Reverie Sweet As Edition

Reverie hat einen langen Weg zu den aktuellen Konsolen hinter sich. Ursprünglich 2018 auf der PlayStation Vita erscheinen, wurde es erst für die Nintendo Switch in der Sweet As Edition erweitert und schließlich vor einigen Tagen auf Xbox Series X und PlayStation 5 veröffentlicht. Zwar ist Zelda: Tears of the Kingdom gerade erst einen Monat alt, doch für Fans der klassischen Formel ist Reverie durchaus einen Blick wert.

Reverie Sweet As Edition sieht zwar auf den ersten Blick ein wenig aus wie Earthbound und teilt die idyllische Atmosphäre mit dem Rollenspiel-Klassiker, spielerisch tritt Reverie allerdings fest in die Fußstapfen der klassischen 2D Zeldas. In insgesamt fünf Hauptdungeons muss Tai beim Urlaub bei seinen Großeltern die Toromi-Inseln vom Fluch Hekes und seiner drei Brüder befreien. Das Spiel teilt sich in zwei grundlegende Spielphasen, die Oberwelt, die vor allem auf Erkundung und Interaktion mit den Bewohnern der Insel ausgelegt ist, und die Dungeons, in denen Rätsel und Kämpfe im Mittelpunkt stehen.

Im Vergleich zum großen Vorbild ist Reverie deutlich kompakter, im Test habe ich das Spiel etwa vier Stunden gespielt, bis ich den Abspann gesehen habe. Die Oberwelt ist von überschaubarer Größe und die ersten drei Dungeons sind obendrein recht simpel. Die letzten beiden Dungeons sind hingegen deutlich anspruchsvoller und dürften auch Genre-Veteranen nicht langweilen. Nichtsdestotrotz muss man klar konstatieren, dass Reverie in Sachen Rätseldesign nur selten wirklich clever ist und man in den meisten Fällen die Lösung ohne viel Nachdenken ersehen wird. Zudem gibt es für meinen Geschmack etwas zu viele Räume, deren einzige Aufgabe es ist, eine Reihe von kleinen Gegnern zu töten, um eine Tür zu öffnen. In dieser Hinsicht steht Reverie auf halbem Wege zwischen dem ersten und vierten Zelda-Spiel.

Die Oberwelt ist sehr kompakt, ohne dabei klaustrophobisch zu wirken. Es ist auffällig, dass die Designer subtil die Oberwelt in mehrere Gebiete unterteilt haben, die sich optisch sehr leicht differenzieren lassen. Trotz der kurzen Spielzeit könnte ich noch sehr genau sagen, welche Region sich wo auf der Karte befindet und welche besonderen Bauten sich an den jeweiligen Stellen befinden, was ein gutes Zeichen dafür ist, dass die Oberwelt gut durchdacht gestaltet wurde. Wer eine Vorliebe für Sidequests hat, wird eine Hand voll Nebenaufgaben auf der Insel finden, die sich vorrangig darum drehen, die zwanzig Federn zu finden, die im Spiel versteckt wurden. Die meisten sind in der Oberwelt verteilt, einige sind aber auch an Minispielaktivitäten gebunden. Upgrades wie Herzteile sucht man in Reverie allerdings vergebens.

Das Kampfsystem in Reverie ist sehr eng an die 2D-Zeldas angelehnt und hat ein gutes Spielgefühl. Die Schwertschläge sind schnell und zuverlässig, die Gegner reagieren deutlich auf Treffer und auch gegnerischen Angriffen kann man sehr zuverlässig ausweichen, wenn man aufmerksam spielt. Die Endgegner haben einen moderaten Schwierigkeitsgrad, ohne völlig trivial zu sein. Leider sind sie strategisch allerdings nicht sonderlich interessant und wer gut mit dem Schwert umgehen kann, muss sich nur in geringem Maße auf die Besonderheiten der Endgegner einlassen.

Reverie ist ein nettes, kurzweiliges, aber auch sehr kurzes Action-Adventure im Zelda-Stil, das sich vor allem für Neueinsteiger im Genre lohnt. Die entspannte Atmosphäre sowie die nach hinten heraus interessant designten Dungeons tragen das Spiel mühelos über seine Spielzeit, ohne, dass es je langweilig wird. Allerdings gelingt es dem Spiel leider nicht, nennenswert qualitativ hervorzustechen. Erste Wahl in Sachen Indie-Zelda-Like bleibt in jedem Fall Ittle Dew 2, aber ausgehungerte Zelda-Fans kommende hier zweifelsohne ebenfalls auf ihre Kosten.

Vielen Dank an Eastasiasoft für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.