Atlas Fallen (Review)

Als Atlas Fallen von Focus Entertainment erstmals angekündigt wurde, war mir etwas unklar, was zu erwarten war. Weitere Infos lichteten den Sandsturm etwas. Nun habe ich die Gelegenheit genutzt, mir ein Bild des gesamten Spiels zu machen und mich in die sandige Welt gestürzt. Nachdem ich den Sand gründlich abgeklopft habe trage ich nun die Last zu eruieren, was gefallen und was missfallen hat. Zugegeben kein Vergleich zur Last, die Atlas aus griechischer Mythologie trug. Konkrete Bezüge zu dieser habe ich hier übrigens nicht erkannt.

Essenziell

In der Welt von Atlas Fallen herrscht der Sonnengott Thelos über die Menschen. Viele davon sind als Namenlose im Grunde Sklaven. Für Thelos wird Material abgebaut, das „Essenz“ enthält.

Oh.

Der Protagonist ist ebenfalls ein Namenloser. Wir müssen uns bei der Charaktererstellung also keine Gedanken machen, wie er heißen soll. Die Karawane, der wir angehören, wurde von Wraith genannten Monstern angegriffen, die Wachen scheren sich nur um ihre eigene Sicherheit. Das passt uns nicht und wir beschweren uns. Für diese Aufmüpfigkeit werden wir zur Strafe in die Wüste geschickt, einen Dieb zu schnappen.

Aber dort finden wir eine Art Panzerhandschuh, durch den ein Wesen namens Nyaal zu uns spricht. Mit dessen Kräften können wir uns gegen Wraiths wehren. Und vielleicht die gegenwärtige Ordnung der Welt zerstören. Dabei treffen wir wir natürlich auch auf andere, die kooperieren.

Insgesamt fand ich Geschichte und Charaktere in Ordnung, so richtig packen konnten sie mich aber nicht.

Sprich mit der Hand, ähm, dem Handschuh.

Mit dem Handschuh durch die Welt

Die Spielwelt ist in wenige Gebiete unterteilt, die meist sehr offen gestaltet sind. Verteilt findet man Ambosse, die man mit Nyaals Kräften nutzen kann. Dort kann man sich heilen und Ausrüstung verbessern. Außerdem kann man von Amboss zu Amboss schnellreisen.

Nyaal ermöglicht zudem einen Doppelsprung und im Spielverlauf mehrere Dashs hintereinander in der Luft. Andere Charaktere in der Welt wundern sich eher selten darüber. Mit diesen Fähigkeiten kann man weite Abgründe überwinden und auch einfaches Plattforming kommt vor. Je nach Bodenbeschaffenheit kann man zudem schnell über den Sand schlittern. Die Bewegung macht durchaus Laune.

Neben vielen Truhen gibt es so manchen Aufgabentyp an vielen Orten zu finden. So kann man zum Beispiel bestimmte Artefakte in fester Reihenfolge mit Zeitlimit aktivieren, um eine Truhe zu finden. Die Zeit ist nicht allzu knapp. Es gibt auch Schatzkarten mit Bildern. Damit das nicht zu schwer wird, hilft eine grobe Kartenmarkierung jedoch nach. Manche Schatzkarten findet man, wenn man Tieren mit mal mehr, mal weniger Geduld nachstellt.

Diverse Texte sind zu finden.

Kampf gegen Sand?

Die Wraiths wirken, als würden sie zumindest zu großen Teilen aus Sand bestehen. Kleine Wraiths bekämpft man normal, indem man sie mit Angriffen und Spezialfertigkeiten schädigt. Große Wraiths jedoch haben mehrere Körperteile mit eigenen Lebenspunkten. Metallisch wirkende und zudem auf einer optionalen Übersicht markierte Körperteile sind unser Ziel. Erst wenn diese alle zerstört sind, ist der Gegner besiegt. Das ist einerseits eine interessante Idee, andererseits kann es teilweise stören, wenn im Gefecht andere Körperteile in den Weg geraten. Gerade, wenn nur noch ein Körperteil zu schädigen ist. Natürlich funktioniert die Lock-On-Funktion hier für einzelne Körperteile, was hilfreich sein kann.

Eigener Schaden lässt sich mit einem ausgerüsteten „Idol“ im Kampf simpel heilen. Man kann mehrere Ladungen haben, die durch Angriff wieder langsam aufgefüllt werden.

Gegner in der Luft? Kein Problem .

Das Kampfsystem mit einfachen Kombos und zwei gleichzeitig ausgerüsteten Waffen ist solide, das Tempo passt auch. Durch recht einfaches Parieren können Gegner kurz bewegungsunfähig werden, bei großen Gegner benötigt man mehrere erfolgreiche Versuche dafür. Eine gewisse Gegnervielfalt ist auch vorhanden. Man kann auch in der Luft kämpfen und dort so lange verweilen.

Vereinzelt können das Körperteilsystem, Schutzbarrieren und gerufene kleine Gegner Kämpfe jedoch etwas strecken.

