Final Fantasy XVI (Review)

Die Videospielreihe Final Fantasy von Square Enix gehört zu den bekanntesten RPG-Reihen aus Japan. Dementsprechend erhält ein neuer Titel Aufmerksamkeit. Die einzelnen Vertreter haben Gemeinsamkeiten, sind meist aber voneinander unabhängig und setzen sich voneinander ab. Final Fantasy XVI schlägt einen etwas dunkleren, ernsteren Ton an. Damit habe ich kein Problem, wie ich schon in den Most Wanted im Juni erwähnt habe. Und ich kam mit dem Kampfsystem tatsächlich besser zurecht als in Teil XV.

Obwohl deutsche Sprache verfügbar ist, habe ich wie gewohnt englische Texte gewählt, und japanische Sprachausgabe.

Eiskalt.

Kristalle und Zwietracht

Die Menschen des Kontinents Valisthea gedeihen schon lange durch die dort zu findenden Kristalle, vor allem den großen Mutterkristallen. Aber wie Menschen so sind, führen Gier, Neid und Missgunst immer wieder zu Konflikten. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch Dominus genannte Personen, die mächtige Wesen, Esper, beschwören und ihre Kraft nutzen können. Andere Menschen, die ohne Kristalle Magie nutzen können, werden dagegen versklavt. Zusätzlich angeheizt wird die Situation des Kontinents, da sich das lebensfeindliche Tote Land immer mehr ausbreitet.

Der Protagonist Clive Rosfield ist Sohn des Großherzogs von Rosaria. Eine Tragödie in seiner Jugend führt dazu, dass er auf Rache aus ist. Er trifft auf eine Gruppe, die sich um geflohene oder befreite Sklaven kümmert oder gar dabei hilft. Mit dieser Gruppe kooperiert er.

Die gute Luft bei Ausflügen aufs Land früher.

Clives Weg führt ihn über den ganzen Kontinent, aber von einer fröhlichen Urlaubsreise ist das weit entfernt. Konflikte und Tod warten überall.

Indem man das Touchpad des Controllers gedrückt hält, kann man übrigens außerhalb von Kämpfen meist eine Zusammenstellung von Infos zu gerade wichtigen Personen, Orten und co anzeigen lassen. Das kann manchem eine Erinnerungshilfe sein.

Weltaufbau

Final Fantasy XVI hat keine zusammenhängend gestaltete Welt, man wählt Gebiete auf der Weltkarte aus. In diesen sind weitere Schnellreiseziele zu finden, die von lokaler Karte und Weltkarte aus anwählbar sind. Das reduziert Laufwege bei wiederholten Besuchen. Die Gebiete sind oft eher eng, öffnen sich stellenweise etwas mehr. Außerdem werden manche Abzweigungen erst mit Storyfortschritt zugänglich. Wenn Clive dort eh noch nicht hin muss, stören mich auch verschlossene Tore, verunfallte Wagen oder im Weg stehende Menschen nicht.

Interessant.

Die optische Gestaltung der Gebiete ist meist bodenständig. Unter anderem geht es durch Wälder, Felder, felsige und sandige Orte. Aber auch mysteriöse Überreste einer vergangenen Zivilisation sind verteilt. So manch imposanter oder schöner Anblick ist zu finden.

Actionreiche Kämpfe

Die Kämpfe in Final Fantasy XVI finden in Echtzeit statt. Teilweise gibt es dabei aber auch Szenen, in denen man eine angezeigte Taste im Zeitfenster drücken soll. Zudem halten manche Fertigkeiten während ihrer Dauer die umgebende Zeit an oder verlangsamen sie merklich.

Ich hatte ein wenig Mitleid wegen des Adjektivs.

Das Kampfsystem geht meiner Meinung nach gut von der Hand. Normale Nahkampfangriffe lassen sich in Kombos von bis zu vier Angriffen durchführen. Zusätzlich kann man schnell einfache Magie ohne Kosten nutzen, dafür ist sie aber auch nicht besonders stark. Man kann sie auch als kleine Explosion nach einer Nahkampfkombo einsetzen. Außerdem kann man Aufladen von Magie lernen, was langsamer aber stärker ist.

Manchmal werden kleinere Gegner durch Angriffe weggeschleudert, aber Clives Repertoire ermöglicht es erfreulicherweise, diese geschwind wieder zu erreichen und den Kampffluss aufrecht zu erhalten. Zudem kann er auf am Boden liegende Gegner dann gleich einen stärkeren Angriff einsetzen.

Sting like a bee. Der Fotomodus ist etwas versteckt im Menü unter dem Reiter Attributes beziehungsweise Status zu finden. Per Touchpad aktiviert man ihn dort.

Standardmäßig kann Clive nicht blocken, aber ausweichen. Zeitlich passend eingesetzt verlangsamt das die Umgebung und ermöglicht Gegenangriffe. Wie der ein oder andere vielleicht von anderen Artikeln weiß, gefällt mir das. Das Zeitfenster ist meinem Eindruck nach spielerfreundlich. Ähnlich ist es, wenn man passend zu Angriffen selbst attackiert, wobei mir das Timing dort schwerer schien.

