Avatar: Frontiers of Pandora (Review)

Damals, also ich noch oft ins Kino gegangen bin, war Avatar in 3D eine Offenbarung für mich. Die Technik war beeindruckend, auch wenn die Geschichte da nicht mithalten konnte. Den zweiten Teil habe ich bisher immer noch nicht gesehen, das ist aber für das Verständnis der Geschichte kein Problem, da diese meines Wissens zwischen den beiden Filmen spielt und sich nur die Welt teilt. Nach dem Charaktereditor, der gar nicht so viele Möglichkeiten bietet die man sonst kennt, übernimmt man die Kontrolle aus der Egoperspektive. Die Einleitung ist schnell erzählt, als Kind wurde unser Na’vi zusammen mit vielen anderen entführt und fristet jetzt sein Dasein in einer Anlage der RDA, einer menschlichen Einheit, die es sich zum Ziel gemacht hat den Planeten Pandora auszubeuten. Er wird dort unter Aufsicht von Mercer ausgebildet und natürlich kann er bei einem Ausbruch entkommen. In der freien Welt angekommen ist er bis auf die Hilfe eines anderen Na’vi erst mal auf sich allein gestellt und versucht sich mit einem provisorischen Bogen zur Widerstandsbasis durchzukämpfen. Wie auch mein Protagonist war ich erst verloren in der Welt, denn die Ubisoft typischen Marker gibt es nicht. Vor Spielanfang kann man sich nämlich entscheiden, ob man Hilfe bei der Navigation benötigt oder sich anhand der Beschreibungen zurechtfinden möchte.

Und die Welt ist gigantisch! Wie damals im Kino war ich erst mal von der grafischen Kulisse überwältigt, Pandora sieht einfach traumhaft schön aus. Ich würde sogar soweit gehen dass ich noch nie eine so schöne offene Welt in einem Spiel bestaunen durfte. Die Farben sind kräftig und bunt, die Weitsicht phänomenal und man hat wirklich das Gefühl, auf einem fremden Planeten zu sein. Spielerisch war ich jedoch aufgrund der fehlenden Marker überfordert und wusste teilweise nicht, was das Spiel jetzt eigentlich von mir verlangt. Die Na’vi-Sicht hilft zwar etwas bei der Orientierung, da sie uns die ausgewählte Quest ungefähr anzeigt, ich habe trotzdem etwas länger als üblich gebraucht. Die Flora und Fauna ist uns nämlich nicht wohlgesonnen, Raubtiere, giftige Pflanzen und natürlich Einheiten der RDA begegnen uns immer wieder. Wobei ich hier sagen muss, dass Ubisoft zum Glück mit Zufallskämpfen mit der RDA geizt, wenn man also aufpasst wohin man tritt ist es später gut machbar. In der Basis angekommen wird man auf den aktuellen Stand gebracht und es kommt wie es kommen muss, man ist einer der letzten Überlebenden eines eigentlich ausgestorbenen Clans und macht sich auf, Pandora aus den Fängen der RDA zu retten. 

Neben der Hauptquest gibt es auch viele Nebenquests, wobei die nicht so nebensächlich sind wie suggeriert wird. Denn ähnlich wie bei den modernen Assassins Creed hat man ein Kampflevel. Dieses wird durch Fähigkeiten und insbesondere durch Ausrüstung gesteigert, was immens wichtig ist. Denn selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad kommt man schnell in die Bredouille, sofern man 1-2 Level unter den Gegnern ist. Diese machen dann weitaus mehr Schaden und stecken viel weniger Schaden ein, was mich viele Neuversuche gekostet hat. Dazu muss ich aber sagen, dass ich ein Spieler bin, der gerne mit dem Kopf durch die Wand geht und sich erst mit einem System befasst, wenn er absolut nicht weiterkommt. Das ist bei Avatar der Fall, im offenen Kampf hatte ich keine Chance und auch beim Schleichen wurde ich oft entdeckt. Es hat also gedauert bis ich das mit den Leveln verstanden habe, denn es macht einen riesigen Unterschied aus der mit Skills nicht zwangsläufig aufzuholen ist. Also habe ich angefangen Nebenquests zu machen, Fähigkeitspunkte zu sammeln und zu craften. Ich glaube Avatar ist somit eines der wenigen Spiele, die mich zum Craften gezwungen haben. Bei dem System bin ich sehr zwiegespalten, ich hatte sehr viele frustrierende Momente und war gezwungen mich mit dem System auseinanderzusetzen auf der einen Seite, auf der anderen Seite musste ich mein Spiel umstellen und etwas Neues auszuprobieren. Ich war auch froh dass neue Ausrüstung etwas Besonderes war und man nicht andauernd im Menü hängen musste.

Neben den normalen Fähigkeitspunkten gibt es auch sogenannte Ahnenfähigkeiten, die aber gut versteckt sind. Mit diesen ist es zum Beispiel möglich eine Art Doppelsprung durchzuführen. Zudem bekommt man recht früh im Spiel ein technisches Hilfsmittel, um Hacks durchzuführen. Neben Türen und Stromgeneratoren ist es auch möglich, die Mechs und Geschütze der RDA zu manipulieren. Der schönste Moment des Spiels war aber die Quest, um meinen eigenen Ikran zu bekommen. Ich musste bis hoch oben auf einen Berg klettern, zusammen mit der toll eingespielten Musik und der Angst zu fallen kam ich immer weiter nach oben. Als der Ikran mich dann erwählt hat wurde die offene Welt noch offener. Endlich konnte ich durch die Lüfte gleiten und die Welt noch mehr genießen. Bis dahin war ich ehrlich gesagt nicht so begeistert von Avatar, ich bin zu oft gestorben, das Levelsystem hat mich genervt und obwohl die Bewegung zu Fuß steuerungstechnisch sehr gut war hat etwas gefehlt. Bis zum Durchspielen hat es ca. 32 Stunden gedauert, dabei wurden aber auch die etlichen Tode mitgezählt.

Avatar war ein Auf und Ab der Gefühle. Die opulente Welt, gepaart mit der bekannten Shootermechanik ist eine gute Mischung, zum ganz großen Hit reicht es jedoch nicht. Insbesondere die Detektiveinlagen waren nervig, bei denen man einfach Gegenstände suchen und verbinden musste. Auch das Hack-Minispiel zeugt nicht gerade von Brillanz. Auch das Craften kann nervig sein, weil es zu viele verschiedene Materalien gibt und man sehr viel und lange suchen muss. Oder aber das halbe Spiel mit der Na’vi -Sicht erkundet. Kann man mit diesen minimalen Problemen leben und setzt sich mit dem System auseinander kann man trotzdem viel Spaß haben. Endlich ist eine Ubisoft-Welt nicht mehr mit Markern durchtränkt, stattdessen kann man beim Erkunden viel entdecken und wie schon beschrieben, die Welt ist einfach wunderschön. Zusätzlich gibt es einen Coop-Modus, den ich aber nicht testen konnte, hier wird aber der Fortschritt für beide Spieler übernommen, was hoffentlich Schule macht und in zukünftigen Spielen aller Publisher zur Norm wird. Eine deutsche Sprachausgabe ist bei einem so großen Titel natürlich Pflicht und bis auf ein paar merkwürdige Dialekte gut umgesetzt. Wer also schon immer mal Pandora erkunden wollte ist hier an der richtigen Stelle.

Vielen Dank an Ubisoft für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.