Das große Krabbeln (Review)

Bevor Traveller’s Tales zum Lego-Studio wurde, hat sich das Unternehmen vor allem durch Jump & Runs zu verschiedensten Fremdmarken einen Namen gemacht. In Zusammenarbeit mit Disney sind beispielsweise eine ganze Menge Spiele zu bekannten Filmlizenzen entstanden – im Fall von Toy Story 2 von durchausbeachtlicher Qualität. Eine dieser Filmlizenzen, an denen Traveller’s Tales gearbeitet hat, war Das große Krabbeln, im Original A Bug’s Life, das wir in diesem Test einmal genauer unter die Lupe nehmen wollen.

Das große Krabbeln ist ein strikt lineares 3D Jump & Run, in dem man die einzelnen Level des Spiels aus dem Hauptmenü auswählen kann. Immer wenn man ein Level geschafft hat, schaltet man das nächste Level frei. Wählt man ein Level aus, so wird stets zunächst ein kurzer Ausschnitt aus dem Film in erwartbar niedriger Qualität abgespielt, bevor man in das thematisch darauf aufbauende Level abgesetzt wird. Die Videosequenzen machen insgesamt über die 15 Level des Spiels maximal zehn Minuten des Spiels aus, so dass die Geschichte nur rudimentär erzählt werden kann und im Grunde nur in Kenntnis des Films wirklich verständlich ist. Um Fans des Films an die jeweilige Situation, in der das nächste Level spielt zu erinnern und einzustimmen sind die Videos aber ausreichend.

Spielerisch setzt Das große Krabbeln auf eine Mischung aus einigen sehr linearen Levels und einer deutlich größeren Menge offener Leveldesigns. Hinzu kommen Endgegnerlevel – jedes dritte Level ist ein Endgegnerkampf, die aber leider nicht sonderlich viel Spaß machen und im Endeffekt darauf hinauslaufen, ein paar Power-Ups in der Arena zu sammeln und den Endgegner dann mit einem lockeren Feuerdaumen abzuschießen.

Im Kern des Spieldesigns stehen die an verschiedenen Stellen in den Levels verteilten Samen. Derer gibt es zwei Sorten: Stationäre Samen, die ein Stück in der Erde stecken und nicht bewegt werden können und mobile Samen, die man aufheben und tragen kann. Allerdings kann man, solange man einen Samen trägt, nicht springen und bewegt sich ein wenig langsamer, so dass man einen Samen nur dann mitführen sollte, wenn man ihn an einer anderen Stelle benötigt. Die Samen können mit einem Sprung auf ihre Oberseite in phänomenaler Geschwindigkeit zum Wachsen animiert werden, wobei Flick je nach Level und gesammelten Power-Ups vier verschiedene Wachstumstypen auslösen kann, die mit dem Dreieck-Knopf durchgewechselt werden können. Vertut man sich einmal oder möchte man einen anderen Pflanzentyp nutzen, kann man die Pflanze einfach ausrupfen und neu in der Form, die einem vorschwebt, wachsen lassen.

Das ist zwar durchaus eine ungewöhnliche Idee, das große Problem bei dieser Idee ist allerdings, dass sie in der Anwendung einfach keinen Spaß macht. In allzu vielen Fällen irrt man einfach durch das offen gestaltete Level und sammelt Power Ups um seine Samenfähigkeiten zu verbessern, trägt dabei mühsam Samen durch die Gegend und ärgert sich ein ums andere Mal, dass man ein Power Up erst holen kann, wenn man andere Power Ups bereits gesammelt hat, so dass man sehr viel hin und her rennt. Grundsätzlich könnte durch eine interessante Wahl der Samenfähigkeiten vielleicht dennoch ein wenig Spaß aufkommen, doch die Pflanzenfähigkeiten sind größtenteils absolut unspektakulär und können keineswegs über das monotone Herumlaufen hinwegtäuschen.

Im Hinblick auf das Platforming haben die Entwickler sich sehr konservativ verhalten, so dass man in dem Spiel nur laufen, springen und Sachen tragen kann. Die Folge ist, dass die Spielmechanik keinerlei Finesse zu bieten hat und die Sprungpassagen trotz des geringen Umfangs von zwei bis drei Spielstunden sich schon lange verbraucht hat, bevor man das Ende des Spiels zu sehen bekommt. Die unzähligen zusätzlichen Sammelgegenstände, die es in jedem Level zu sammeln gibt – Buchstaben, Kerne und Früchte – sind vermutlich dazu gedacht, dem Spiel einen Wiederspielwert zu geben, doch ist für mich schwer vorstellbar, dass es eine nennenswerte Zahl an Spielern gibt, die ein einmal abgeschlossenes Level in Das große Krabbeln freiwillig noch einmal betreten.

Technisch ist Das große Krabbeln in der getesteten PlayStation-Version akzeptabel, fällt aber im Vergleich zu ähnlichen Spielen auf der Plattform etwas zurück. Besonders ärgerlich ist, dass die Sichtweite etwas zu gering ist, um alle Level angenehm spielbar zu machen. Ein frühes Level stellt den Spieler vor die Aufgabe, sich mit Pusteblumen von Luftstrom zu Luftstrom tragen zu lassen, an zahlreichen Stellen bleibt einem aber nichts anderes übrig als zu raten, wo der nächste Luftstrom sein wird, denn er ist noch nicht zu sehen. Dass zudem der Raum für Fehlerkorrekturen in dem Level recht gering ist, dürfte dazu beitragen, dass dieses Level für manche junge Spieler ein totes Ende wurde.

Das große Krabbeln ist ein in meinen Augen komplett spaßfreies Jump & Run, das die IP zwar stilistisch gut einfängt, spielerisch aber ein Totalausfall ist. Es gibt zwar keine großen technischen Schwierigkeiten, das Gameplay ist aber so unerträglich langweilig, dass selbst der kurze Spielumfang von zwei bis drei Spielstunden zu viel ist. Selbst Fans des Films sind gut beraten, Das große Krabbeln nicht zu spielen.

Getestet auf PlayStation.