Like a Dragon: Infinite Wealth (Review)

Yakuza: Like a Dragon als Teil 7 der Reihe von SEGA hat vor wenigen Jahren einen neuen Protagonisten eingeführt und so eventuelle Hemmnisse für Neueinsteiger verringert. Der neue Protagonist Ichiban überzeugte durch seine oft gutherzige, teils vielleicht etwas naive Art, Humor gab es auch oft. Zudem wurde das Genre geändert, zu rundenbasiertem RPG. Die Neuerungen waren überzeugend, und Ichibans zweites Abenteuer in Like a Dragon: Infinite Wealth wurde heiß erwartet. Kann Ichiban auch auf Hawaii überzeugen?

Aloha

Die Settings der Reihe tendieren dazu, sich zu wiederholen. Serienkenner waren zum Beispiel viele Male in Kamurocho unterwegs, mehrfach in Sotenbori. Auch Like a Dragon: Infinite Wealth startet in bekannter Umgebung von Yokohama Ijincho. Nach den Ereignissen des Vorgängers ist es für Ichiban und co ruhiger geworden. Doch dann wird sein neues Leben durcheinander gewirbelt und Ichiban erfährt, dass seine ihm unbekannte Mutter auf Hawaii lebe.

Unendlicher Reichtum?

Nach wenigen Stunden verschlägt es Ichiban also auf Hawaii. Aber natürlich ist die Sache komplizierter als erwartet. Und auch der vorige langjährige Protagonist der Reihe, Kazuma Kiryu, hat eine Mission auf Hawaii. Die beiden und weitere schließen sich zusammen.

Die Geschichte ist oft spannend, teils wird es auch etwas albern lustig. Emotionalere Momente finden sich ebenfalls. Ich fühlte mich immer unterhalten und fühlte keine Längen in der Erzählung. Teilweise werden zwar optionale Nebentätigkeiten in Hauptmissionen eingeführt, was mich persönlich aber nie störte.

Ich habe viel erkundet, gekämpft und Optionales erlebt, weshalb ich zur reinen Storylänge keine genaue Aussage treffen kann. Aber wer konzentriert sich bei der Auswahl an Nebenbeschäftigungen streng auf die Story? Meiner Einschätzung nach dürfte man in aller Regel locker auf über 50 Stunden kommen, oder eben weit darüber. Aber wenn der Unterhaltungswert passt, ist das kein Problem.

Auf Hawaii ist man weniger bedeckt?

Vertrautes in neuer Umgebung

Abseits bestimmter Storyabschnitte ist man in der Regel in urbaner Umgebung unterwegs. Die Größe hält sich in angenehmen Grenzen. Die neue Umgebung auf Hawaii bringt auch einen frischeren Eindruck. Man findet natürlich diverse Geschäfte für Items und Ausrüstung, per Karte kann man Infos ansehen. Das ist praktisch, denn Geschäfte sind spezialisiert und je nach Job der Charaktere finden sich nutzbare Waffen in unterschiedlichen Läden. Das Inventar der Geschäfte selbst bleibt im Spielverlauf bestehen, starke Ausrüstung ist entsprechend teuer. Manche Geschäfte bieten nur teureres an und sind lange wenig wichtig.

Vielerlei Nebenbeschäftigungen finden sich auch in Like a Dragon: Infinite Wealth wieder. Karaoke als simples Rhythmusspiel habe ich zwischendurch immer wieder gespielt. Die meisten Gruppenmitglieder haben auch zumindest ein Lied, in dem sie singen. In den Arcades mit Crane Games und Klassikern wie Virtua Fighter 3tb habe ich dagegen wenig Zeit verbracht. Casinos, Mahjong und Shogi finden sich für begeisterte ebenfalls. Bei letzterem habe ich als Anfänger selbst gegen den schwächsten Gegner gnadenlos verloren. Aber ich spiele auch kein westliches Schach.

Schöner wohnen?

Viele Substory genannte Nebenquests kann man ebenfalls angehen. Darunter auch wieder alberne und lustige, wie man als Reihenkenner auch erwartet. Substories sind glücklicherweise in aller Regel auf der Karte markiert.

Auch auf Hawaii gibt es viele gewaltbereite Personen in der Stadt. Gegner sind mit Symbolen gekennzeichnet, die ihre relative Stärke andeuten. Wird man entdeckt und lässt einen Balken füllen, kommt es zum Kampf. In manchen Stadtteilen sind Gegner dabei in der Regel stärker als in anderen.

