Super Mario Maker 2 (Review)

Nach dem Erfolg des ersten Super Mario Maker auf der Wii U konnte ein Nachfolger auf der Nintendo Switch natürlich nicht lange auf sich warten lassen. Super Mario Maker 2 hat allerdings einen hardwarebedingten Nachteil gegenüber seinem direkten Vorgänger: Der Touchscreen der Nintendo Switch ist durch einen Technologiewechsel weniger gut für genaue Stifteingaben geeignet und obendrein hat man im Dock-Betrieb des Systems überhaupt keinen Touchscreen zur Verfügung.

Um dieses Problem anzugehen hat Nintendo zwei Strategien gewählt. Einerseits wurde Super Mario Maker 2 ursprünglich mit einem für den Nintendo Switch Bildschirm geeigneten Stift aufgeliefert, andererseits wurde eine Button-Steuerung für den Editor eingeführt. Beide Lösungen sind durchaus passabel, sind aber leider in Sachen Komfort nicht auf einer Stufe mit dem Original Super Mario Maker auf der Wii U und dem Nintendo 3DS-Teil. Kompensiert wird das allerdings durch eine massive Erweiterung der baulichen Möglichkeiten, einen neuen Spielstil in Anlehnung an Super Mario 3D World und sogar einige Items, die ganz neue Leveltypen zulassen, beispielsweise indem man mit einer feuerschießenden Clownkutsche durch die Gegend fliegt. Wer gerne an Leveldesigns knobelt, hat in Super Mario Maker 2 eine Fülle an Möglichkeiten, die auch weitgehend intuitiv genutzt werden können. Welche Möglichkeiten der Editor bietet, das hat auch unsere Community in dem langjährigen Super Mario Maker 2 Bauwettbewerb unter Beweis gestellt.

Aus der Variabilität des Leveleditors, zusammen mit der hohen Spielerzahl ergibt sich natürlich unmittelbar, dass es eine ganze Menge kreativer Leveldesigns auf Nintendos Onlineservice zu finden gibt. Leider ist es im zufälligen Spiel weiterhin schwierig, zuverlässig auf gelungene Leveldesigns zu stoßen, allerdings bietet Super Mario Maker 2 auch die Möglichkeit, mehrere Level zu einer Welt und mehrere Welten zu einer Super-Welt zusammenzufügen. Diese Super-Welten sind im Grunde so etwas wie kleine Super Mario-Spiele von Fans und diese stellen eine geeignete Gelegenheit dar, um eine Auswahl gut designter Level zu spielen. Ein Ärgernis ist allerdings, dass man, sowohl zum Download als auch zum Upload von Super Mario Maker 2-Levels einen bezahlten Zugang zu Nintendo Online benötigt, wohingegen beides bei den Vorgängern noch kostenfrei war.

Nachdem bereits Super Mario Maker for Nintendo 3DS mit seinen von Nintendo designten Levels punkten konnte, bietet auch Super Mario Maker 2 einen ausgearbeiteten Einzelspielermodus. Im Einzelspielermodus muss man Toadette dabei helfen, Peachs Schloss wieder aufzubauen und dafür reichlich Münzen heranschaffen. Hierzu bietet das Spiel mehr als 100 Missionen, die jeweils nach Abschluss mit einer festgelegten Zahl an Münzen entlohnt werden. Zusätzlich können die in den Levels eingesammelten Münzen in Toadettes Bauvorhaben investiert werden. Möchte man alle Missionen im Spiel abschließen und den vollen Ausbaustatus erreichen, benötigt man neben den Belohnungsmünzen auch einige in den Levels sammelbare Münzen. Wer einigermaßen zuverlässig versucht, die versteckten 10er oder 30er Münzen in den Levels mitzunehmen, wird am Ende sicher genug Münzen haben. Wenn man aber nur versucht, die Level so schnell wie möglich abzuschließen, werden am Ende vermutlich einige Extrarunden notwendig sein, um das allerletzte Level spielen zu können.

