Sony hat mittlerweile schon mehrere erstklassige First-Party-Spiele auch auf den PC-Markt gebracht. Diesmal ist Ghost of Tsushima Director’s Cut an der Reihe. Die ursprüngliche Version erschien 2020 für PlayStation 4 und wusste auch in der Redaktion zu überzeugen. Der Director’s Cut enthält auch die Iki Island Expansion und den Multiplayermodus Legends. Letzterer ist auf dem Steam Deck wegen der nötigen Verbindung zum PlayStation Network standardmäßig nicht spielbar. Deshalb gehe ich in diesem Test nicht näher darauf ein, sondern konzentriere mich auf den Einzelspielerinhalt.
Vom Samurai zum Geist
Die Geschichte von Ghost of Tsushima Director’s Cut handelt von einer mongolischen Invasion der japanischen Insel Tsushima. Die heimischen Samurai unterliegen in der Schlacht, der Protagonist Jin Sakai wird von der Diebin Yuna gerettet.
Schon bald muss Jin feststellen, dass er mit ehrenhaftem Kampf als Samurai wenig gegen die mongolische Übermacht unter Führung von Khotun Khan anrichten kann. Auch beeinflusst von Yuna entscheidet er sich für einen anderen Weg, auf dem er auch hinterrücks meuchelt. Bald wird er durch sein Vorgehen als Ghost bezeichnet. Aber der Ghost of Tsushima muss nicht allein handeln, diverse Verbündete helfen im Kampf gegen die Invasionsmacht.
Die Geschichte ist nicht übermäßig komplex und Jins Sprung vom ehrenhaften Samurai zum Ghost vielleicht etwas zu schnell. Inszenierung und Charaktere wissen aber zu überzeugen. Manche wichtigen Charaktere haben als Questreihen noch eigene Nebengeschichten, die ich gern verfolgt habe.
Ausflug auf Iki Island
In Ghost of Tsushima Director’s Cut ist auch die Iki Island Expansion enthalten. Im zweiten Akt des Hauptspiels wird dieser verfügbar. Ein anderer gefährlicher Stamm von Mongolen taucht auf, der hauptsächlich auf der nahen Insel Iki wütet. Jin bricht auf, um sich darum zu kümmern. Und er bekommt es auch mit Geistern seiner Vergangenheit zu tun.
Vor der Reise wird vor der Schwierigkeit gewarnt. Nicht nur gibt es Schamanen, die Gegner durch Gesang verstärken können. Auch gibt es Gegner, die geschwind zwischen Waffen wechseln können und Anpassung der Kampfweise fordern. Neben der Geschichte gibt es natürlich auch Erkundung, optionale Herausforderungen und Ausrüstung zu finden.
Geleitet von Tier und Wind
Ghost of Tsushima Director’s Cut ist ein Open-World-Spiel. Tsushima ist in drei Gebiete aufgeteilt, die man im Lauf der Geschichte freischaltet. Unter anderem durch Erkundung deckt man die Karte auf. Natürlich finden sich dabei Markierungen, oft als Fragezeichen. Hinter diesen verbergen sich diverse Orte, viele dienen der Stärkung von Jin oder bringen besondere Ressourcen, wie manches mongolische Camp. Auch kosmetische Items lassen sich finden. Auf dem Weg empfiehlt es sich auch, gewöhnlichere Ressourcen zu sammeln. Denn Ausrüstung lässt sich damit verstärken.
Statt durch eine Minimap oder Blick auf die Karte kann man sich oft durch Tiere zu bestimmten Orten leiten lassen. Füchse führen Jin gern zu Inari-Shrines, durch die man mehr Charm-Slots freischaltet. Gelbe Vögel führen gleich zu diversen Orten. Zum Beispiel zu heißen Quellen, die Jins Gesundheit erhöhen. Schreine an denen man Charms bekommt, findet man durch Torii, die auf Wegen in der Nähe zu finden sind. Das fügt sich gut in die Welt ein.
Wenn man eine Quest aktiv hat oder ein Ziel auf der Karte markiert, führt kein Pfeil oder Kompass dahin. Stattdessen kann man den Wind die Richtung weisen lassen. Natürlich muss man das manchmal wiederholen, wenn man sich ablenken lässt oder doch mal Felshänge den Weg versperren. Im Großen und Ganzen reicht es aber und wirkt auch nicht wie ein Fremdkörper im Spiel.
Die Welt hat eine angenehme Größe und genug spielerischen Anreiz für Erkundung. Aber auch diverse schöne Aussichten finden sich. Felder voller Blumen in einer Farbe zum Beispiel. In manchen besonderen Quests dienen Farben teils auch als Hinweis, wenngleich man ein grobes Gebiet auf der Karte angezeigt bekommt.
Kampf als Samurai
Durch seinen Hintergrund als Samurai ist Jin ein guter Schwertkämpfer. Man kann leichte Angriffe einsetzen, aber auch schwere. Letztere füllen die Staggerleiste von Gegnern. Jin kann parieren und ausweichen. Mit gut getimtem Parieren kann er auch einen starken Gegenangriff nutzen. Das Timing dafür ist im Gegensatz zum normalen Parieren verständlicherweise nicht besonders großzügig.
Mit genug besiegten gegnerischen Anführern lernt Jin verschiedene Kampfhaltungen. Diese sind jeweils gegen bestimmte Gegner stark. Man kann mit der richtigen Kampfhaltung Gegner leichter staggern und auch leichter unterbrechen. Das führt bei gemischten Gegnergruppen zu einer guten Dynamik. Einen Schwertkämpfer mit Stone Stance staggern und besiegen. Schnell zur Water Stance wechseln und einen Schildkämpfer bekämpfen. Und so weiter. Kämpfe können so fast schon zu einem Tanz werden, mit dem Wechseln der Haltungen, von Gegner zu Gegner, und Angriffe parieren.