Weiterentwickelte rundenbasierte Kämpfe

Wie der Vorgänger ist auch Like a Dragon: Infinite Wealth ein rundenbasiertes Rollenspiel. Das entspringt Ichibans Fantasie, der einst gern JRPGs gespielt hat. Durch seine Vorstellung sehen Gegner im Kampf auch meist etwas anders aus. Kämpfe finden in der Regel dort statt, wo man auf Gegner gestoßen ist.

Das Timing ist nicht allzu schwierig.

Wer als nächstes an der Reihe ist, wird angezeigt, die weitere Reihenfolge jedoch nicht. Man kann sich in gewissem Umkreis bewegen, wenn man an der Reihe ist. Gegner und Verbündete bewegen sich jedoch auch gern, bevor man eine Aktion ausführt. Das simuliert etwas eine aktivere Kampfsituation. Prinzipiell kann man jedoch über den Bewegungsradius hinaus angreifen, wenn nötig bewegt sich der Charakter dabei noch weiter.

Aber die Positionierung ist dennoch von Bedeutung. Standardangriffe sind aus der Nähe (und von hinten) stärker, oder Gegenstände in der Nähe werden mit einbezogen. Das kann stark sein und Statusveränderungen erwirken. Man kann auch Gegner gegen andere Gegner stoßen, um denen ebenfalls etwas zu schaden. Zudem können Teammitglieder unterstützen, wenn man Gegner durch Angriffe zu ihnen stößt. Skills haben unterschiedliche Trefferbereiche. Die nötigen MP erhält man durch Angriffe und Items.

Manche Gegner sind seltsam.

Die Positionierung und Teamangriffe sind nicht das einzige, was mehr Dynamik in das rundenbasierte System bringt. Bei vielen Skills tauchen einfache Button Prompts auf, um mit passendem Knopfdruck Effekte zu verstärken. Bei Standardangriffen ist das scheinbar nur bei Kiryu in seinem Standardjob der Fall. Dieser hat zudem drei Stile, die sich leicht unterscheiden.

Per Guard-Kommando statt Angreifen, Skills oder Items, kann man Schaden halbieren. Teils gibt es auch Warnungen vor starken Angriffen. Daneben kann man mit rechtzeitigem Knopfdruck Schaden etwas verringern, elementar wichtig scheint mir das jedoch nicht zu sein. So gut gelang mir das schließlich nicht.

Die Kraft der Freundschaft

Durch gemeinsame Erlebnisse wie Kämpfe, Essen und Spielen sowie manche Gespräche erhöht sich das Bond Level der Charaktere. Dadurch werden im Verlauf Gespräche freigeschaltet, die für die Charaktere je eine persönliche Situation schrittweise voranbringen. Ausserdem schalten sich dadurch auch Kooperationsmöglichkeiten im Kampf frei. So gibt es Tag-Team-Angriffe mit dem Protagonisten, wofür im Kampf eine Leiste in Form des Unendlichkeitssymbols gefüllt sein muss. Auch können nahe Charaktere einen gemeinsamen Angriff ausführen. Oder ein Charakter greift Gegner am Boden an.

Manche Menüwahl führt zu Gesprächen.

So kann es zu Kampfsituationen kommen, in denen Charakter A den Gegner in Richtung Charakter B stößt. Charakter B schlägt ebenfalls zu und der Gegner fällt zu Boden. Charakter C setzt schließlich nach. Diese Kooperation gefällt mir, bei manchen Gegnern funktioniert das jedoch eher nicht so einfach.

Auf der Suche nach einem neuen Job?

Wie schon im Vorgänger können Charaktere in Like a Dragon: Infinite Wealth verschiedene Jobs annehmen, die für ihre Kampffertigkeiten wichtig sind. Tatsächlich in dem Job zu arbeiten ist nicht inbegriffen. Jeder Charakter hat seinen individuellen Job, weitere kann man im Verlauf freischalten. Verfügbare Jobs sind wieder nach Geschlecht getrennt.

Die Jobs kann man nur an wenigen Stellen wechseln. Dabei kann man zusätzlich unter verschiedenen Outfits wählen. Diese entstammen wohl auch nur Ichibans Fantasie, ausserhalb von Kämpfen werden sie nicht dargestellt. Dann kann man auch Badekleidung wählen, ohne dass es jemanden stört.