Die Leveldesigns im Story-Modus sind abwechslungsreich und demonstrieren alle Bauelemente sowie einen Großteil der Konzepte, die Super Mario Maker 2 erlaubt – oder jedenfalls zum Auslieferungszeitpunkt erlaubte. Mittlerweile wurden eine ganze Menge Bausteine nachgeliefert, so dass die Spieler noch einige Möglichkeiten zur Verfügung haben, die im Storymodus keine Verwendung gefunden haben, aber schon der ursprüngliche Auslieferungszustand hat so viele Möglichkeiten geboten, dass der Storymodus von Anfang bis Ende frische Ideen parat hat.

Spieler, die einen besonderen Wert auf stilistische kohärente Welten legen, sind bei Super Mario Maker 2 und dessen Storymodus nicht unbedingt gut aufgehoben, denn die Missionen des Spiels werden nach und nach in einer Liste freigeschaltet und bauen niemals aufeinander auf. Stattdessen steht jede Mission für sich und einzig die Schwierigkeitsangaben über ein Stern-System erlauben Rückschlüsse auf eine Entwicklung innerhalb der Leveldesigns. Die eigentlichen Designs können sich aber durchaus mit den Levels messen, die Nintendo für klassische Super Mario-Abenteuer umsetzt, was Super Mario Maker 2 zu einer idealen Wahl macht, um Häppchenweise ein wenig klassischen Super Mario-Inhalt zu spielen.

Die besonderen Levelabschlussbedingungen, beispielsweise eine bestimmte Zahl an Münzen ins Ziel zu bringen oder den Boden nicht mehr zu berühren, nachdem man ihn verlassen hat, geben dem Storymodus im Vergleich zu anderen Super Mario-Jump & Runs eine willkommene Selbständigkeit. Einziger Wermutstropfen ist, dass die besonders biestigen Extralevel, die New Super Mario Bros.-Spiele am Ende jeweils bereit gehalten haben, hier leider nicht mit von der Partie sind. Der Schwierigkeitsgrad selbst der schwierigsten Level im Storymodus ist ein gutes Stück moderater als in den Bonusinhalten klassischer Mario-Abenteuer. Im Gegenzug kann man über die von Spielern designten Level aber natürlich durchaus einige nervenaufreibende Herausforderungen finden, die weitaus anspruchsvoller sind als Nintendos schwierigste Leveldesigns.

Technisch gibt es bei Super Mario Maker 2 nichts auszusetzen. Alle fünf Spielstile – Super Mario Bros., Super Mario Bros. 3, Super Mario World und Super Mario 3D World – spiegeln den individuellen Stil der jeweiligen Vorlage hervorragend wider und das Spiel hält seine Framerate von 60 Bildern in der Sekunde zuverlässig. Die einzige Ausnahme hiervon sind bestimmte Levelkonstruktionen von Fans, die allerdings in aller Regel offensichtlich mit dem Ziel designt wurden, das Spiel in die Knie zu zwingen und zudem üblicherweise auf geschickte Weise Beschränkungen umgehen müssen, die Nintendo gesetzt hat, um die Performance des Spiels zu garantieren. Eine gelungene Überraschung für Fans der Klassiker ist zudem, dass die Spielstile jeweils neue Umgebungen und Elemente erhalten haben, die sich in den Originalstil nahtlos einfügen, aber im Originalspiel noch nicht vorhanden waren.

Super Mario Maker 2 ist in seiner Eigenschaft als Kreativspiel gleichzeitig ein Schritt vor und zurück. Das Interface kann mit dem Wii U-Interface nicht mithalten und die Bezahlschranke für das Level Up- und Download ist ein massives Ärgernis, aber die neuen Bauelemente erweitern den Baukasten enorm. Der Storymodus mit einem Umfang, der mit einem klassischen Super Mario-Spiel vergleichbar ist, rechtfertigt allerdings den Kauf des Spiels eigentlich bereits im Alleingang, selbst für Spieler, die selbst nicht Hand ans Leveldesign legen wollen oder über kein Nintendo Online-Abo verfügen.

Getestet auf Nintendo Switch.