Tekken 6 (Review)

Tekken 6 Review Header

Nach dem durchaus erfolgreichen Tekken 5, kam damals erst mal eine Erweiterung zu diesem, mit dem Namen „Dark Ressurection“. Dies erschien auf PSP und später zusätzlich noch eine kleinere Version für PS3 (natürlich gab es auch eine Arcade Version). Der erste richtige Nachfolger zu Tekken 5 kam erst Jahre später – Tekken 6.

Zu der Zeit war ich richtig stark im Tekken Fieber. Ich erinnere mich noch, wie ich bei einem Turnier in Frankfurt, organisiert von deutschen Tekken Community Mitgliedern, das Spiel zum ersten mal ausprobieren konnte. Hierbei haben die Organisatoren eine Station von Namco gestellt bekommen, noch vor dem offiziellen Release. Der Hype war einfach groß und das Spiel damals fantastisch.

Tekken 6 erschien als erstes Tekken auf mehreren Konsolen (Arcade mal ignoriert). Auf PlayStation 3, Xbox 360 und PlayStation Portable kann man es sich kaufen (die PSP Version sogar mittlerweile über PSN auf PS4 und PS5). Doch die PSP Version ist ein wenig anders, weshalb es sich hier nur um die PS3 und XB360 Version drehen wird.

Tekken 6 Character Showcase
Lars Alexandersson | King | Yoshimitsu | Alisa Bosconovitch

Jin ist jetzt böse?!?

Schon in ersten Szenen des Intros kommt die Überraschung. Jin Kazama hat ja das „The King of Iron Fist 5“ gewonnen und damit die Mishima Zaibutsu übernommen. Dabei macht das Intro schnell deutlich, dass Jin wohl aktiv einen Krieg in der Welt entfacht. Ja huch, was ist denn da los? Kazuya Mishima kommt in einem spektakulären Sprung aus einem Helikopter ins Bild. Er hingegen befehligt die G-Corporation, womit er gegen Jins Armee kämpft. Hier wird in der Story schon schnell klar, dass dies Weltkriegsausmaße hat.

Daneben bekommen wir noch ein paar Neulinge gezeigt. Bob, Leo, Miguel und Zafina sehen wir im Intro. Besonders Zafina scheint etwas sehr relevantes für die Story zu machen, denn sie öffnet ein großes Steintor, in dem ein ägyptisches Monster gefangen zu sein scheint. Hierbei handelt es sich um Azazel, dem Final Boss (für Arcade Mode) des Spiels. Auch in der Hauptstory wird er noch wichtig, doch da will ich mal nicht zu viel spoilern.

Tekken 6 Jin Soldiers
Jin befehligt seine Armee

Aus Tekken Force wird die „Szenario Kampagne“

Tekken 6 versuchte einen ganz neuen Ansatz für die Story. Schlicht gesagt steht nun die sogenannte Szenario Kampagne voll im Fokus. Diese ist ein deutlich stärker ausgebauter Tekken Force Mode. Also man spielt die Level wie früher, doch kann man zwischen den Kämpfen frei rumlaufen, verschiedene Items einsammeln, seinen Charakter ausrüsten, hat einen zweiten Charakter als Hilfe dabei und dazwischen gibt es kleine Story Elemente.

Beginnt man die Story Kampagne, läuft erst einmal eine Cutscene, welche uns zwei neue Charaktere vorstellt: Lars Alexandersson, einen Anführer einer Rebellen Gruppe der Tekken Force, und Alisa Bosconovitch, einem Cyborg basierend auf der verstorbenen Tochter von Dr. Bosconovitch. Zweiteres wäre theoretisch ein Spoiler, aber es wird fast direkt offensichtlich, dass sie ein Cyborg ist. Innerhalb der Cutscene gibt es dann eine Konfrontation mit der G-Corporation, wodurch Lars sein Gedächtnis verliert und erst einmal zusammen mit Alisa herum irrt.