Starke Gegner haben oft eine extra Leiste, die durch Treffer gesenkt wird. Manche Angriffe sind besser dazu geeignet. Wenn man diese Leiste leert, sind die Gegner eine Zeit lang handlungsunfähig und Treffer erhöhen einen Schadensmultiplikator. Dieser und die Leiste werden am Ende zurück gesetzt.

Es gibt auch große Gegner.

Mit der Kraft der Esper

Clive hat zu Beginn schon den Segen des Phönix. Das heißt nicht, dass er unsterblich sei, er kann dadurch aber Magie nutzen. Im Spielverlauf erhält er auch Kräfte anderer Esper.

Die Kräfte von bis zu drei Espern kann man gleichzeitig ausrüsten und im Kampf durchschalten. Der Kreisknopf löst dann die spezielle Esper-Kraft aus. Mit dem Phönix kann Clive sich schnell in Richtung des Gegners bewegen, was ich gerade bei fliegenden Gegnern praktisch empfand. Am Boden hat man dagegen auch gute Alternativen. Ein Esper ermöglicht es, Angriffe zu blocken. Bei manchen Esper-Kräften kann auch zeitlich zu Angriffen passender Einsatz besonders nützlich sein.

Das sieht schmerzhaft aus.

Zusätzlich zu den festen Esper-Kräften kann man für jede gewählte Esper zwei Fertigkeiten unter mehreren auswählen. Diese können sehr stark sein, teils besonders gut gegen Gegnergruppen. Allerdings haben sie nach dem Einsatz einen Cooldown und können in dieser Zeit nicht verwendet werden. Das Steuerungsschema würde zwar prinzipiell auch mehr Fertigkeiten ermöglichen, aber das ist schon in Ordnung.

Wenn man Fertigkeiten mit genug Einsatz von Fertigkeitspunkten meistert, kann man sie auch bei anderen Espern ausrüsten. Im normalen Verlauf erhält man jedoch bei weitem nicht genug Punkte, alles zu meistern. Da ist die Möglichkeit gelerntes zurückzusetzen praktisch.

Geschickter Gegenangriff.

Man kann also im Verlauf die Zusammenstellung von Espern und Fertigkeiten in gewissem Maß an die eigenen Wünsche anpassen. Eine bestimmte Fertigkeit zum Beispiel fand ich gut geeignet, um den Schadensbonus bei handlungsunfähigen Gegnern schnell zu erhöhen. Und zum Abschluss dann mit möglichst hohem Multiplikator eine starke Fertigkeit mit langem Cooldown hinterher. Eine starke Fertigkeit mit großem Wirkungsbereich kann oft auch große Gegnergruppen schnell ausdünnen und somit sehr hilfreich sein. Manche Fertigkeiten können mit passendem Timing auch effektiver sein. Im Fertigkeitenmenü kann man sich die Infos natürlich anzeigen lassen.

Charge!

Begleiter

Clive ist zwar der Hauptcharakter und man kann nicht auf andere wechseln, aber meist ist er trotzdem nicht allein unterwegs. Der treuste Begleiter ist dabei der vierbeinige Torgal. Per Richtungstasten kann man ihm Anweisungen geben, er kann sogar ein bisschen heilen. Allerdings scheinbar nur einen nach Treffern farblich markierten Teil der Gesundheitsleiste, weshalb er kein Ersatz für Heiltränke ist. Der Schnellzugriff für Items findet übrigens auch per Richtungstasten statt, mit der linken wechselt man zwischen Schnellzugriff und Anweisungen für Torgal. Unachtsamkeit führte bei mir zu manchem ungeplanten Itemeinsatz. Tragisch war das aber nicht. Man kann Torgal übrigens auch streicheln. Ich denke zwar nicht, dass das einen Einfluss auf seine Kampffertigkeit hat, aber das ist auch egal. Guter Junge.

Wer ist ein guter Junge?

Auch zweibeinige Begleiter kämpfen oft an Clives Seite. Diesen kann man jedoch keine Anweisungen geben. Streicheln kann man sie auch nicht, aber das wäre auch etwas seltsam.

Esper gegen Esper

Es kommt vor, dass Esper gegeneinander kämpfen. Diese Kämpfe können normalen Kämpfen ähneln. Teilweise kommen auch Abschnitte, die etwas an eine Art einfachen Railshooter erinnern. Allerdings kommen auch vermehrt Szenen vor, oft auch mit geforderten Tastendruck für erfolgreiche Aktionen. Die imposante Inszenierung der Esperkämpfe ist eines der Highlights des Spiels.

Alt trifft neu im Versteck.

