One Piece Odyssey (Review)

Zuallererst möchte ich zugeben, ich habe mit One Piece nicht viel am (Stroh-)Hut. Ich habe nichts vom Manga gelesen, und nur Bruchstücke des Anime gesehen. Ein paar Sachen sind mir also durchaus bekannt, aber das Wissen hält sich in Grenzen. Warum sollte mich One Piece Odyssey von Bandai Namco Entertainment dann interessieren? Nun, ich habe durchaus etwas für JRPGs übrig. Und so hatte ich auch dieses im Blick und die Demo wirkte solide. Also habe ich mir schließlich das komplette Spiel angesehen und ein Abenteuer mit den Strohhut-Piraten erlebt.

Geschichte mit vielleicht bekannten Abschnitten

Zu Beginn von One Piece Odyssey geraten die Strohhüte in einen seltsamen Sturm und erleiden bei der mysteriösen Insel Waford Schiffbruch. Dort nimmt ihnen das Mädchen Lim ihre Kräfte. Der schon vorher dort gestrandete Adio überzeugt Lim, dass die Strohhüte ihre Kräfte zurückbekommen sollten.

Ein Würfel.

Dafür müssen sie seltsame Würfel sammeln, in denen ihre Erinnerungen stecken. Und diese Erinnerungen müssen die Strohhüte dann nochmal durchleben, wenn auch womöglich etwas anders als ursprünglich. Man erlebt also Ausschnitte aus mehreren Storyarcs der Serie. Auch wenn man Zusammenfassungen mit Manga-Illustrationen freischaltet, empfinde ich dieses Konzept nicht ganz überzeugend. Außerdem kann ich mich ohne Vorkenntnisse natürlich auch nicht über ein Wiedersehen freuen. Aber auch das Mysterium um die Insel Waford spielt eine Rolle. Ich fühlte mich von der Geschichte und den Charakteren insgesamt aber durchaus unterhalten.

Durch die Welt

Die Spielwelt in One Piece Odyssey ist wie in vielen JRPGs in Teilgebiete unterteilt, die mal weitläufiger, mal enger sind. Teilweise muss das richtige Gruppenmitglied bei Hindernissen tätig werden. Luffy zum Beispiel kann seine Gummiarme an bestimmten Stellen nutzen, sich wie mit einem Enterhaken rüberzuziehen. Zorro kann Metalltüren zerschneiden. Der kleine Chopper kann niedrige Durchgänge durchqueren, was aber praktischerweise die ganze Gruppe mitnimmt. Nicht jede Fertigkeit fühlt sich besonders individuell an. Gleich mehrere Charaktere können lediglich bestimmte Items aufspüren, die man sonst nicht sieht, und melden sich in dem Fall.

Fast wie ein Enterhaken?

Es gibt auch ein paar einfache Rätsel zu finden, die aber kein ernstzunehmendes Hindernis sind. Außerdem gibt es diverse Quests zu finden. Manchmal erhält man dann nur grob Hinweise, wo man etwas oder jemanden finden kann, statt mit einem Marker den Weg zu weisen. Aber auch das sollte nicht zu viel Irrungen führen.

Rundenbasierte Kämpfe

Bei Kontakt mit Gegnersymbolen in der Welt beginnt ein Kampf in eigener Umgebung, je nach Umständen kann man den Vorteil oder Nachteil haben. Doch es gibt natürlich auch Kämpfe nach Szenen.

Die Kämpfe in One Piece Odyssey sind rundenbasiert, und haben ihre Eigenheiten. Die Gruppe und Gegner können auf bestimmte Bereiche verteilt sein, was Einfluss auf Fertigkeiten hat. So kann ein Charakter zum Angreifen nicht einfach in einen anderen Bereich gehen, wenn er einen Gegner im eigenen hat. Fernangriffe können jedoch andere Bereiche treffen. Außerdem haben Fertigkeiten unterschiedliche Trefferbereiche. Fertigkeiten benötigen TP, die man zu Kampfbeginn und im Kampf erhält, in Mangelfällen kann man auch Items dafür nutzen.

Keine Sorge, in Bewegung sieht man die Hände nicht so.