Heilen kann sich Jin mit Resolve, was er durch diverse Kampfaktionen erhält. Auch für manche Spezialangriffe benötigt man Resolve. Bei starken Gegnern ist das natürlich schwieriger als bei normalen. Duelle können so und durch gefährlichere Angriffe für mehr Anspannung sorgen.
Ein gern von mir genutztes Feature ist auch „Standoff“, oft verfügbar wenn man sich außerhalb eines Kampfes Gegnern nähert. Dann kommt es zu einer Sequenz, in der man den Knopf des schweren Angriffs gedrückt halten muss. Erst wenn ein Gegner angreift, lässt man los, und Jin besiegt den Gegner mit nur einem Streich. Mit verbesserter Fertigkeit kann man sogar noch weitere Gegner so besiegen. Mit der passenden Rüstung noch dazu lassen sich so ganze fünf Gegner stylisch besiegen, mit Slow-Motion-Effekt untermalt.
Zusätzlich zum Schwert kann Jin als Samurai auch mit einem Bogen umgehen. Zumindest, wenn man als Spieler halbwegs zielen kann. Dafür werden Pfeile verbraucht
….und Geist
Jin eignet sich neben dem ehrenhaften Kampf aber auch andere Vorgehensweisen an. Zum einen kann er in unentdecktem Zustand die meisten Gegner hinterrücks töten, mit Verbesserungen sogar mehrere hintereinander.
Auch verschiedene Ghost Weapons lassen sich freischalten. So kann er schnell Kunai werfen, um Gegner zu unterbrechen und die Staggerleiste etwas zu füllen. Explosive Bomben sind stärker auf Schaden fokussiert. Aber auch Rauchbomben zur Flucht sind verfügbar. Oder Glöckchen, um Gegner an bestimmte Stellen zu locken. Sei es zum vorbeischleichen, oder zum Meucheln. Vereinzelt muss man sogar schleichen, aber diese Stellen sind nicht allzu kompliziert.
Es gibt übrigens kein System, dass das Vorgehen des Spielers in Samurai und Ghost unterscheidet. Es steht also meist frei, wie man vorgehen möchte.
Ausrüstung
Natürlich kommt es auch auf die Fertigkeiten des Nutzers an, aber in Ghost of Tsushima Director’s Cut ist Ausrüstung ein wichtiger Bestandteil.
Jins Schwert lässt sich für mehr Schaden mit Material verstärken. Der Dolch kann für schnelleres Töten verbessert werden. Auch die zwei Bögen lassen sich so verstärken.
Rüstungen lassen sich im Spielverlauf diverse sammeln. Sie dienen in der Regel weniger der Verteidigung, sondern stärken verschiedene Aspekte des Kampfes oder erleichtern das Schleichen. Auch Rüstungen können mit den passenden Materialien verbessert werden.
Zusätzliche Anpassung findet mit Charms statt, die ich oben schon erwähnt hatte. Charms sind in zwei Kategorien eingeteilt, die unterschiedliche Slots nutzen, und können allerlei Effekte haben. Von einfacher Schadenserhöhung bis zur Chance, verschossene Pfeile wiederzuerlangen gibt es eine recht breite Auswahl.
Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad muss man allerdings nicht allzu viel Augenmerk auf die Ausrüstung richten, auch wenn man sie sogar im Kampf wechseln kann.
Zusätzlich gibt es vielerlei kosmetische Ausrüstung wie Masken und Kopfbedeckungen sowie kosmetische Anpassungen für Rüstung und Waffen.
Ghost of Tsushima: Legends
Auch wenn ich den Koop-Multiplayer hier nicht gespielt habe, möchte ich ihn der Vollständigkeit halber nochmal erwähnen. Dieser ist unabhängig von der Hauptgeschichte. Während das Hauptspiel bodenständig ist, ist Legends mehr an Mythologie angelehnt. Zudem besitzt es ein Klassensystem, bei dem man unter Samurai, Assassine, Jäger oder Ronin wählen kann. Durch Missionsabschluss kann man Ausrüstung erhalten. Auch neue Fertigkeiten lassen sich freischalten.Verschiedene Modi stehen zur Verfügung, darunter auch ein Storymodus für zwei Spieler und Survival.
Fazit
Ghost of Tsushima Director’s Cut hat mich gut unterhalten. Die Welt hat mancherlei schöne Anblicke zu bieten. Die Navigationshilfe durch dezenten Wind oder Tiere wirkt ansprechender als Pfeile oder ähnliches. Zudem laden diverse Belohnungen zur Erkundung ein. Das Kampfsystem hat eine gute Geschwindigkeit, diverse mögliche Vorgehensweisen, und macht Spaß. Nur teilweise kann die Übersicht etwas eingeschränkt sein. Auch Charaktere und Geschichte können überzeugen.
Auf dem Steam Deck empfand ich die Spielerfahrung mit Standardeinstellungen für gut und das Spiel durchaus schön anzuschauen. In seltenen Fällen gab es zwar kleinere Probleme, aber im gesamten fallen sie für mich nicht ins Gewicht. Ich habe rund 40 Stunden auf den beiden Inseln Tsushima und Iki verbracht und noch Potenzial für einige mehr. Auch ohne den Mehrspielermodus Legends verspricht Ghost of Tsushima Director’s Cut eine Menge Unterhaltung.
Vielen Dank an Sony für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PC (Steam Deck).