Das Versteck als Operationsbasis

Eingangs erwähnte Gruppe hat aus Gründen der Sicherheit ein Versteck. Hier wird geplant und vorbereitet, so einige Szenen finden hier statt. Auch als Spieler kann man sich auf den weiteren Weg vorbereiten. Man kann Items und Ausrüstung kaufen. Auch wenn man der Gruppe viel helfen mag, geschenkt bekommt man das nicht. Aber das ist man als Spieler ja gewohnt. Ein Schmied zur Herstellung oder Verbesserung von Ausrüstung steht ebenfalls zur Verfügung, dafür werden lediglich Materialien benötigt. Netter Kerl.

Beim Gelehrten Harpokrates kann man sich allerlei Infos zu Charakteren und Welt anschauen, die nach und nach erweitert werden. Im Verlauf kann man sich außerdem bei einem weiteren Charakter die Verhältnisse zwischen Personen und die aktuellen wichtigen Ereignisse anzeigen lassen. Zudem kann man dort auch die Verhältnisse zu früheren Zeitpunkten ansehen. So kann man den Verlauf der Geschichte noch mal etwas anschaulicher nachverfolgen als durch die Liste der geschafften Hauptquests im Menü.

Putzig.

Nebenaktivitäten

Final Fantasy XVI hat neben der Geschichte auch noch eine Menge optionale Inhalte. Dazu gehören natürlich Nebenquests. Die meisten erhält man im Versteck, aber auch an anderen Orten gibt es Leute, die Hilfe brauchen. Man muss die Nebenquests aber nicht blindlings suchen, ein Blick auf die Weltkarte und entsprechende lokale Karten reicht. Dort sind sie markiert. Ein Charakter im Versteck, der auf Nebenquests außerhalb hinweist, wirkt da etwas redundant, aber das ist nicht tragisch. Manchmal habe ich ihn trotzdem angesprochen.

Spielerisch sind die Nebenquests nichts besonderes. Es gibt die üblichen Botengänge, Aufgaben Materialien zu sammeln oder Gegner zu besiegen. Die Aufgaben sind aber auch klar genug und werden nicht durch zu vage Angaben oder Zufallsfaktor gestreckt. Außerdem vertiefen sie oft Charaktere und Welt, was immer willkommen ist. Manche Nebenquests sind mit einem Plus gekennzeichnet und bieten besonderere Belohnungen. Zumindest diese würde ich auch Leuten empfehlen, die sich eigentlich mehr auf die Geschichte konzentrieren möchten.

Serienkenner wissen, was gemeint ist.

Zusätzlich gibt es auch ein Jagdbrett mit speziellen Gegnern. Anhand der gegebenen Hinweise soll man diese finden, in der Regel ist das kein Problem. Manche dieser Gegner hinterlassen besondere Materialien, die man beim Schmied für starke Ausrüstung verwenden kann.

Wer möchte, kann im Versteck an einer Steintafel Storymissionen wiederholen und auch ein Arcademodus für Highscore-Jäger steht zur Verfügung. Im Spielverlauf findet man zudem Herausforderungskämpfe mit Zeitlimit und Einschränkungen. Diese motivierten mich persönlich aber nicht wirklich und scheinen mir eher anspruchsvoll.

Flauschig.

Fazit

Final Fantasy XVI hat mir sehr gefallen. Die Geschichte ist spannend, bietet zwischendurch aber auch ruhigere Phasen zum runterkommen. Die Inszenierung kann ebenfalls überzeugen. Gewalt und Blut werden nicht zelebriert, und auch die Nacktszenen sind durch Positionierung und Kamera gemäßigt.

Das Kampfsystem geht gut von der Hand und macht Spaß. Nur selten kam ich mit gegnerischen Angriffen nicht so gut zurecht. Die Esperkämpfe sind imposant inszeniert, enthalten für manche aber vielleicht ein wenig zu viele Szenen mit weniger Spielerinteraktion.

Ich persönlich schätze die Schwierigkeit eher moderat ein. Wem der actionfokussierte Modus dennoch zu schwer ist, kann spezielle Accessoires nutzen, die zum Beispiel beim Ausweichen helfen. Oder den storyfokussierten Modus nutzen.

Wenn ihr nicht spielt, ist dieses Hündchen einsam. Das wollt ihr doch nicht?

Nach dem Durchspielen steht im New Game + ein höherer Schwierigkeitsgrad zur Verfügung, den man dann nicht runterschalten kann. In diesem kann man aufbauend auf dem vorigen Durchgang ein höheres Level erreichen und stärkere Ausrüstung erhalten. Gegner sind natürlich auch dementsprechend stärker, außerdem tauchen teils auch andere Gegner als ursprünglich auf. Da man aber im ersten Durchgang mit Nebenquests und Monsterjagd schon mehr als fünfzig Stunden verbringen kann, nehme ich das erst nach dem Review richtig in Angriff. Insgesamt kann ich Final Fantasy XVI empfehlen.

Vielen Dank an Square Enix für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PlayStation 5.