Tekken 6 Campaign Lars Alisa Lili
Hier sprechen Lars und Alisa mit Lili

Ab hier läuft das Spiel nun so ab: Wir wählen auf einer Karte immer ein Level aus und spielen darin dann den Ablauf ala Tekken Force, wie zuvor beschrieben. Am Ende eines Levels kommt immer ein Boss (ein Charakter des normalen Rosters), welchen wir dann für die Kampagne freischalten. Denn wir müssen nicht dauerhaft Lars spielen, sondern können auch jeden anderen Charakter spielen. Dies hat keinen Einfluss auf die Hauptstory, doch die einzelnen Level haben innerhalb dann andere Konversationen. Ich habe mich bei meinem Replay mal für Mokujin entschieden, man kann übrigens am Anfang einen Charakter frei wählen, dieser spricht davon, dass er die Energien von Wesen spürt und so. Die Gegner reagieren bei ihm immer erschrocken, weil er eine sprechende Puppe ist – witzig. Sollte man sich für Alisa entscheiden, läuft umgedreht Lars als Hilfs-NPC in den Leveln mit.

Wenn man ein Level geschafft hat, schaltet man Wege zu weiteren Leveln frei und eventuell auch neue Cutscenes für die Haupt-Story. Innerhalb der Level können wir außerdem Schatztruhen aufsammeln, welche Kleidungsstücke enthalten. Diese können wir zum einen rein kosmetisch nutzen, aber speziell die aus der Kampagne haben zusätzlich Effekte. Man hat hier also eine ähnliche Situation wie in einem Rollenspiel: Looten, ausrüsten, ignorieren dass es dumm aussieht und Level wiederholen, für besseren Loot. Für das reine Durchspielen sind aber nicht wirklich Wiederholungen nötig, außer man geht in einem Level mal K.O., dann muss man dieses natürlich wiederholen.

Mir macht die Kampagne ordentlich Spaß. Es ist jetzt nicht hochgradig fein poliert, doch eben bewusst an vielen Stellen etwas albern aufgezogen und dennoch im Hauptstrang eher ernst gehalten. Warum Jin nun einen Krieg hier anfangen muss, das ist mir ja nicht so ganz klar. Also im Sinne der Entwickler, Jin selbst hat im Spiel eine Erklärung dazu, die natürlich moralisch äußerst fragwürdig ist – Nunja. Jedenfalls konnte mich die knapp 5 Stunden lange Kampagne wieder gut motivieren, sie nochmals durchzuspielen.

Tekken 6 Campaign Mokujin Weapon
Man kann auch Waffen einsammeln und mit diesen kämpfen

Andere Stories kommen kurz

Hier leider schon der größte Manko des Spiels: Die Stories anderer Charaktere kommen doch sehr kurz. Also bei den Begegnungen in der Kampagne gibt es kleine Infos zu diesen und in dem Sinne ist es eigentlich gar nicht so wenig. Doch die Story wie in Tekken 5, dass man 9 Kämpfe macht, mit dazwischen Begegnungen, die gibt es nicht mehr.

Hierfür hat man in der Kampagne nun die sogenannte Arena, in der wir aber nur 4 Kämpfe austragen, wovon Nummer 3 und 4, Jin als Sub Boss und Azazel als Final Boss sind. Das ist schon äußerst knapp und dazu kann man auch nur die Charaktere wählen, welche man in der Szenario Kampagne bereits freigeschaltet hat.

Die kleinen Stories halten sich dabei auch nochmal simpler, als zuvor. Teils ist es nur so wie „der Charakter macht deshalb mit, ok“ und dann nach den 4 Kämpfen eine ganz schmale Cutscene, was nach Azazel passiert. Ich muss aber positiv anmerken, dass einige Endings wieder richtig zum schießen sind. Zum Beispiel Ganryu, welcher sich im Ende zu „Devil Ganryu“ verwandelt, dann sich über die Power freut, aber merkt dass er nicht fliegen kann, weil er zu schwer ist. Leicht unerwarteter Humor ist genau mein Ding. Daneben gibt es auch ein paar Endings, die einfach nur episch aufgezogen sind oder ein interessanter Geheimnis der Geschichte aufdecken.

Tekken 6 King Marduk Armor King
King und Marduk konfrontieren Armor King

Niemand aus Tekken 5 wird zurückgelassen!