Interessanterweise kann man die vier aktiven Charaktere und die Reserve ohne Nachteil auswechseln, solange die betroffenen Charaktere in der Runde noch nicht agiert haben. Man kann so auch zwischen Bereichen wechseln. Das ist auch praktisch, da Gegner und Charaktere jeweils Kraft, Geschwindigkeit oder Technik als Attribut haben. Diese stehen in einem Dreiecksverhältnis, das den Schaden stark beeinflusst. Aber es gibt auch noch Elemente und Statusveränderungen, die je nach Gegner unterschiedlich wirksam sind. Sanji kann übrigens keine Frauen unter den Gegnern angreifen. Aber für diese Fälle gibt es ja die anderen Gruppenmitglieder.

Das Kampfsystem ist zwar durchaus interessant, aber für mich hat es sich nicht die ganze Spieldauer getragen. Animationen kann man nicht überspringen, und besonders schwierig ist es auch nicht. Somit fühlen sich Kämpfe oft länger an, als ihr Anspruch fordert.

Das kann man nicht gegen alle Gegner einsetzen.

In Kämpfen können als eine weitere Besonderheit sogenannte „Dramatic Scenes“ auftreten. In der Regel werden bestimmte Gegner stärker und man soll sie schnell genug besiegen, manchmal auch mit einem bestimmten Charakter. Äußerungen von Charakteren untermalen dies. Erfolg wird oft mit vielen zusätzlichen Erfahrungspunkten belohnt.

Eingedeckt mit Accessoires

Als Ausrüstung in One Piece Odyssey gibt es Accessoires. Nach Bosskämpfen und durch Quests kann man oft verhältnismäßig stärkere erhalten. Accessoires haben unterschiedliche Größen, und werden in ein Panel des jeweiligen Charakters eingesetzt. Außerdem kann man im Verlauf Accessoires mit freien Bonusslots noch verstärken, indem man andere opfert. Accessoires können Charaktere deutlich stärken und ich habe immer wieder etwas geschaut, ob ich neue ausrüsten oder verbessern sollte. Nützlich fand ich neben Erhöhen von Statuswerten zum Beispiel auch, jede Runde zusätzlich TP zu erhalten und mir so weniger Gedanken um den Verbrauch zu machen.

Ach wirklich?

Fazit

Insgesamt hat mich One Piece Odyssey auch ohne große Kenntnisse der Franchise unterhalten. Die Optik gefällt mir, vereinzelt stören mich seltsam wirkende Strukturen auf Texturen etwas, die wohl an grobes Papier erinnern sollen. Und auch manche Form und Proportion von Charakteren ist gewöhnungsbedürftig. Damit meine ich ausdrücklich nicht die Oberweite von Nami und Robin. An der japanischen Sprachausgabe habe ich nichts auszusetzen. Fans vermissen jedoch womöglich lokalisierte Stimmen.

Auch die Gruppe fand ich sympathisch, auch wenn manche Eigenheit vielleicht etwas oft auftritt. Luffy liebt Essen, Sanji liebt Frauen, Nami liebt Geld. Brook liebt… Unterhosen? Die Authentizität kann ich natürlich nicht beurteilen. Auch die Musik zum Beispiel scheint mir passend für ein buntes JRPG, aber ob sie auch zum Anime passt, vermag ich nicht einzuschätzen. Das Nacherleben von Teilen mancher Abschnitte der Reihe fand ich für mich nicht besonders reizvoll, sie wussten aber schon zu unterhalten.

Eine gute Idee.

Das Kampfsystem hat sich leider trotz interessanter Ansätze für mich nicht über die Gesamtlänge von über 50 Stunden getragen und hätte schneller sein können. Auch der Anspruch bleibt meist gering. Allerdings habe ich auch eine Menge Nebenquests erledigt, wer nur der Story folgt dürfte einige Stunden schneller fertig sein und es vielleicht manchmal etwas schwerer haben.

Wer japanische Rollenspiele mag und vielleicht auch noch Fan von One Piece ist, kann sich das Spiel näher ansehen.

Getestet auf PlayStation 4.