, um Orden anzulegen. Abgesehen von bestimmten Orden, die kostenlos sind, wie etwa der Orden für den klassischen Soundtrack, falls die Neufassung nicht zusagt. Ich mochte die neue Version und auch die abwechslungsreichen Tracks, deshalb habe ich den Orden kaum benutzt. Andere Orden ermöglichen neue Angriffe, verschaffen mehr KP oder BP oder lassen Mario schwache Gegner sofort besiegen. Durch die große Vielfalt bieten die Orden die Möglichkeit unterschiedlicher Spielstile. Manchmal bietet sich auch an, für Bosse die Orden zu wechseln, meistens ist das jedoch nicht nötig.

Partner kann ich in Rohlingen aufleveln, wenn auch nicht kostenlos. Dadurch erhalten sie mehr KP und lernen neue Angriffe. Somit lohnt es sich sehr, sich in jedem Kapitel umzuschauen und Insignen zu sammeln. Leider hat das Aufleveln allerdings nicht geholfen, dass ich einzelne Charaktere besser für mich und meinen Spielstil nutzen konnte.

Bowser verspricht, Peach zu retten. Die ist aber nicht sie echte.
Endlich ist Bowser ein Held! Oder nicht?
Neue Hilfsfunktionen

Außerhalb der Kämpfe sind immer wieder unterschiedliche Partner hilfreich. Bei rissigen Wänden ist natürlich klar, wer von ihnen helfen kann, in anderen Fällen ist die Lösung vielleicht nicht ganz so direkt ersichtlich. In Fällen, wenn Spielende einmal gar nicht mehr weiter wissen, schafft die neue Hinweisfunktion Abhilfe. Meist gibt Gumbrina einen eher allgemeinen Hinweis, manchmal melden sich aber auch die anderen Charaktere zu Wort, dass ihre Fähigkeit helfen könnte. Entsprechend sind einige Hinweise deutlicher als andere, hilfreich sind sie in der Regel aber auch, wenn sie nur auf auffällige Wände oder dergleichen aufmerksam machen.

Nicht zu verwechseln ist die Hinweisfunktion mit der Funktion für den schnellen Partnerwechsel. Wie man die beiden verwechseln soll? Ganz einfach: Ich habe mehrfach ZL und L verwechselt und die falsche Funktion genutzt. Das ist aber auch nicht weiter tragisch, da ein versehentlich angesehener Hinweis meist nicht stört. Außerdem konnte ich so die verschiedenen Arten von Tipps sehen.

Der schnelle Partnerwechsel, ohne das Menü zu öffnen, ist sehr praktisch, um den aktiven Spielfluss besonders bei Rätseln nur kurz zu unterbrechen. Zusätzlich lässt sich das Manövrieren im Menü für Items und Orden mit Shortcuts auf den Richtungstasten minimieren.

Neue Röhren und Kampftipps

Um das Backtracking in Paper Mario: Die Legende vom Äonentor  zu verringern, gibt es ein neues Röhrensystem unter Rohlingen. Darauf wird nicht direkt hingewiesen und es ist auch an bekannter Stelle, aber das war sehr cool, dass ich selbst darüber gestolpert bin. Eine große Erleichterung ist es nur an einer oder zwei Stellen, was daran liegt, dass es auch früher nicht notwendig war, Orte aus anderen Kapiteln erneut zu besuchen. Einmal abgesehen davon, wenn man jedes Insigne oder jeden Sternensplitter finden will.

Zusätzlich gibt es auch einen Kampf-Coach, der Tipps zu Kämpfen, aber auch zu Fundorten wichtiger NPCs gibt. Das hilft besonders, wenn man einen NPC findet, bevor dieser einem helfen kann, und man hinterher vielleicht vergisst, wo er war.

Eine weitere Neuheit ist auch die Galerie mit Konzeptbildern. Sowas liebe ich sehr, wie auch schon in Starfield. Auch in Paper Mario: Die Legende vom Äonentor ist die Galerie nicht kostenlos, aber hier nicht abhängig von einer Premium Edition, sondern dem Erkundungserfolg. Doch auch die Galerie gibt Tipps, was benötigt wird, um einzelne Reihen von Bildern freizuschalten.

Gumbrina nennt Luigi erst einmal Massimo.
Ich kann mir auch nie merken, wie der heißt.
Fazit

Paper Mario: Die Legende vom Äonentor ist auch auf Nintendo Switch kein papierdünnes Spiel. Optisch ist das Remake wirklich wundervoll, die kleinen Details sind großartig. Noch nie war Paper Mario so plastisch und doch überzeugend papierig. Ob der viele Glanz gefällt, ist natürlich Geschmackssache, aber ich habe mich sehr amüsiert, als ich festgestellt habe, dass die Charaktere sich nicht nur im Boden spiegeln, sondern sogar an den Wänden! Die kleinen Anpassungen wie die Schnellauswahl der Partner und die Röhren fügen sich gut in das Spiel ein. Auch die Basis war schon ein tolles Spiel (sofern ich das durch das bloße Zuschauen beurteilen kann), woran sich nichts geändert hat. Somit ist Die Legende vom Äonentor auch heute noch ein lohnenswerter Titel. 

Herzlichen Dank an Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt auf Nintendo Switch.