Fandet ihr die 30 Charaktere in Tekken 5 schon viel? Wie wäre es dann mit 40 Charakteren in Tekken 6? Ja, Tekken 6 hat tatsächlich 40 Charaktere von Haus aus, ohne DLC. Hierzu wurden alle Charaktere des Vorgängers beibehalten und dazu kamen 6 neue Charaktere ins Spiel: Lars, Alisa, Zafina, Bob, Miguel, Leo. Zwischen Tekken 5 und 6 kamen in Dark Ressurection noch Armor King, Lili und Dragunov dazu. Außerdem wurden Christie und Eddy auf zwei Charaktere aufgespalten.

Ok, die Sache mit Christie und Eddy lässt die Zahl natürlich eher auf 39 stehen, sofern man rein das Gameplay betrachtet. Nebenbei lässt sich auch Azazel nicht spielen, doch das ist sehr verständlich, da dieser ein übergroßes Ding ist, welches schon als Gegner seltsam ist. Solche Bosse sind ja nicht selten in Fighting Games und sehe ich daher nie als harte Kritik an.

Tekken 6 Character Select
Kaum zu glauben, dass zwei weitere Tekken noch mehr Charaktere haben

So stark wie bei den Charakteren haben die Kampfarenen hingegen nicht zugelegt. Für die normalen Kämpfe gibt es 18 Arenen, also nur 2 mehr als Tekken 5. Doch man sollte bedenken, dass die Kampagne auch viele eigene Level hat und ebenso bieten die Kampfarenen in Tekken 6 eine neue Funktion, auf die ich beim Gameplay näher eingehe.

An Modi hat sich nicht viel getan. Die Szenario Kampagne ersetzt Tekken Force bzw. Devil Within und der Arcade Mode aus Tekken 5 heißt nun Ghost Mode. Dafür ist nun wieder ein normaler Arcade Mode, samt mehrerer Kämpfe und Bossen wieder dabei. Sogar mit einem geheimen Bonus Boss, ein riesiger Roboter namens Nancy-MI847J. Auch gibt es wieder den Charakter Editor, aber mit viel mehr Optionen und Anpassungen.

Neu dabei sind ein paar Statistiken und natürlich der Online Modus. Ok, nicht so ganz, denn Tekken 5 Dark Ressurection Online ist (logischerweise) das erste Tekken mit Online Modus. Doch dafür kann man auch Level der Szenario Kampagne Online zusammen spielen. Zwar nicht für die Story, aber zum Farmen der Objekte. Was schon lustig genug ist, so zu zweit da herum zu laufen.

Tekken 6 Arcade
Das Spiel in den klassischen Modi ist wie gewohnt fantastisch

Mit Wut auf den Boden schmettern

Kommen wir zum Gameplay. Tekken 6 basiert im Grundlegenden auf dem fantastischen Gameplay von Tekken 5, hat aber ganze drei Neuerungen in Petto:

Bound: Hat man einen Gegner in einer Combo in der Luft, kann man nun mit bestimmten Moves einen Bound Effekt auslösen. Dabei landet der Gegner auf dem Nacken, mit den Füßen nach oben. Daraufhin hat man als Angreifer kurz Zeit, dies für weitere Treffer auszunutzen. Schlicht gesagt wurde dadurch das Combo-Potential stark erhöht. Eine feine Sache, weil Combos Spaß machen, aber man andererseits nun mehr Aufwand für den selben Combo-Schaden braucht. Sprich, der Gegner kann auf mehr Fehler hoffen.

Rage: Sinkt die Lebensleiste auf 5% oder drunter, aktiviert sich der Rage Modus. Dabei blinkt die Anzeige rot und auch der Charakter hat rote Effekte. Das Resultat ist ein schlichter Boost im Schaden und somit ist dies eine Comeback Mechanik.

Zerbrechliche Arenen: Mehrere Arenen von Tekken 6 haben zerbrechliche Wände oder Böden. Schleudert man den Gegner gegen diese, zerbrechen sie. Diese Situationen lassen sich ausnutzen, um Combos stärker zu erweitern. Aber wohl auffälliger, die Arenen öffnen dadurch neue Bereiche. Bei Böden landet man in einer neuen Ebene darunter, bei Wänden wird die Arena einfach im gesamten vergrößert.

