God of War Ascension (Review)

Nach einem missglückten Start der PlayStation 3 hat Sony mit einer First Party-Offensive und einem langen Atem die Konsole und den eigenen Ruf als Konsolenhersteller gerettet. In der Konsequenz wurde die PlayStation 3 nahtlos bis zum Start der PlayStation 4 mit hochwertig produzierten Exklusivspielen versorgt. Eines der letzten großen Spiele aus eigenem Hause stellte das God of War-Prequel God of War Ascension dar, das ich dieser Tage habe nachholen können.

In God of War Ascension spielt man Kratos kurz nach dem Auslöschen seiner eigenen Familie. Inhaltlich ist der Titel vor God of War und den PlayStation Portable-Spielen angesiedelt, allerdings ist die Geschichte in der Gesamtschau für die Charakterentwicklung Kratos und für die Geschehnisse in den späteren Spielen weitgehend unerheblich. Tatsächlich habe ich mich einen großen Teil des Spiels gefragt, was die Entwickler hier eigentlich erzählen wollen. Dadurch, dass das griechische Pantheon durch die Hauptteile schon weitgehend erschöpft war, ist auch die Einbettung in Kämpfe mit großen griechischen Gottheiten hier deutlich gedämpft.

Gerade nachdem man in God of War 3 gegen Zeus persönlich angetreten ist, ist Ascension auf rein inhaltlicher Ebene ein merklicher Rückschritt. Allerdings ist zweifelsfrei anzuerkennen, dass die Entwickler auch von den maßlosen Geschmacklosigkeiten des dritten Teils Abstand genommen haben. Ascension ist weiterhin ausnehmend brutal, aber die ganz großen Perversionen wurden hier zum Glück nicht wiederholt.

Spielerisch setzt God of War Ascension auf eine Mischung aus schnellen Kämpfen, kleinen Rätseln und cinematischen Hüpf- und Kletterpassagen. Der Löwenanteil des Spiels – ich würde schätzen etwas unter 50% – entfallen wie gehabt auf die Kämpfe, allerdings ist der Rätselanteil bedeutend höher als in God of War 3 und das Spiel bietet eine Menge Abwechslung, da die verschiedenen Spielanteile sehr gleichmäßig verwoben sind.

Das Kampfsystem wurde im Vergleich zu den Vorgängern moderat überarbeitet. Mutmaßlich weil es sich um ein Prequel handelt, ist die Waffenauswahl auf eine einzelne Waffe eingedampft, die berühmten Ketten. Diese können in diesem Spiel allerdings mit zahlreichen Elementareffekten, die man im Laufe des Spiels freischaltet, erweitert werden. Diese Elementareffekte kommen jeweils mit eigenen Kombos, sowie Belohnungssystemen einher, so dass es sich lohnt, im Verlauf des Spiels immer mal wieder den Elementareffekt zu wechseln.

Auffällig ist, dass God of War Ascension einen deutlich größeren Wert auf die Defensive legt, denn das Kombosystem hängt in diesem Spiel eng an der Zahl der gelandeten Treffer ohne Gegentreffer oder längere Pausen. Nur wenn man seine Trefferanzeige weit genug füllt, kann man den Elementarmodus von Kratos‘ Waffe aktivieren und auf die zahlreichen Kombos zurückgreifen. Wird man getroffen, geht der Effekt verloren und man ist wieder auf seine Grundangriffe angewiesen. Selbst auf niedrigeren Schwierigkeitsgraden wird man also geschickt mit der Ausweichrolle umgehen müssen – nicht zwingend um das Spiel überhaupt zu schaffen, aber um effizient und eindrucksvoll kämpfen zu können.

Ein besonderer Schwerpunkt von Ascension sind die viele kleineren und gelegentlich auch größeren Rätsel, die es zu lösen gilt. Manche davon sind optional und dienen nur dazu, Gorgonenaugen oder Phoenixfedern zu sammeln, die meisten sind aber zum Vorankommen zwingend erforderlich. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Zeit, denn in etwa in der Mitte des Spiels erhält Kratos die Fähigkeit, lokal die Zeit vor- und zurück zu spulen, was im Zusammenspiel mit Blöcken und Schaltern zu einigen sehr kreativen Knobelaufgaben führt. Die Rätsel sind zwar in aller Regel nicht besonders schwierig, sind aber doch anspruchsvoll genug, dass man ein wenig herumprobieren und -denken muss.

Das Leveldesign hat, dank der guten Mischung der verschiedenen Elemente ein sehr gutes Pacing und lässt den Spieler nie zu lange ruhen. Es gibt zwar sehr viele Endgegnerkämpfe, diese sind aber im Vergleich zu vergangenen Teilen oft etwas kleiner angelegt. Im Gegenzug wurden einige sehr imposante Setpieces für die Rätselaufgaben gestaltet und die Endgegnerkämpfe auch gegen kleinere Endgegner bieten einige sehr interessante Ideen.

Technisch ist God of War Ascension sehr beeindruckend, wenngleich die Framerate leider unter der grafischen Pracht ein wenig leidet. Nichtsdestotrotz kann man klar erkennen, dass das Team die PlayStation 3 sehr gut beherrscht und einen optischen Eindruck geschaffen hat, der nicht weit hinter frühen PlayStation 4-Titeln zurückbleibt. Im Vergleich zum direkten Vorgänger gibt es aber weniger imposante Kämpfe gegen gigantische Endgegner, die Präsentation ist im Ergebnis etwas weniger wild.

God of War Ascension bietet eine gute Balance der enthaltenen Spielelemente und kann trotz der zum Zeitpunkt des Erscheinens schon zahlreichen Spiele ähnlicher Machart in der Reihe eine Menge frischer Ideen im Design aufwarten. Wer God of War hauptsächlich wegen der Geschichte oder der imposanten Setpieces spielt, wird in Ascension einen merklichen Rückschritt im Vergleich zum direkten Vorgänger erkennen, meines Erachtens ist das Gameplay aber merklich gleichmäßiger stark als das von God of War 3.

Getestet auf PlayStation 3.