Das Surfbrett wird Gegner statt Wellen treffen.

Verschiedene Jobs haben natürlich unterschiedliche Ausrichtungen. So können sie zum Beispiel auf physische Angriffe oder auf magische ausgerichtet sein. Waffenangriffe und Skills haben zudem meist unterschiedliche Attribute, die je nach Gegner mehr oder weniger effektiv sind. Auch Jobs mit Heilskills gibt es, und Skills für Buffs und Debuffs.

Zusätzliche Flexibilität bietet die Möglichkeit, gelernte Skills per begrenzten Slots auch mit anderem Job nutzen zu können. So kann man teils einzelne Unzulänglichkeiten ausgleichen.

Jobs müssen einzeln aufgelevelt werden, um neue Skills zu lernen, und allgemeingültige kleinere Statusboni zu bewirken. Charaktere haben aber auch ein eigenes Level, weshalb sie beim Jobwechsel nicht erstmal nutzlos werden. Jeder Job bis auf die waffenlosen Ausnahmen hat eine eigene nutzbare Waffenart. Rüstung und Accessoires sind dagegen fast alle unabhängig vom Job ausrüstbar.

Manche Fertigkeiten haben besonderere (überspringbare) Animationen.

Die richtige Ausrüstung?

Natürlich bleibt man nicht das ganze Spiel über bei der gleichen Waffe. Stärkere Exemplare gibt es zu finden, als Belohnung oder zum Kauf. Ausserdem kann man Waffen mit Materialien verstärken lassen, manche Waffen können in eine stärkere Waffe umgewandelt werden. Je nach Verstärkungslevel kann man zudem bis zu drei Bonuseffekte auswählen. Zum Beispiel höherer Schaden eines ausgewählten Attributs, oder mehr MP durch Angriffe.

Die Waffen unterscheiden sich nicht nur in bloßen Angriffswerten, sie können teils auch Chance auf Statusveränderungen haben, oder elementaren Schaden zufügen. Zwar ist man mit dem unpassenden Waffenelement für einen Gegner nicht automatisch aufgeschmissen, es macht aber natürlich einen Unterschied in der Schadensmenge.

Rüstung gibt es für Kopf, Körper und Füße, neben dem Verteidigungswert kann sie auch Zusatzeffekte haben. Zwei Accessoires lassen sich gleichzeitig ausrüsten, die meist für verschiedene Effekte hilfreich sein können. Nach Möglichkeit habe ich Charaktere mit einem Accessoire ausgerüstet, das in ihrem Job erhaltene Joberfahrung erhöht. Rüstung und Accessoires lassen sich nicht verstärken.

Das erinnert mich an ein gewisses japanisches RPG.

Fazit

Meine Erwartungen an Like a Dragon: Infinite Wealth waren nach dem Vorgänger schon hoch. Und sie wurden nicht enttäuscht. Die Geschichte und Präsentation überzeugen auch diesmal, und selbst längere Szenen sind kein Problem. Neben ernsteren Szenen finden auch Albernheiten und Humor ihren Platz. Längen habe ich persönlich nicht verspürt, auch wenn vereinzelt Storymissionen der Einführung von optionalem Content dienen. Den habe ich schließlich auch gern und reichlich gespielt. Ich habe zum Beispiel auch stundenlang eine Ferieninsel geführt und Sujimonkämpfe bestritten. Das Geld als Belohnung beim vorigen habe ich der Balance zuliebe am Geldautomaten abgegeben.

Das Kampfsystem wirkt durch Positionierung und Kooperationsmöglichkeiten dynamischer. Elemente, Attribute, Buffs und Debuffs sowie viele Skills bieten diverse Möglichkeiten. Da ich viel Optionales gemacht habe war ich teils etwas verwundert, wenn meine Gruppenstärke doch nur in etwa den manchmal angezeigten Empfehlungen entsprach. An sich war es dann aber gut zu schaffen. Deshalb empfinde ich es auch unproblematisch, dass die Bewegung von Charakteren und Gegnern nicht immer hilfreich für Trefferbereiche und Kooperation ist.

Mein Resort wurde praktisch errichtet, nicht ästhetisch.

Like a Dragon: Infinite Wealth ist ein tolles, unterhaltsames Spiel und für mich gleich im Januar ein erstes Highlight des Jahres.

Vielen Dank an SEGA für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series S.