The Murder of Sonic The Hedgehog (Review)

Artwork zu The Murder of Sonic The Hedgehog

Sonic hat in seiner langen Karriere einige denkwürdige und manch fragwürdige Abenteuer erleben dürfen. Doch Platformer und Puzzler, Renn- und Sportspiele – einer langjährigen Ikone der Videospielgeschichte reicht sowas doch nicht! Was allerdings am vergangenen 1. April via Steam von SEGA veröffentlicht wurde, klang nicht nur aufgrund des Datums nach einem abstrakten Aprilscherz. The Murder of Sonic The Hedgehog ist aber keineswegs der plumpe Versuch eines billigen Gags. Sondern ein ernsthaftes Adventure mit mörderischem Touch, dem typischen Sonic-Charme und der ein oder anderen Überraschung. 

Ein mörderischer Geburtstag in The Murder of Sonic The Hedgehog

Amy Rose hat Geburtstag und lädt alle ihre Freunde ein. Doch dieser Tag soll etwas ganz Besonderes werden, daher besteigt die Truppe bestehend aus Sonic, Tails, Knuckles, Vector, Espio, Blaze, Rouge, Shadow und natürlich dem Geburtstagskind den Mirage Express. Wir schlüpfen in die Rolle eines gerade als Zugbegleiter eingestellten Quokka, der kurz zuvor vom Zugführer eingelernt worden ist. Oberste Regel: Die Gäste sollen stets sicher und zufrieden auf ihrer Reise mit dem hochtechnologisierten Expresszug sein!

An Bord erwartet die Riege von Sonic-Charakteren die erste Überraschung. Amy möchte ein Murder-Mystery veranstalten. Jeder bekommt eine Rolle zugewiesen, lediglich sie selbst als Journalistin sowie Tails als Detektiv dürfen nicht als Opfer oder Täter herhalten. Nachdem sich alle Freunde auf die einzelnen Waggons des Zuges verteilt haben, beginnt auch schon das Spiel. Doch als wir den “Leichnam” von Sonic bewegungslos vor uns liegen sehen, wird schnell klar, dass es auf diesem Zug nicht mit rechten Dingen zugehen wird.

Screenshot aus The Murder of Sonic The Hedgehog
Geburtstagskuchen esse ich lieber, als ihn auf dem Kopf zu tragen

The Murder of Sonic The Hedgehog ist in erster Linie ein Visual Novel-Adventure alá Ace Attorney oder Danganronpa. In den knappen zwei bis drei Stunden fächert sich auf unseren Ermittlungen ein gar nicht mal schlechtes Krimiabenteuer auf. Allzu anspruchsvoll kommt das Spiel sicherlich inhaltlich nicht rüber, dennoch haben allen voran die Charaktere das Herz auf dem rechten Fleck. Es war sehr unterhaltsam, mit Tails unterwegs zu sein und den Figuren des Sonic-Franchise mal auf andere Weise zu begegnen. Ich kann mir vorstellen, dass Fans der Reihe, die es nicht nur für ihre spielerischen Qualitäten zu schätzen wissen, hier viel Freude haben könnten. Erst zum Ende hin, wenn der Krimi einem eher typischen Sonic-Abenteuer Platz macht, geht der Geschichte ein wenig die Luft aus. 

Ermittlungen simpel und dennoch konfus

Sobald der blaue Igel das vermeintlich Zeitliche segnet, geht das eigentliche Spiel richtig los. Als Gehilfe des Detektiven Tails wandern wird von einem Waggon des Zugs zum nächsten, folgen dabei den Hinweisen sowie dem sehr linearen Storytelling. Jeder Raum ist sein eigener Spielabschnitt bestehend aus den darin befindlichen Charakteren, einem überschaubaren Point’n’Click-Bildschirm und einigen wenigen Hinweisen. Diese können uns helfen, die Freunde in Gespräche zu verwickeln und deren Alibis auf Schwachstellen abzuklopfen. Das Spielsystem ist simpel, gerade weil jeder Abschnitt nur sehr wenige Hinweise bietet und die einzelnen Dialoge sehr leicht zu lösen sind. The Murder of Sonic The Hedgehog setzt hier spielerisch keine Akzente, sondern wirkt durch seine Schlichtheit eher wie eine Hommage an das Genre.

Das wird unterstrichen dadurch, dass es keine Abschnitts-übergreifenden Hinweise gibt. Betreten wir einen neuen Waggon, geht unserem Quokka die Luft aus und muss Ballast abwerfen. Sinngemäß ist es wirklich so! Dadurch spannt sich leider kein spannendes Kriminalgameplay über den Verlauf des Spiels auf. Und das, was sich vorfindet, ist stellenweise derart oberflächlich, dass es schwer fällt, die logischen Verbindungen zwischen Hinweis und Geschehen herzustellen.

Screenshot aus The Murder of Sonic The Hedgehog
Schrödingers Sonic: Tot im Zugwaggon, aber zugleich freudig herumhüpfend..

Doch The Murder of Sonic The Hedgehog wäre kein Sonic, wenn nicht auch ein klein wenig Hüpfspaß vorhanden wäre. Diese kurzen Level finden statt, wenn unser Quokka eine Schlussfolgerung ziehen will, und bieten uns eine kurze Autorunner-Sequenz. In dieser steuern wir Sonic durch einen Hindernisparcour und müssen Ringe sammeln. Werden wir getroffen, verlieren wir fünf Ringe und nur wenn wir das Level mit der erforderlichen Anzahl an Ringen abschließen, ist unser Denkvorgang von Erfolg gekrönt. Diese Abschnitte erinnerten mich in ihrer inhaltlichen Rechtfertigung an einige Danganronpa-Minispiele, sind aber spielerisch reinrassige Platformer. Diese lockern das Spielgeschehen ein wenig auf, allerdings ist hier wie auch bereits bei den herkömmlichen Platformern des Franchise für Nicht-Kenner der Reihe, wie mich, einiges an Trial & Error vorhanden. Hilft auch nicht, dass dieser Autorunner stellenweise etwas unpräzise zu steuern war.

The Murder of Sonic The Hedgehog ist ein kleiner, aber feiner Liebesbrief an das Franchise..

…nicht mehr und auch nicht weniger. Die Veröffentlichung im Zuge des 1. April als kostenloses Spiel mag auf den ersten Blick seltsam anmuten, doch diese Visual Novel mit Autorunner-Elementen ist eine selten gewordene Spezies bei den großen Publishern geworden. Ein Spiel, das sicher nicht zu den Meilensteinen seines Genres gehört. Und welches in den Jahresrückblicken wahrscheinlich vielfach vergessen wird. Doch The Murder of Sonic The Hedgehog ist trotz oberflächlichem Gameplay sowie ausbaufähigem Autorunner ein Produkt voller Herzblut seiner Macher. Die Charaktermomente sind unterhaltsam und das Konzept allein ist sehr kreativ. Und dies alles ohne (direkten) monetären Hintergedanken. So einen Aprilscherz nehme ich gerne!

Auf Steam Deck den Irrungen und Wirrungen eines Sonic-Mysteriums nachgegangen!