Das Momentum nutzen

Im Kampf baut man, hauptsächlich durch Angriffe, „Momentum“ auf. Dieses sinkt mit der Zeit. Der Momentumbalken ist in drei Abschnitte unterteilt. Je nach aktuellem Stand werden Waffen größer und stärker, allerdings erleidet man auch selbst mehr Schaden. Man kann jedoch mit gefüllten Abschnitten einen besonderen Angriff einsetzen, der das Momentum aufbraucht. Dieser macht Gegner zudem kurz bewegungsunfähig. Kann man Körperteile mit diesem Angriff zerstören, wird dies extra angezeigt.

Oh mächtiger Hammer, zerschmettere meine Feinde.

Das Tempo des Momentumaufbaus fand ich nicht so hoch, zumindest zum kompletten Füllen des Balkens. Auch wenn der erlittene Zusatzschaden für mich nicht so besonders greifbar war, habe ich dann meist eben nicht die stärkste Version des Angriffs genutzt.

Ausrüstung

Man erhält schnell drei Waffen, von denen man nur zwei gleichzeitig ausgerüstet haben kann. Waffen haben ihre Eigenheiten, unterschiedliche Geschwindigkeit und Reichweite. Allzu wichtig ist die Wahl meinem Eindruck nach nicht. Da Waffen nicht aufgebessert werden können und man kein Charakterlevel hat, ist für die Stärkung Rüstung zuständig.

Im Spielverlauf gibt es verschiedene Rüstungen, die sich auch verbessern lassen. Oft war neue Rüstung nach etwas Aufbessern stärker als die vorige am Maximum. Zwischendurch und auch am Ende gibt es aber eine Auswahl mit verschiedenen Schwerpunkten wie Offensive oder Defensive. Man kann bei den Rüstungen bleiben, die man durch Hauptquests erhält. Durch ein Perk-System gibt es jedoch auch Anreiz, ungenutzte Rüstung aufzubessern.

Die „Rüstung“ am Anfang wird schnell ausgetauscht.

Denn beim Verbessern erhält man Punkte, die man für rüstungsunabhängige Perks nutzen kann. So kann man zum Beispiel zu Kampfbeginn schon Momentum erhalten, man kann auch mehr Geld durch Perks finden. Zudem kann man sich per Perk sogar anzeigen lassen, wenn Truhen in relativer Nähe sind.

Auch verschiedene Idols lassen sich im Verlauf ausrüsten. Diese können zum Beispiel höhere Ladegeschwindigkeit für Heilung bieten, oder Heilung beim parieren. Je nach Kampfstil kann man hier das passende wählen.

151 Essenzsteine?

Es gibt in Atlas Fallen laut Infos im Vorfeld 151 Essenzsteine, die man zur Individualisierung ausrüsten kann. Ich habe zugegebenermaßen zuletzt nur rund 120 gehabt. Essenzsteine oder Rezepte zum Herstellen bekommt man für Haupt- und Nebenquests, findet sie in Truhen, oder als Kampfbeute.

Völlige Freiheit hat man jedoch nicht, Essenzsteine sind in aktiv und passiv unterteilt und in drei Tier gegliedert. Dementsprechend lassen sie sich in Slots ausrüsten. Essenzsteine sind nur wirksam, wenn man genug Momentum aufgebaut hat. Aktive Essenzsteine sind meist Angriffe, teils auch Unterstützungsfertigkeiten, die nach Nutzung einen Cooldown haben. Passive können fixe Boni geben, verstärken manchmal bestimmte Aktionen. Manche wirken nur mit einer nicht konkret angegebenen Wahrscheinlichkeit.

Beziehungsweise, da drin.

Essenzsteine bieten Individualisierung, aber übermäßig experimentiert habe ich nicht. Zudem kann man die meisten mit Material aufbessern, was zusätzlich zur Konzentration auf einige wenige führen kann.

Fazit

Nach überschaulichen 20 Stunden habe ich die Geschichte von Atlas Fallen und einen Großteil des Optionalen beendet. Dafür passt die Gegnervielfalt und auch das Umgebungsdesign. Es bleibt nicht sandfarben, daneben gibt es auch grün, Höhlen und etwas Wasser.
Das Bewegungsrepertoire ist durchaus spaßig, Sprungabschnitte werden nicht schwierig.
Ich hatte meist auch Spaß an den Kämpfen, wenn auch das Körperteilsystem und kleine Monster in Kämpfen gegen große dafür sorgen können, dass man nicht das richtige trifft. Dann ist auch das Lock-On-System beim Durchschalten manchmal etwas widerspenstig.

So viel Sand.

Die Geschichte und Charaktere konnten mich nicht so recht packen, nehmen aber auch nicht übermäßig viel Zeit ein. Ein paar kleinere technische Macken und drei Abstürze traten auf. Letzteres sorgte durch automatische Speicherung nur für wenig Verlust.
Auch wenn etwas Sand ins Getriebe geraten sein mag, kann Atlas Fallen durchaus unterhalten.


Vielen Dank an Focus Entertainment für die Bereitstellung. des Testmusters. Getestet auf Xbox Series S.