Tekken 6 Floor Break Bound
Floor Break und Bound

Hoch lebe das HD Zeitalter

Mit der PS3 und Xbox 360 konnte Tekken auf ein paar tolle Standards der neueren Konsolen zugreifen. Erst mal HD (wenn auch nur 720p) zusammen mit vollem 16:9 sind schon mal wundervoll. Technisch sieht es heute natürlich nicht mehr genial aus, aber es hat durchaus einen guten Sprung vom Vorgänger aus.

Im Artstyle ist das Spiel immer noch sehr ähnlich zu Tekken 5, was man vor allem an den Outfits der Charaktere merkt, welche zum großen Teil gleich geblieben sind. Auch die „Übernatürlichkeit“ zeigt sich mit Azazel und Nancy wieder in voller Pracht. Übrigens bin ich ein großer Freund von Alisas Design.

Tekken 6 Intro Azazel
Schon im Intro wird mit Azazel die schöne Over-the-Topness gezeigt

Im Gesamtpaket wirkt es aber wieder etwas bunter, speziell wenn es um neue Lichteffekte geht, die ordentlich ausgenutzt wurden. Ebenso sieht man neue Effekte aufblitzen. Es gibt natürlich auch wieder sowohl ernste als auch alberne Dinge. Hier steht ein Helikopterlandeplatz mit Rock/Metal und Unwetter, einer Wiese mit Schafen und Electro-Yodel-Musik gegenüber. Wie immer herrlich variationsreich und skurril.

Tekken 6 unterstützt außerdem einen tollen Surround Sound, welcher besonders beim schallernden Sprecher gut zur Geltung kommt. Die Musik knallt dabei natürlich auch ordentlich rein und die Soundeffekte sind wieder schön wuchtig. Doch die Musik ist gefühlt nun etwas elektronischer gehalten, als zuvor. Wobei mir das vielleicht auch nur so vorkommt, weil ich die elektronischen Titel sehr mag.

Tekken 6 Hidden Retreat Funny
Stellt euch dazu mal Electro-Yodel-Musik vor

Der beste Charakter Editor der Tekken Reihe!

Mal Tekken 8 noch ausgenommen, weil ich das noch nicht weiß. Tekken 6 hatte damals einfach fantastische Funktionen für den Editor eingeführt. Als eine Verbesserung des Systems aus Tekken 5 lässt sich nun an weit mehr Stellen ein Objekt ausrüsten. Arme, Füße, Rücken und beide Seiten der Hüfte lassen sich ausrüsten.

Die Kombinationen sind damit äußerst spannend. Doch viel wichtiger sind die immer noch vorhanden charaktereigenen Objekte. Da ist so viel skurriles dabei, was man nun alles in mehreren Farben wählen kann. Speziell das war wirklich die Stärke von Tekken 6s Editor, was leider in Nachfolgern durch allgemeine und recht neutrale Kleidungstücke ersetzt wurde. Wobei diese Nachfolger dafür andere Dinge verbessert haben, dazu mehr in späteren Tests.

Auch noch ein kleines Highlight: Man kann dem Charakter eine Frisur aus Haupt-Bereich, Rückseite und Pony zusammen setzen und einfärben. Eine witzige Funktion, die so manche nette Möglichkeiten eröffnet.

Tekken 6 Bob Outfits
Die Outfitteile lassen sich frei kombinieren (die drei Farben beim Ranger Outfit sind keine feste Kombination)

Fazit: Ein Upgrade zu Tekken 5, mit wenigen Mankos

Tekken 6 ist an sich genauso toll wie Tekken 5, nur eben mit 10 (9 wenn man Eddy/Christie bedenkt) Charakteren mehr, neuen tollen Gameplay Funktionen und generell besserer Technik.

Die Kampagne wäre auch noch ein zusätzlicher großer Pluspunkt, würde sie nicht die klassischen Story Formen aushebeln. Daher sehe ich dies eher als neutral. Doch der obere Abschnitt alleine reicht auch schon für den Stempel. Denn es ist einfach so schon ein vollgepacktes fantastisches Spiel.

Mag ich
– 40 Charaktere
– Bound, Rage und zerbrechliche Böden/Wände
– Szenario Kaampagne motiviert
– Azazel, wieder ein Monster als Boss
– Toller Charakter Editor

Mag ich nicht
– Stories von Nebencharakteren kommen kurz …
– und diese nicht innerhalb des klassischen Arcade Modus

Gespielt auf: PlayStation 3